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Über den Tellerrand: Der Vogel und das Soziale Netzwerk

bake-608264_1280_FotorÜber den Tellerrand blicken – das ist das Credo der Blogparade, die Kato von Innocent Glow ausgerufen hat. Insgesamt 35 Blogger haben sich diesem Aufruf angeschlossen. Es ist ein Spiel. Es gibt eine Liste, auf der man seinen Namen findet und man soll der Person, die unter einem steht, ein Thema zuteilen, dass nicht oder wenig blogtechnisch von dieser Person behandelt wird. Meine Person war ein Mädchen – im besten Sinne des Wortes. Blutjung und von der Welt inspiriert: Mademoiselle Moment. Der Name ist Programm und ich habe Mademoiselle Moment einen Moment heute innehalten lassen und gab ihr das weite Feld der Kindheitserinnerungen.
Carmen von online-wirbel hat mir ein Thema gegeben.

Ich sehe, dass Du bei Twitter, Google+ und Facebook aktiv bist, über Bloglovin kann man Dir auch noch folgen. Erzähl doch etwas über Dein Verhältnis zu den verschiedenen Plattformen, wo bist Du gerne aktiv, wo weniger, was macht Dir Spass daran und auf welchen Plattformen folgst Du am Liebsten anderen Menschen?

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich keinen anderen Menschen folge. Ich folge Stimmen, Bildern, Geschichten, Zitaten, Musik und Firlefanz, hinter denen natürlich Menschen stecken. Ich blicke aber nicht ungefragt in fremde Wohnzimmer. Ich folge Blogs, die explizit einen gewählten Einblick in ihr Leben lassen. Manchmal habe ich aber auch da freilich das Gefühl, dass ich gerade auf die nackten Brüste einer stillenden Mutter starre, aber meistens denke ich eher, dass is so gelackt, das kann nicht echt sein. Mit diesen anderen Blogs interagiere ich grad am liebsten auf Facebook. Ich like oder teile, ich hinterlasse Kommentare oder öffne die Blogs über ihren Facebook-Link. Dabei hatte ich nicht immer so ein easy Facebook-Verhältnis.

Ich habe meinen privaten Account gelöscht und mir selbst eine Pause verordnet. Inzwischen bin ich privat und mit diesem Blog als Seite wieder dort zu finden. In meiner privaten Timeline werden aber meistens Zeitungen oder Nachrichten angezeigt, es gibt weniger Freundesstatusgedönse. Diesen Umgang mit dem Medium habe ich von No robots gelernt.

In meinem privaten Account ist alles öffentlich. Ich möchte mich selbst zum Nachdenken bringen, was ich wie poste. Ich möchte, dass ich nicht mehr das Gefühl habe, dass das eh nur meine Handvoll „Freunde“ lesen. Es ist Facebook. Es ist nicht privat.

Mit dem Fadenvogel folge ich anderen Blogs und teile oder like gerne mit meinem Vogel. Ich sehe Facebook inzwischen eher als Sammelsurium und bin immer skeptisch, wenn Blogs gar keinen anderen Beitrag als ihre eigenen auf ihrer Seite haben. Früher habe ich meine Beiträge auch automatisch dorthin verlinkt. Heute mache ich das händisch und schreibe nochmal einen kleinen Text dazu. Dabei ist mir aufgefallen, dass manche Blogger ihnen fremde Beiträge nicht wirklich teilen, sondern direkt in ihrer Facebookseite verlinken. Auch das biete ich ja bei Fadenvogel an, nur manchmal sehe ich dann in meiner Statistik, dass meine Klicks hochgehen und ich wundere mich und suche nach meinen Beiträgen bei Facebook. Ein so verlinkter Beitrag in der Timeline von jemand anderen kann auch mal Kommentare abkriegen, die wohl nicht passieren würden, wenn der Beitrag nicht so scheinbar herrenlos im Netz stehen würde. Ich hatte zwar noch keinen richtigen Shitstorm, aber die Menschen reden garstiger, wenn sie denken, man höre ihnen nicht zu. Ich höre immer. Und ich antworte auch, wenn Facebook es zulässt.

Twitter habe ich erst kürzlich entdeckt. Ich hatte auch dort immer nur automatisch meine Beiträge online und habe sonst nie dorthin geguckt. Bis ich mal aus Spaß am HashtagTatort mitgetwittert habe. Ein großer Spaß. Die Verbindungen bei twitter sind lose. Man folgt, entflogt, man vergibt keine like-Herzchens, man zitiert – viel schneller als bei Facebook. Bei twitter ist immer die Hölle los. Ich verhalte mich zwar nicht anders bei twitter, aber ich kenne dort wirklich niemanden persönlich. Doch, eine. Ich liebe die Einschränkung der Worte und ich mag witzige treffende Kommentare zu Tatort oder zum Alltag. Sarkasmus liegt mir manchmal. Ich habe aktiv nach Kommentaren von Personen gesucht als ich diesen Artikel schrieb und ich war überrascht, wie offen twitter ist. Ob das allen immer so bewusst ist?

