2014 galt mein letzter Jahreseintrag einer TV-Serie. Ich habe bei amazon die Outlander-Serie gekauft und war zwischen den Jahren in den Highlands. Im Verlauf dieses Jahres lief das Ganze auch in deutsch, auch im Fernsehen, aber da musste ich mich fremdschämen. Bei manchen Serien ist es ganz gut, wenn man nur die Hälfte versteht. Ein wenig hab ich mich dann aber doch erschreckt: Das soll jetzt schon ein Jahr her sein? Und das Titelphoto des Eintrages zeigte einen Haufen Schnee.
Gut, Schnee gibt es hier bis jetzt noch nicht. Heute saß ich an fast derselben Stelle, bei der ich letztes Jahr das Foto aufgenommen habe – ohne Jacke und im Sonnenstuhl.
Zu Jahresende ziehen die meisten Menschen ja ihre emotionalen Bilanzen aus dem Jahr. Was hat sich verändert ? Was ist gleich geblieben? Was wurde erreicht ? An was ist man so gescheitert? Wer ist gegangen ? Wer ist gekommen?
Das Gute an einem Blog ist ja, dass man so einige Sachen für sich Revue passieren lassen kann, die man so vielleicht vergessen hätte. Gut, einiges fällt einem auch so auf – ich wohne nicht mehr in einer Stadt, sondern auf dem Land. Wäre mir jetzt ohne Blog auch nicht entgangen. Ich sitze heute vor einem eigenem Haus. Krasse Kiste. Richtig angekommen bin ich noch nicht. Es fühlt sich alles noch ziemlich neu an. Ungewohnt. Hat noch keinen Tritt. Keine Geschichte. Ist ziemlich unwirklich. Aber deswegen bereue ich den Auszug aus München nicht. Nicht angekommen zu sein bedeutet nämlich nicht automatisch, dass man noch wo anders ist. Man ist halt dazwischen.
Wie nach einer Nacht richtig langem Schlaf, wenn man mit dem Kindern am Abend eingeschlafen und dann gleich liegengeblieben ist. Und dann wacht man um 5 Uhr morgens auf, ist völlig ungewohnt hellwach und überlegt sich: Was mach ich jetzt bloß? Und dann fällt einem ein, was man am Abend zuvor noch alles hätte erledigen müssen, dass man jetzt verpasst hat und wo das denn jetzt in diesen einen kleinen Tag noch reinpassen würde – mit dem Ergebnis, dass man am besten gleich aufsteht und loslegt.
Alles frisch, alles Chaos, alles überfüllt. Typisch Umzug.
Seit meine Kinder auf der Welt sind, mache ich jedes Jahr ein Fotobuch. Sie sehen es sich echt gerne an, denn es geht in diesem Fotobuch nur um sie. Ich lasse mit den Bildern des Jahres auch damit gleich im Dezember mein Jahr ein bisschen an mir vorüber gleiten. Dieses Jahr war der Titel ihres Buches: 2015 – das Jahr der Veränderungen.
Sehr originell für ein Kinderbuch für 3jährige – wo sich ja praktisch jedes Jahr so viel verändert, aber Stadt/Land und Kinderkrippe/Kindergarten waren dann doch erwähnenswerte Passagen.
Aber jetzt mal weg von den Kindern. Das ist schließlich mein Blog. Was hat sich 2015 für mich im kleinen geändert? Im Mikrokosmos, sozusagen.
Ich glaube, dass ich es ziemlich toll finde, dass meine diesjährige Frühlingsdiät so gut geklappt hat. Beim letzten Mal auf der Waage Mitte Dezember waren es doch immer noch 12 kg weniger als zu Beginn des Jahres. Ohne es zu wollen, mache ich tatsächlich jedes Jahr in der Frühlingszeit irgendeinen Diäten/Erährungsversuch, aber dieses Jahr hat es sehr nachhaltig geklappt.
Ich bin dieses Jahr echt wenig zum Lesen gekommen. Im Jahr 2014 hatte ich noch 18 Bücher in meiner Liste, dieses Jahr sieht es nach sehr viel weniger aus. Aber nach dem letzten Rush mit Dark Canopy hatte ich echt keine Lust mehr, mich so fesseln zu lassen. Da war dann erst mal Pause angesagt.
In 2016 werde ich im Frühjahr eine große Prüfung für mich ablegen. Bei der Industrie- und Handelskammer. Das klingt jetzt für jemandem im Studium nach einer kleinen Nummer, aber ich lerne praktisch nachts. Mit den Jahren und Kindern und Haushalt und Job und Haus wird es immer schwieriger, sich Zeit raus zu schaufeln. Das ging früher einfacher. Jetzt kapsle ich an jeder Ecke ein bisschen Zeit für die IHK ab und hoffe, es wird reichen. Wenn diese Prüfung rum ist, dann ist mir ein ganz schön großer Klotz vom Bein abgefallen. Dieses Jahr war der erste Teil der Prüfung. Nächstes Jahr der zweite, dann ist auch mal gut.
