Kindergarteneltern erinnern mich an Klassenkameraden – mit manchen freundet man sich an, andere würde man auf der Strasse nicht wieder erkennen. Und ab und an gibt es dann Aktionen. Diesen Freitag werden Adventskränze in der Kirche verkauft. Diese Adventskränze werden von den Kindergarteneltern vorher gebunden…but, let´s face it: diese Kränze werden von den Müttern vorher gebunden. Nun gut, ich hatte Zeit und habe mich eingetragen. Ich habe zwar noch nie einen Adventskranz gebunden, aber man sollte sich die Dinge ja immer erst grundsätzlich angucken. Im Hinterkopf meines städtischen Ichs muss ich aber zugeben, dass ich die Vorstellung von klassischen Adventskränzen oder Türkränzen schon sehr sehr *hüstl* spießig finde.
Der Vorraum des Kindergartens wurde in ein Meer aus Immergrünen getaucht. Es gab so unglaublich viel Material – selbst Moos und Efeu wurden gebracht. Von vielen Sachen kenne ich nicht die Namen. Okay, ich weiß, wie der Busch da aussieht, aber ich bin noch nie in Versuchung gekommen, den Namen dafür gebrauchen zu müssen. Bäume habe ich das letzte Mal in der 4.Klasse benennen müssen. Ihr seht, mein Weg ist noch weit zwischen Daxen aus Tannen oder auch Fichten?
Aber bevor ich mich gewunden habe zwischen Namen wurde mir gezeigt, wie ich die Daxen in kleine Teile schneiden sollte. Ich schnitt also erstmal das Material klein. Es wurde auch schnell klar, dass diese Frauen das schon oft gemacht haben. Mein Wollrock war schnell eingesaut und ich verstand da auch, warum hier viele Schürzen tragen. Nadelt halt wie wild. Den Landfrauen wird ja oft vorgeworfen, dass man sich schwer tut mit ihnen. Sie seien verschlossen und eigenbrötlerisch. Anschluss fände man nicht. Man bleibe immer fremd. Ich spüre davon nichts.
Man rät mir, mich doch an einen eigenen Kranz zu wagen. Kaffee und Glühwein wird gereicht und da ist es dann passiert – ich war im Tunnel. Was für eine meditative und schöne Tätigkeit. Alles ist noch frisch, grün und es riecht nach Wald. Ein Kranz dauert Zeit, aber auch nicht ewig – vielleicht eine Stunde, vielleicht eineinhalb. Ich weiß es gar nicht so genau, aber ich fand diese rohen, ruppigen, mit Moos bespannten Kränze so schön. Keine Ahnung, wie ich je den Gedanken denken konnte, es wäre spießig, öde oder langweilig. Es muss dir halt bloß mal jemand zeigen.
Am selben Abend noch habe ich die erbeuteten Reste verarbeitet und ein paar Fotos gemacht.
Zuerst braucht man einen Strohring – im Baumarkt für ein paar Euros zu haben. Dazu gibt es Bindedraht im Baumarkt.
Zum Anfangen – so riet man mir – soll man einen kleines Stück Draht stehenlassen, damit man diesen zum Schluß zum Zusammenbinden verwenden kann. Ist ja ein Kreis – der Anfang ist auch das Ende.
Man legt sein Grün um den Strohkranz und wickelt den Draht herum. That´s it. Keine Kunst. Sehr simpel. Der Rohling hat aber ein flacheren Teil. Dieser ist dazu da, dass man das Ding noch auf einen Tisch stellen kann und bleibt ohne Grünzeug.
Ich habe festgestellt, dass die Kränze gleichmäßiger und schöner werden, wenn man sich an Muster hält. Nun gut, mit Mustern kenn ich mich als Patchworker aus. Hat man also vier verschiedene Materialien wie Moos, Daxen, Misteln oder anderes, so legt man halt immer alles nach dem anderen. Aber ich bin ja noch der blutige Anfänger in diesem Bereich (blutig übrigens wörtlich, weil ich mir bei der Kindergartenaktion mit einer Heckenschere in den Finger geschnitten habe….)
Natürlich ist das ein Land-Ding. In der Stadt fährt auch niemand schnell mal auf seinen Hof zurück, um noch das eine oder andere Grünzeug abzuschneiden. Ich kann mich erinnern, wie teuer das ganze Material ist, wenn man es beim Blumenhändler kauft. Für meinen eigenen Garten habe ich jetzt schon eine innere Liste von Pflanzen, die ich vor allem zum Kränzebinden anpflanzen werde – und ja, es wird Türkränze geben. Zu jeder Scheiß Gelegenheit im Jahr. Und es wird immer roh, waldig und frisch aussehen. Ich träume bereits von dem Kranz aus Lavendel.
5 Comments
Diana
27. November 2015 at 07:53Von wegen mir landfrauen. Hätten wir uns die letzten Jahre mal vor Weihnachten getroffen und zusammen gebastelt 🙂 gut mit Moos war ich noch nicht unterwegs dafür mit allem möglichen anderen Gestrüpp 😉 schön deine Kränze. Ich wollte dieses Jahr nur eine Schale machen mit allen 4 Kids aber jetzt doch lieber Kränze … Wir hängen den, hüstel hüstel, allerdings nicht an dir Tür das macht die Nachbarschaft und die wird von unten na h oben jünger 🙂
fadenvogel
27. November 2015 at 09:49Sollte das heißen: von wegen *nur* Landfrauen? Oder ist das ein freudscher Versprecher mit *von wegen mia Landfrauen*? Ich möchte ja jetzt nichts sagen, aber hast du mir nicht erzählt, du bist auf dem Land aufgewachsen? Also zerstörst du meine subjektive Statistik jetzt nicht sooo sehr mit deinem Adventskranzgeständnis. Zugegeben, dass hier ist ein *anderes* Land, aber Wald bleibt für mich erst mal Wald….:-)
Diana
27. November 2015 at 22:10Habe lang nach der Bearbeitungsfunktion gesucht, die scheint Mobile zu fehlen ? ja recht hast du mit der Landherkunft und Wald ist Wald … Ob der nun sächsisch oder bayerisch spricht. meinen ersten Kranz gebastelt habe ich allerdings hier vor 4 Jahren mitten in Minga City?
uli
27. November 2015 at 20:59Schön ist er, der Kranz – am besten Weg zur Kranz-Landfrau ?
Roxy | early birdy
30. November 2015 at 09:16Einen wunderschönen Kranz hast du da gebunden! Ich mag vor allem so „bunte“ Kränze, da brauchts auch gar keinen großartigen Schmuck mehr. Aus Ermangelung an Waldwuchs in München, kaufe ich mir die Kränze meist, aber dekoriere sie dann wenigstens selbst. Die fertigen Kränze, die es so zu kaufen gibt, finde ich zu 95% gruselig hässlich.