Ich habe dort auch erst Zeitungen und Politiker verfolgt, aber da Twitter so schnell ist, lese ich kaum meine Timeline, sondern suche nur über Hashtags direkt. Manche Bloggerkollegin treffe ich so fast nur auf twitter. Das ist wie ein anderer Ausschnitt. Inzwischen sagen mir die Accounts dort mehr und ich halte auch Kaffeeklatsch dort ab.

Bloglovin war meine erste Anlaufstelle für das Lesen von Blogs. Inzwischen bin ich dort gar nicht mehr so oft. Meine erste Begegnung mit dem Portal hatte ich hier schon mal beschrieben. Ich mag es nicht, dass ich nur über bloglovin zu den Post gelange und dabei manchmal Schwierigkeiten mit dem Kommentieren habe. Bloglovin entlässt mich nicht zu der Webseite, da ist Facebook einfacher. Vielleicht bin ich zu doof. Ich muss die Blogs und Artikel mal besser sortieren dort.

google+ ist mein Stiefkind. Ich werde nicht warm damit. Ich hatte lange Zeit nur einen Leser dort – meinen Mann…Dann ist ein Verlag dazugekommen und ich habe mich ein bisschen erschreckt, dass irgendwo eine Marketingtante oder ein Marketingonkel sitzt und meinen Blog aus beruflichen Gründen vernetzt. Ich überlege, die Seite wieder zu schließen oder sie weiterhin stiefmütterlich zu behandeln. Da ich keine private Email-adresse verwende, ist mein Account auch null verknüpft mit meinen Freunden. (Was für ein seltsames Facebook-Wort, dass *Freunde* nun synonym mit mir persönlich bekannte Personen verwendet.)

Meine Bücherkiste ist lovelybooks. Seitdem ich weiß, dass man seinen Lesestatut auf seinem Blog verknüpfen kann, bin ich da öfter. Ich finde es hochspannend, bei anderen Leuten im Bücherregal zu stöbern. Obwohl ich Posts über Bücher fast nie aktiv lese, sondern wenn dann nur passiv nach dem Buch auf anderen Blogs suche, mag ich zumindest den Lesestatus gerne. Abgeguckt habe ich das natürlich von einem anderem Blog. Aber wie sagt man da unter Bloggern?…Inspiriert von einem anderen Blog.

Insgesamt interagiere ich also irgendwie oft und viel. Ich lese Kommentare und sehe mir die Blogs dahinter an, wenn es welche gibt. Ich hüpfe von Blog zu Blog über Kommentarfelder und mag das große Gespräch. Oft wird unter Bloggern diskutiert, wie viel Aufmerksamkeit man denn wirklich für seinen Blog haben will. Ich sehe meinen Blog – also das Schreiben an sich – eher als positive Innenwirkung für mich. Ich halte mich selbst an, resümiere über die Dinge, die nur wirklich mich angehen. Fasse zusammen. Ich mag das Format, ich finde, es sieht irgendwie *fertig* aus, wenn es als Beitrag in meinem Blog steht. Mehr als ein Gedanke in einem Notizbuch. Ich mache das tatsächlich wegen der Innenwirkung für mich und mein Leben. Eine Insel, eine große Schwester, die mich ermahnt, Dinge durchhalten, Sachen wieder aufzugreifen, etwas genauer zu formulieren.

Die Außenwirkung, das Gespräch, schätze ich aber aus anderen Gründen auch. Ich finde, dass man im Netz zwar negative Kommentare wohl schneller kriegt als im Leben 1.0, dafür aber auch positive schneller. Die Reaktionen sind unmittelbar und in der heutigen schwammigen Welt ist das doch ein guter Grund für einen Blog, zwei gute Gründe.

Man könnte es auch so formulieren. (Um ein Hausfrauen-Bild zu gebrauchen…) Der Blog ist mein Kuchen, den ich Samstag Abend backe. Ganz alleine und für mich, zunächst. Das Backen ist eine ganz eigene Tätigkeit. Manchmal finde ich, ich mach richtig kreative kleine Törtchen, manchmal habe ich das Gefühl, ich reiße eine Backmischung auf. Ich weiß nie, was ich denn backe und kaufe wahllos Zutaten ein. Ich mag es, wenn mein Schrank voll ist.  Wenn der Kuchen fertig ist, bin ich erstmal stolz und habe das Gefühl, ich hätte was gemacht. Was Gutes.