Die Begegnungen veränderten sich. Ich habe lange in der Wohnung gewohnt, aus der ich von München gegangen bin. 10 Jahre oder so. Eine lange Geschichte. Mit sehr vielen Höhen und sehr vielen Tiefen. Meine Nachbarn dort habe ich zu manchen Zeiten regelrecht gehasst. Die Enge war wie ein Dorf. Von Großstadtanonymität keine Spur. Wir haben gestritten, waren falsche Schlangen, haben Wein getrunken und dann wieder gestritten. Ein anstrengendes Haus. Jetzt sehe ich nicht mehr morgens meine Nachbarin mit den Leopardenschuhen, sondern die Berge. Kann man als Verbesserung werten. Meine Blogparade 2015 zu den alltäglichen Begegnungen würde heute anders ausfallen. Aber es gibt sie inzwischen, die Begegnungen.
Kommt man an einen neuen Ort, zu einer neuen Arbeit, zu neuen Kollegen, zu fremden Müttern und setzt sich an einen Tisch, so ist es ein bisschen so, als ob man eine Serie ansieht und mitten drin erst eingestiegen ist. Nicht jeden Namen kennt man, nicht jede Geschichte sagt einem was, man versteht nicht jeden Witz. Oft sitzt man stumm da und hört zu. Versteht einfach noch nicht alles. Aber das macht mir im Gegensatz zu früher keine Angst mehr. Das ist wohl die größte Veränderung, die ich bemerkt habe an mir. Es macht mir nichts aus, nicht zum altem Schlag zu gehören. Obwohl ich mich heimisch bei den Frauen hier fühle, gerne mit ihnen spreche und es mich freuen würde, zu ihren Freundinnen zu zählen. Aber ich weiß, dass ich neu bin und viele hier bereits miteinander zur Schule gegangen sind. Mit Mitte 20 habe ich den Wegfall von meinen besten Freundinnen aus der Schulzeit immer als Manko empfunden. Ich war diejenige, die eben keine Schulfreundinnen hatte. Keine beste Freundin aus der Kindheit mit auf meiner Party saß. (Wir kennen uns schon ewig. Sind die allerbesten Freundinnen und kennen alle Geheimnisse. Wir sind *kicher* wie Schwestern.) Jetzt nicht falsch verstehen, ich habe alte Freundschaften und die bedeuten mir auch was, aber ich mache auch ziemlich gerne Sachen alleine. Oder ich muss nicht immer alles erzählen. Oder ständig was erleben. Und werte Freundschaften nicht mehr nach der Zeit, sondern irgendwie anders. Nach Gesten; Dingen, die mir gefallen; Sätzen; Gesprächen – ich muss nicht mehr mit jemanden 10 mal betrunken gewesen sein und ihn mein halbes Leben lang kennen, um ihn einen Freund zu nennen. Ich nehme die Menschen heute eher aus dem Bauch heraus. Kann lange Funkstille vertragen, glaube an die Freundschaft auf den ersten Blick (!) und nehme es nicht mehr übel, wenn ich merke, dass Menschen von mir nicht genauso begeistert sind wie ich von ihnen. Ich bin irgendwie zufrieden mit meinem Leben.
3 Comments
Morjanne
31. Dezember 2015 at 09:06Was für ein schöner Schlusssatz! Alles Gute für 2016.
uli
31. Dezember 2015 at 09:07Liebe Sabine.
Ich mag die Zeit von Weihnachten bis Silvester ja nicht unbedingt, das gestresste „das muss ich heuer noch erledigen“, das oft melancholische Zurückblicken und der gezwungene Neustart ins neue Jahr… das kann man natürlich auch alles positiv sehen, aber ich kann irgendwie nicht so recht euphorische damit umgeben.
Das Thema Freunde kann ich gut verstehen, war es damals ein halbes Drama, dass die allerallerbeste Freundin eben nicht mehr diese ist – sehe ich das heute schon viel entspannter: Freund auf Zeit, Lebensabschnitt-Freund was auch immer…
Auf alle Fälle wünsch ich dir und deiner Familie ein gutes Ankommen und das Beste für 2016 und für deine Prüfung würd der Mundl sagen: “ heast, tret die Wuchtl“ 😉 und natürlich wünsch ich dir – ganz uneigennützig 😉 – viel Spaß weiterhin mit dem Blog und viele Beiträge 😉
Lg von der anderen Seite des Karwendels,
Uli
Larissa//No Robots Magazine
31. Dezember 2015 at 10:01Das klingt doch nach einem zufriedenen Jahresende. 🙂
Vielleicht hat man es auf eine gewisse Weise auf dem Land mit Freundschaften dann auch leichter. Erstmal ist es sicher schwerer, irgendwo reinzukommen, weil die Strukturen schon so fest sind. Aber dann hält es hoffentlich auch lange, weil eben nicht alles so dynamisch ist. Ich erlebe es ja immer noch, dass ich alle fünf Jahre einen neuen Freundeskreis aufbauen muss, weil der alte nahezu komplett weggezogen ist.
Ich wünsche euch weiterhin einen guten Neuanfang! 🙂