Keine zwei Wochen bis Weihnachten. Unser Adventskalender hängt formschön quer im Wohnzimmer. Ansonsten sieht es bei uns aus wie bei Messies auf`n Sofa. Unbearbeitete Post, Einrichtungskataloge, Zeitungen…die Jungs brauchen jetzt dann unbedingt ein Bücherregal. Die ganzen Bilderbücher, die hier rumfliegen, gehen mir auf den Keks. Unsere Zeit in Bad Tölz ist fast abgelaufen – denn unser Haus ist fertig geworden und wir können einziehen. Natürlich VOR Weihnachten noch. Ja, wir haben dieses Jahr tatsächlich ein Haus gebaut. Bald gibt es mehr davon. Hier in der Nähe. Deswegen sind wir ja erstmal nach Bad Tölz gezogen, damit wir nicht mehr so weit fahren müssen und damit die Kinder im September gleich in *ihren* Kindergarten gehen können. Eine Zwischenstation mit keinem Ankommen-Gefühl. Alles provisorisch. Unser Kleiderschrank ein Camping-Teil. Unsere Fernsehkommode mein Nähtisch.
Gestern saßen mein kranker Sohn und ich auf dem Sofa – mit sehr vielen Decken um uns herum. Er war schlecht gelaunt.Die Nacht davor war Magen-Darm-Session bei uns. So ist es im Dezember hier. Faulheit, Krankheit und unerledigte Aufgaben.
Eigentlich mag ich zu Dezember schon gar nichts mehr ausmachen, mit Freunden zum Glühwein oder ein Wochenende unter Spielern – weil eh alles im Chaos untergeht. Und jedes Jahr benennen wir einen anderen Grund: Umzug, Kinderkriegen, Prüfungen – weiß der Teufel, aber ich kann mich an keine besinnliche Vorweihnachtszeit erinnern.
Ich habe Plätzchendekoration im Internet bestellt – und werde damit wohl Cookies für den Januar bestreichen, denn der Karton steht grad ungeöffnet auf dem Bügelbrett.
Meine Nähmaschine wurde schon mal eingepackt. Mein Strickzeug liegt weinerlich hinter dem Sofa in seiner Kiste. Hoffentlich ist es noch kalt genug, wenn es fertig wird.
Von meinem Fernstudium möchte ich gar nicht sprechen. Da bin ich natürlich auch hinten dran. Keine Frage, ist auch der Wahnsinn. Aber es fehlt nur noch ein Stückchen. Ein kleines Stückchen. Aber dieses Stückchen fehlt mir immer im Dezember.
Weihnachten überfordert mich jedes Jahr. Als ob es um die Apokalypse ginge und wie ein starres Kaninchen vor der Schlange warte ich irgendwann auf den 1. Januar oder zumindest auf den 24sten. Ab da atme ich wieder durch und greife die Dinge an. Dazwischen bin ich einfach irgendwann Standby. Als ob mir kurz vor Schluss die Puste ausgeht. Der Jahresmarathon wird am Ende im Schleichgang zu Ende gebracht.
Gut, die Spuckerei in der Nacht kann einen schon aus dem Konzept bringen, aber es ist jedes Jahr irgendwas. Es ist auch immer überfrachtet. Überall blinken die Lichter. Alarm. Alarm. Der Anspruch ist wohl zu hoch. Alles geputzt, alles sauber, alles erledigt und die Fingernägel frisch gemacht.
In Wahrheit wird bei uns (wie bei den meisten) bis kurz vor dem 24sten gearbeitet und es sind so viele Dinge unerledigt. Trotz Arbeit. Jedes Jahr fallen Sachen hinten über – aber dank Oma gibt´s zumindest was Ordentliches zu essen. Und wenn wir Glück haben, isst bis in 2 Wochen jeder wieder ohne Spuckerle mit.
Die Zeit ist halt knapp im Dezember, knapper als in anderen Monaten. Und überall wird einem suggeriert, dass man jetzt doch einen Gang zurückschalten sollte. Tee trinken. Plätzchen backen. Einen Glühwein trinken.
Ja, schon richtig. Machen wir ja irgendwie.
Aber es tickt die Uhr dabei. Essenpläne müssen ausgearbeitet werden. Einladungen ausgesprochen. Von Ruhe erstmal keine Spur. Denn damit Ruhe einkehrt an Weihnachten, muss halt vorgearbeitet werden.
Nehmen wir an, dein Tag besteht aus 100 Aufgaben. Dein normaler durchschnittlicher Tag. Wenn du jetzt vom 24sten bis zum 27sten mal Ruhe haben möchtest und aus den 100 Aufgaben nur 10 machen möchtest, dann trinken sich die restlichen 4 mal 90 auch nicht einfach durch ne Tasse Tee weg. Da musst du dann vorher halt gut ackern und auf 150 kommen, denn die 100….die sagen jeden Tag *Guten Morgen* zu mir.
Milchmädchenrechnung. Ist aber so. Vielleicht gehört der Stress deshalb auch dazu. Und die Sache mit dem Magen-Darm-Virus.
Besinnliche Weihnachten euch allen.
3 Comments
Tanja
13. Dezember 2015 at 23:02Volle Zustimmung. Wir haben heute, obwohl wir den ganzen Tag zu Hause waren (ja, auch hier wird gespuckt), vergessen, die dritte Kerze am Adventskranz anzuzünden! !! !!!! Ich fühle mich extrem rabenmutterig möchte mich weinerlich zu Deinem Strickzeug in eine Kiste legen.
Ursula
13. Dezember 2015 at 23:48kopf hoch
auch ieses mal wird es wieder den 1. Januar geben.
es wird mit den Jahren beser, ich spreche us Erfahrung und ich hatte noch 2 kinder geburtstage im Dezember.
Larissa//No Robots Magazine
14. Dezember 2015 at 08:08Ich bin ja seit Jahren ein totaler Weihnachtsmuffel und habe nur meinem Mann zuliebe irgendwie am Fest teilgenommen. Wäre ich alleine, würde ich wahrscheinlich gar nicht feiern.
Jetzt mit Kind ist das natürlich was anderes. Einem Kind will man ja schon ein schönes Weihnachten bieten. Aber ich vermeide trotzdem jeden Stress. Dieses Jahr gibt es KEINE Verwandtenbesuche (ich habe mal ausgerechnet: Unsere übliche Weihnachtstour sind mal locker mindestens 1700km) und außer dem Kind bekommt auch niemand Geschenke. Und dem Kind ist es zum Glück auch noch völlig egal, dass es nur Dinge bekommt, die es sonst auch bekommen hätte. 😉
Aber deine Rechnung kenne ich trotzdem zu gut. Ist doch im Büro auch so. Zwei Wochen Urlaub heißen da halt auch immer. dass man vorher doppelt arbeiten muss, weil die Arbeit ja trotzdem gemacht werden muss. Kein Wunder, dass viele Leute keinen Urlaub nehmen. Erholung ist das meistens nämlich nicht.