Mit diesem Kuchen gehe ich dann Sonntag morgen zu einem Brunch. Ich stelle den Kuchen auf das Büffet ab, setze mich an den Tisch und beäuge die anderen mitgebrachten Sachen. Ich unterhalte mich mit den anderen, rolle mit den Augen über mitgebrachte Kekse aus dem Supermarkt, die auch noch die Keksfirma bezahlt hat, ich staune über die dreistöckige Torte vom Nachbartisch und mache Photos davon, weil ich auch mal so was backen möchte. Ich war schon immer jemand, der gerne Menschen um einen Tisch hatte. Ich wollte immer schon vernetzen und in einem Netz sein. Und ab und zu gucke ich, ob mein Kuchen schon gegessen wurde. Ich staune, wenn die Backmischung gut ankommt und bin enttäuscht, wenn meine verzierten Törtchens verschmäht werden. Und ich freue mich, wenn jemand mit vollem Mund an mir vorbeiläuft, mit einem Stück meines Kuchens in der Hand, und mir zuzwinkert.

Ist noch Kaffee da?

Photo: Pixabay.com

 

 

6 Comments

  • Hana Mond
    1. Mai 2015 at 10:21

    Facebook, Twitter &Co. sind mir ziemlich fremd. Ich habe mittlerweile einen Facebook-Account, weil sich meine Rollenspielgruppe über FB organisiert … das wars. Mir sind diese Netzwerke zu wenig nachhaltig, zu sehr auf den Moment ausgelegt – will man nochmal etwas nachschauen, was man dort mal gesehn hat, ist es bereits in der Flut neuer Momentaufnahmen verschwunden. Ich liebe einfach praktische Dinge, und Facebook finde ich nicht praktisch … und ich wundere mich regelmäßig, warum so viele Menschen diesem furchtbar unpraktischen Ding so verfallen sind.
    Manchmal frage ich mich, ob ich anders darüber denken würde, wäre ich heute ein Teenager – ich bin ein Kind der 80er und 90er und ohne Internet aufgewachsen. Ich liebe das Netz, aber vor allem die Diskussionsforen und Blogs – Seiten, die geordnet und sortiert sind und darauf ausgelegt, Inhalt zu speichern und zum späteren Nachschlagen bereitzuhalten. Aber diese „Jetzt gepostet, in ner Stunde vergessen“-Mentalität passt einfach nicht zu mir, mein Leben ist nicht so schnelllebig, ich bin ein Planer, ich mag es langfristig.
    Dementsprechend ist mein Blog nicht auf Facebook. Wer mit mir über meine Postings sprechen möchte, muss mir einen Kommentar schreiben … ich tausche mich entsprechend wohl weniger aus als andere Blogger, könnte vielleicht viel mehr Publikum haben … aber das ist okay. Facebook ist nicht das Richtige für mich. 🙂

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  • Roxy | early birdy
    1. Mai 2015 at 10:41

    Der Kuchenvergleich ist das BESTE was ich je übers Bloggen gelesen habe! Einfach großartig! Ich huldige dir!
    g+ hat leider ein bisschen zu lange geschlafen – waren halt alle schon bei fb. Find ich schade, weil ich ansonsten google-Produkte echt sehr sehr schätze und g+ ein viel schöneres Design hat als fb. Aber ich bin da auch nie unterwegs. Und mit Twitter beginne ich jetzt auch langsam warm zu werden.

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  • Lexa
    1. Mai 2015 at 11:55

    Na toll, jetzt habe ich Lust auf Kuchen. 😀 Dieser Vergleich ist wirklich super. Total passend, auch, wenn es am Anfang gar nicht glaubt.

    Bei FB bin ich mit dem Blog nicht, dafür bei G+.Gefällt mir dort besser und es kommen auch Leser von dort. Kommentare passieren bei mir allerdings eigentlich nur auf dem Blog direkt. In den Netzwerken (ich nutze auch Twitter und Instagram, allerdings mehr privat als direkt für den Blog) kommt wenig bis keine direkte Reaktion auf meine Beiträge. Dafür Klicks von da auf meinem Blog.

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  • […] Ich durfte für Sabine vom Fadenvogel das Thema auswählen und habe ihr zwei Möglichkeiten gegeben. Sie hat sich für einen Beitrag zu ihrem Verhältnis zu Social Media entschieden. […]

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  • Larissa//No Robots Magazine
    4. Mai 2015 at 16:07

    Yeah! Es ist immer toll, wenn man hört, dass man anderen etwas beibringen konnte! 😀
    Twitter habe ich mal eine zeitlang genutzt, fand es dann aber auch zu schnell und stressig. Und Google+ ,,, nutzt das überhaupt jemand?
    Kann es sein, dass du bei Bloglovin eingestellt hast, dass Seiten über den Bloglovin-Frame aufgerufen werden sollen? Das hat mich früher auch genervt, aber seit ich das ausgestellt habe, läuft alles super. Immer noch mein organisiertester Ort, um Blogs zu folgen.

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  • […] Ich durfte für Sabine vom Fadenvogel das Thema auswählen und habe ihr zwei Möglichkeiten gegeben. Sie hat sich für einen Beitrag zu ihremVerhältnis zu Social Media entschieden. […]

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