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Erzähl mir von….deiner besten Freundin

Alle wollen vorwärts kommen. Zukunft, Kind, Karriereplan. Immer geht es um das Morgen. Aber wie war dein Leben denn, als du ein Kind warst? Wie war es denn als Teenager? Erzähl mal.

Larissa vom No Robots Magazine, Roxana vom early birdy und Sabine vom fadenvogel tauschen jeden ersten Sonntag im Monat Erinnerungsstücke aus. Ein Thema – drei unterschiedliche Texte, drei unterschiedliche Frauen, drei unterschiedliche Leben.

Was ist das für ein Label? Die beste Freundin von jemanden zu sein. Voraussetzung für viele ist eine gemeinsam verbrachte Kindheit. Die verschütteten Geheimnisse und der Teenagerkampf, den man als Zeuge irgendwie mitgemacht hat.

Ich kenne eine solche Frau. Wir schreiben uns ab und zu eine nette Postkarte. Unsere Freundschaft hat bereits in der 9.Klasse einen Knacks bekommen, als ich gesagt habe, dass sie eine dominante Schnepfe sei. Danach gab es mit Anfang 20 einen großen Knall und das war´s im Großen und Ganzen. Es waren aber auch viele Kleinigkeiten zwischen uns, die nicht gepasst haben. Ihr damaliger Freund, zum Beispiel. Ich wurde von ihr überraschend zu ihrem 30. Geburtstag eingeladen, weil ich ja „irgendwie dazu gehöre“. Ich habe mich gefreut. Es ist komisch, an Orte zu kommen oder Menschen wiederzusehen, die man mit 15 kannte. Aber es ist auch nicht einfach. Ich weiß, dass sie immer noch mit den Leuten von früher rumhängt und auf Facebook postet die alte Mädels-clique ab und zu Insiderwitze und Ausgeh-Fotos. Das ist der schwierige Teil. Ich verstehe die meisten Witze noch und ich habe die gleichen Erinnerungen an bestimmte Kneipen in München, aber keiner scheint mich zu vermissen. Ich war nur ein Tagesgast in ihrer Freundschaft. Jemand auf Durchreise.

Ich habe aber auch schon Frauen getroffen, deren beste Freundin nicht Teil ihrer Kindheit war. Erst letztens hat mir eine Mutter aus dem Kindergarten von der Freundschaft erzählt, die man „immer anrufen kann“ und die einem „wirklich gut kennt“. Das hat mich überrascht und seither denke ich, dass es eine Chance auf „wirklich gute Freundschaft“ gibt auch für diejenigen, die sich nicht in der Schule oder beim Kotzen am Klo kennen gelernt haben.

Ich habe eine solche alte Freundschaft. Ab und zu schreiben wir uns Briefe, weil wir einen Tick zu weit weg wohnen. Ich weiß nicht, ob ich sie als „meine beste Freundin“ vorstellen würde. Wobei viele Attribute passen. ich glaube aber, wir kennen uns zu lange für dieses Label. Geht das überhaupt? Wir sind eher wie Schwestern, die unterschiedliche Eltern haben, aber trotzdem so viele dunkle Geheimnisse kennen, das es keinen Sinn macht, keinen Kontakt zu haben. Wieso auch. Es gab so viele Gründe, den Kontakt zu so vielen Zeiten abzubrechen. Wir sind ein gegenseitiges Museum geworden. Manche Moorleiche stellen wir einfach unter einen Glaskasten aus und unterhalten uns ab und zu darüber. Aber wir leben nicht mehr miteinander. So, wie Freundinnen es tun sollten.

Wer Kinder hat, der kennt auf einen Schlag wieder einen Haufen Frauen. Es ist wie eine Schulklasse. Eine Revival. Manche sieht man nur und grüßt, mit manchen hat man engeren Kontakt, aber auch nur, weil sich die Zwerge so gut verstehen und mit manchen fängt man eine Freundschaft an.

Vielleicht auch eine *beste*.

4 Comments

  • Larissa//No Robots Magazine
    5. Februar 2017 at 14:17

    Ich glaube (oder hoffe), mit der besten Freundin ist das wie mit der großen Liebe: es ist nie zu spät. Besser noch: Polygamie erlaubt!
    Ich finde dieses Etikett heute aber auch schwierig, weil zu erwartungsbehangen. Es gibt schon eine Freundin, die mir mehr am Herzen liegt, als andere. Aber ich hüte mich vor dem großen BF-Label. Deswegen habe ich mich in meinem Beitrag auch auf die Schule beschränkt. 😉

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  • carmen
    5. Februar 2017 at 15:35

    Ich hab auch jetzt mit Mitte 20 eigentlich kaum Freundinnen, die ich seit Kindertagen oder gemeinsamen Schulzeiten kenne.
    Aber ich habe Freundinnen, mit denen ich in Amerika gemeinsame Monate verbracht habe, die jetzt am anderen Ende von Europa wohnen. Wenn wir uns sehen, ist es egal, ob 2 Jahre oder 2 Tage vergangen sind und es passt einfach.
    Genau das macht Freundschaft für mich aus.
    Ich hatte aber auch wie du eine beste Schulfreundin. Der hab ich mit 18 gesagt, dass ich es ziemlich scheiße finde, dass sie gerade einer gemeinsamen Freundin den Freund ausspannt. Daran ist unsere Freundschaft zerbrochen. Aber für sie dürfte es das Ganze wert gewesen sein, die beiden heiraten diesen Sommer.

    Freundschaft muss nicht für die Ewigkeit sein. Beste Freunde ist ein bisschen wie die erste große Liebe. Es tut verdammt weh, wenn es vorbei ist, aber man denkt gern an gemeinsame Zeiten zurück.

    Lg Carmen

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  • Katrin
    6. Februar 2017 at 15:19

    Auch ich kenne das Problem. Wenn man mit Anfang 20 ein paar Autostunden wegzieht, ist man bei Vielen automatisch draußen. Wenige Freundschaften haben meinen abwechslungsreichen Lebensweg überstanden. Aber diese Freundschaften halten vieles aus. Leider sind die meisten zu weit weg und es fehlt mir, dass ich nicht einfach auf einen Kaffee vorbei kommen kann.

    Neue Freunde finden fällt mir leider nicht immer leicht. Aber so trägt jeder sein Päckchen mit sich.

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  • uli
    14. Februar 2017 at 20:24

    Ich hatte jahrelang diese allerallerbeste Freundin, das ging so lange gut, bis es einmal nicht nach ihrem Kopf lief…. Uiuiui, wenn ich die Wahl gehabt hätte, ich hätte sie ohne zu Überlegen gegen Frankensteins Monster getauscht.

    Jetzt mit Ende dreißig habe ich meine vier Freundinnen, die sicher nicht unterschiedlicher sein könnten, die miteinander auch nichts zu tun haben, aber von denen ich weiß, dass sie egal wie was warum jederzeit für mich da sind. Alle anderen sind Bekannte, das Label Freund vergebe ich jedenfalls nicht mehr so leichtfertig wie vor zwanzig Jahren. Glg Uli

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