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Die Tribute von Panem – Überblick und Filmkritik

Als geschätzter Kenner der Jugendbuchdystophien kam ich natürlich auch nicht am Spotttölpel vorbei. Der Film läuft derzeit mit einem großen Hype im Kino. Die Gemüter sind gespalten – genial oder witzlos?

Die Tribute von Panem oder im Original The Hunger Games ist eine Romantriologie einer gewissen Suzanne Collins. Frau Collins ist eine Amerikanerin um die 50, sie ist im Kinderfernsehen zu Hause und hat bereits eine andere Kinderbuchserie als Buch herausgebracht. Kennt kein Mensch. Die Tribute kennt inzwischen jeder. Es gibt wohl Plagiatsvorwürfe, denn die Geschichte klingt bekannt, ist aber in dieser Zusammensetzung dann doch neu, würde ich mal platt behaupten.

Um was geht es?

Es geht um eine Gesellschaft in der Zukunft. Sie ist ganz anders strukturiert und sie erinnert uns an das alte Rom. Es gibt ein Zentrum, das Kapitol. um dieses Zentrum herum liegen die Distrikte 1 bis 12.

Jeder der Distrikte hat ein eigenes Thema: Holzverarbeitung, Kohleabbau, Landwirtschaft, usw. Alle Distrikte dienen letztendlich dem Kapitol und versorgen es. Doch die Distrikte leiden darunter: es herrschen Hunger, Not und Zwangsarbeit. Die Distrikte haben sich in der Vergangenheit bereits einmal gegen das Kapitol zur Wehr gesetzt und den Krieg verloren. Ein früher existenter Distrikt 13 wurde bei diesem Bürgerkrieg völlig zerstört. Das Kapitol hat seine eigene Erinnerungskultur zu diesem Krieg erfunden: Die sogenannten Hungerspiele. In einem aufwendig medial inszenierten jährlichem Ereignis werden von jedem Distrikt je zwei Jugendliche in eine Arena gesperrt und diese Jugendliche kämpfen erinnernd an Gladiatoren gegeneinander. Am Ende bleibt nur ein Überlebender übrig: der Sieger. Die Jugendlichen werden Tribute genannt. Tribute, da jeder Distrikt in Erinnerung an den todbringenden Aufstand zwei seiner Kinder zu opfern hat. Diese Tribute erreichen in der kurzen Zeit ihres Lebens erheblichen Einfluss und werden im Fernsehen und in Shows aufwendig in Szene gesetzt.

Die Hauptfigur Katniss ist ein solcher Tribut und mit ihr erleben wir den Horror der Spiele, die sich im Laufe der Bücher ganz anders entwickeln als von den Machthabern im Kapitol erdacht.

Im Kino liefen inzwischen 3 Filme, wobei der letzte Roman in zwei Teile aufgeteilt wurde. Ein finaler Film fehlt also noch. Das Ende, das ich mir genauso eindeutig erhoffe wie in den Büchern.

Den ersten Film zu den Tributen von Panem habe ich mir angesehen und war erst erheblich irritiert. Irritiert deswegen, weil das antike/römische Thema in ein völlig anderes Setting verwandelt wurde. Das Kapitol erinnert an ein Frankreich mit weißen Perücken und Puderdosen, die Distrikte erscheinen im Grau der 20er Jahre. Die Schrillheit und die Rauheit der Kostüme müssen erst einmal verdaut werden. Auch wie schön die Hauptdarsteller sind. Ein Leben in den Kohleminen scheint gegeltes Haar und Perlenzähne nach sich zu ziehen – aber, na gut, das habe ich ja schon bei der anderen Dystrophie bemängelt.

Der erste Film ist eine in sich geschlossene Geschichte und handelt hauptsächlich um die Spiele, an denen Katniss teilnehmen muss. Die Arena ist ein waldähnliches Gelände und es gibt einige für uns unbekannte Tiere wie zum Beispiel der berühmte Spottölpel, der das wiederholen kann, was er hört.

Der zweite Film ist eine klare Steigerung zum ersten Film, hier geht es nämlich um die Spiele, die sich im Jahr darauf ereignen. Da es sich um ein sogenanntes Jubeljubiläum handelt, also um die 75. Hungerspiele (3 mal 25 Jahre), ist die Arena um einiges komplizierter. Das Ende ist abgebrochen und offen, wer ist der Feind? Wer ist ein Freund? Alles scheint offen…

Und genau hier setzt der neue Film zum ersten Teil des 3. Teiles an. Mockingjay – jenes Kunstwort ist in der Geschichte ein Vogel, der zum Symbol wird – ein Spottölpel eben. Und der Film entlässt uns genau an dem anderen offenen Ende der Geschichte wieder.

Ich bin überrascht, wie gut es mir gefallen hat. Inzwischen komme ich mit den Kostümen sehr gut zurecht, mehr noch, sie finde sie genial und sehe mir das eine oder andere Teil genauer an. Hinzu kommt, dass die Geschichte wirklich sehr gut und nicht zu kurz aus den Büchern nacherzählt wird und das Thema der Medienmanipulation, der Kriegspropaganda mit der antiken Mischung finde ich für einen Jugendroman genau richtig. Einzig die Liebesschnulzen sind mir immer schleierhaft – der eine oder der andere. Katniss scheint ihren Kopf stets an den zu lehnen, der grad dasteht. Schade, dass ich noch keinen Jugendroman gesichtet habe, der es geschafft hat, Liebe und die starke Frau ausreichend zu würdigen – es scheint immer entweder oder zu sein.

Hier habe ich euch einen Artikel verlinkt, der von Studenten berichtet, die ein Widerstands-Symbol aus dieser Filmreihe genommen und auf eigene Missstände hinweisen. Vermischung von Fantasy und Realität?

1 Comment

  • Larissa//No Robots Magazine
    25. November 2014 at 10:52

    Mich hat der ganze Hype erst nur vage interessiert, sodass ich mir einmal die komplette Zusammenfassung auf Wikipedia durchgelesen und es als Schwachsinn abgestempelt habe. Dann habe ich mir den Film doch mal im Fernsehen angesehen (hauptsächlich wohl wegen Jennifer Lawrence) und war überrascht, wie sehr er mich doch bewegt. Im Endeffekt ist das Ganz ja gar nicht so dystopisch, wie wir glauben. Ich denke, das „Panemgefühl“ haben viele Menschen auf der Welt, gerade in den letzten Jahren. Deswegen wundert es mich auch gar nicht, dass Studenten für den Gruß verhaftet werden. Das zeigt nur, dass die Thematik ziemlich aktuell und lebensnah ist.

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