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Samstagskaffee

Der September hat volle Fahrt aufgenommen. TecWando, Musikschule, Vorschule, Schnupfen, Geburtstagsfeiern, Kuchen für WeißGottWas abgeben. Ein Schwall an Ereignissen und Tagen. Mein Mann arbeitet Samstags jetzt fast immer und mein Samstagskaffee leidet darunter.

Aber das ist kein Jammern jetzt. Ich mag den September von allen Monaten am liebsten. Wenn es Strickjackenwarm ist und die Herbstfarben kommen. Ich könnte dann ständig Apfelkuchen backen. Alles kurz vor Glühwein sozusagen. Der Oktober ist für mich der verlängerte September und ab November geht es für mich dann bergab. Ich mag die Vorweihnachtszeit nicht besonders gerne. Ich bin bekennender Weihnachtsmuffel. Ich bin halt Apfelkuchen und Schwarzer Tee statt Spekulatius und Glühwein.

Das ist aber auch der September, der überall die Flaggen der Völkisch-Nationalen hat sichtbar gemacht. Deswegen war es vielleicht auch gut, dass ich letzte Woche keinen Samstagskaffee getrunken habe. Ich habe statt dessen vor Wut einen Kinderstuhl mit dem Fuß gekickt. Und noch so manch anderes.

In Bad Tölz gab es in den letzten Tagen als Reaktion eine Herzchen-Aktion. Überall Herzen gegen den Hass. Die AfD hat sich trotzdem ins CSU-Stammland gefressen. Wie ein kleines Stich gegen das Etablierte wollen sie sein und merken nicht, dass sie der Fußpilz sind, der das Laufen schwer machen wird und den man eigentlich nur so schnell wie möglich loswerden will.

Dabei frage ich mich manchmal, wer denn nun eigentlich zu dem Volk gehört, dass jetzt so heraufbeschworen wird. Wir und die anderen. Wer ist da wir und wer sind die anderen? Die Nazis von früher wußte das auch nicht so genau. Sie haben Lehrbücher geschrieben, mit denen man Kindern den Kopf ausmessen konnte. Großes Kino. Ich möchte mal wissen, wie viele Köpfe von heute man da aussortiert hätt. Ist denen das gar nicht klar?

Aber ich rede lieber von Septemberfarben als von Naziköpfen.Naziköpfe sind ein endloses Thema, dass am Ende nur eine Botschaft hat: Es ist alles Erfindung. Ein Voodoo-Zauber für das heimelige Gefühl, jemand anderes ist Schuld daran, dass man keinen Stich landet. Eine Loose-Religion für die, die keine Heimat im Herzen haben.

Ich krieg den Bogen nicht. Ich krieg den Bogen nie bei dem Thema. Ich muss ehrlich sein. ich halte mich meistens raus. Ich bin das, was man 1933 einen Biedermeier-Mitläufer genannt hätte. Rückzug ins Private. Lass die Lauten reden. Hunde, die bellen, beißen nicht. Das hat schon mal nicht geklappt, diese Einstellung.

Vielleicht ist es gut, dass jemand Herzen in Bad Tölz gemalt hat.

 

1 Comment

  • uli
    1. Oktober 2017 at 17:04

    Herzln gehen immer – uns steht in Ö das ja noch bevor, ich befürchte ein Fiasko…

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