Heute morgen machte ich mich auf in mein Büro, wo alle bereits in Tracht und mit bester Laune um 12 Uhr dasselbige wieder verlassend sich auf den Weg zur Wiesn machten. Es ist eine gute alte münchnerische Tradition, dass selbst der größte Wiesn-Muffel wie ich wenigstens einmal mit den Kollegen zum Oktoberfest zu gehen hat. Büroausflug zum Festzelt.
Wir waren alle gespannt auf das neuste Zelt am Platz, das Marstall. Ein pappsüßes, amerikanisch/vintage Design, lichtdurchflutet und – gänzlich mit roten Herzen ausgefüllt. Was wir nicht ahnten: es war Damenwiesn, ein Ereignis, an dem Frau Regina Sixt die Cremé de la Business-Ladys zum Mittagessen einlädt. Wir setzen uns auf den Balkon zu den Nichtgeladenen und beobachteten das Treiben der Bussibussi-Gesellschaft.
Maria Höfl-Riesch wird angekündigt und verlässt winkend die Szenerie. An uns vorbei am Rande des weiblichen Networking schlendert eine andere Münchner Prominenz: der Oberbürgermeister Dieter Reiter.Er macht Fotos mit normalsterblichen Frauen oben am Balkon. Eine bizarre Situation.Als wären wir alle nicht zur BussiBussi-Gesellschaft geladen. Versteckt er sich hier bei uns? Will er kein Photo mit Claudia Effenberg?
Unten erkenne ich Gesichter, aber kann keine Namen zuordnen. Am Ausgang sehe ich doch jemanden, den ich erkenne, aber es ist auch keine große Kunst, ein Foto von Claudia Effenberg auf der Wiesn zu bekommen. Mit einer Blaskapellenversion von Pippi Langstrumpf verlassen wir das prominente Pflaster und gehen einmal quer rüber zum Riesenrad.
Ein herrlicher Ort voll Ruhe und kühlem Wind.
Daneben liegt die Oide Wiesen, ein eingezäunter Bereich von kleineren Buden und ausgegrabenen Fundstücken, die Nostalgie und irgendwas zwischen den 20er und den 50er Jahren auferstehen lassen sollen.
Der Eintritt ist drei Euro, dafür sind aber drinnen alle Fahrgeschäfte nur 1 Euro. Ich kenne diesen Ort schon, aber er ist unter all meiner Wiesn-Muffelei irgendwie verschüttet worden.
Er ist herrlich, wirklich, ein toller Ort für Kinder. Klein, nicht zu überlaufen, fast wie eine Parallelwelt. Dort habe ich es genossen.
Es gibt alte Schießbuden und schöne Fahrgeschäfte, es gibt Platz zum laufen und zum atmen. Kleine Kinder fahren auf metallenen Tieren aus den 20er Jahren – ein Schwein, eine Ziege – irgendwie scheint hier alles normal. Ein Volksfest eben.
Mit dem heutigem Abend bin ich wieder ein bisschen versöhnt mit meinem Anwohner-Grauen.
Vergesst das Gewinnspiel nicht. Das Motto dieser Tage lautet: immer das Positive sehen. Ich hoffe, ich konnte euch als alter Wiesn-Hasser die letzten positiven Fundstücke herausklauben und ihr geht mit mir zufrieden von einem kleinem Volksfest nach Hause. Das habe ich mit diesem riesigem Massenauflauf versucht: ein paar kleine Dinge zu sammeln und so das Ganze in einem kleinerem Licht doch irgendwie schön wirken zu lassen.
5 Comments
Larissa//No Robots Magazine
23. September 2014 at 09:07Die Oide ist der einzige erträgliche Ort auf dem ganzen Gelände (außer die Schießbude, wo die Figuren tanzen, wenn man sie trifft). Ich gehe nur dorthin. Und nicht unbedingt aus Nostalgie-Gründen (obwohl ich durchaus nostalgisch veranlagt bin), sondern weil es Eintritt kostet und die ganzen Partydeppen draußen bleiben. 😉
fadenvogel
23. September 2014 at 09:17Ja, die 3 € scheinen die Massen abzuschrecken. Es gibt einen „Hau den Lukas“, der auf der Oiden aus den 20er Jahren noch rüber gerettet „Dicke Bertha“ heißt. Ich musste sooo lachen. [Man muss dazu sagen, dass die Dicke Bertha ein sehr berühmtes Geschütz der Deutschen aus dem 1. Weltkrieg war. Eine Kanone? Keine Ahnung, wie der militärisch korrekte Fachbegriff heißt]
Larissa//No Robots Magazine
25. September 2014 at 12:05Ich muss eher lachen, weil wir eine schlanke, gut aussehende spanische Freundin namens Berta haben. 😉
*thea
23. September 2014 at 10:16haha die schnappschüsse von Claudia und Co sind einfach super lustig 😉
Und herzlichen Glückwunsch zum positiven Wiesn-Aspekt deinerseits ;-)) lg *thea
fadenvogel
23. September 2014 at 14:46Ja, ich kenne mich ja gar nicht mit Promis aus. Oder fast nicht. Irgendwie war sie (sprich: Claudia) aber die drei Sekunden schon witzig. Sie hat eine Grimasse mit der Sonnenbrille geschnitten für mich und ich habe laut „Ha!“ gesagt und sie hat laut „Ha!“ geantwortet. Dann habe ich sie und die anderen aber auch in Ruhe gelassen. Wollte auch keiner mehr was von unserer D-Prominenz. Die Journalisten waren auch oben am Balkon eingepfercht und hatten ihre liebe Mühe, jedes unbedeutende Sternchen einen Namen zu geben. ich habe eine aufgebrachte Photographin ein kleines Voluntärlein anpflaumen hören mit „Ich brauche eine Liste mit den Namen. Wer ist überhaupt hier?“ Ja, das war eh die Frage…die sind alle im Käfer-Zelt, meine Damen. Da waren nämlich die Amerikaner….