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Beides fängt mit T an: Trump und Tupperware

Zwei Stunden bevor die Welt dem peinlichstes Jackie-Kennedy-Double ever dabei zugesehen hat, wie sie ein Gastgeschenk an eine der modernsten Frauen der Welt überreicht hat und diese dann ein bisschen hilflos damit herumhantieren musst (was ICH ihnen *sprich den Amerikanern* hätte sagen können: Frauen, die östlich von Wien geboren wurden, tauchen nirgends auf ohne Pralinen oder so), fand bei mir meine erste Tupperparty statt. Ich finde, dass macht auf so vielen Ebenen Sinn, sich an einem solchen Abend mit Alkohol und Plastik zu beschäftigen.

Ehrlich gesagt finde ich Tupperware völlig überflüssig. Ich friere mein gekochten Suppen in ausgekochten Marmeladegläsern ein und habe stets ein Sortiment an vonderletztenGrillfeierübriggebliebene Plastikschüsseln im Schrank, die ich dann irgendwann auch zurückgebe. Meistens an meine Schwiegermutter, die gerne Sonntagsessen bei mir vorbeigetragen hat. Dass ich außerhalb von Ikea teure Plastikschüsseln kaufe, das ist mir neu.

Aber ich habe hier am Land schnell begriffen, dass Verkaufsparties eine willkommene  Freizeitbeschäftigung sind. Niemand geht allerdings auf solche Parties, weil man die angebotenen Produkte schätzt. Man geht auf solche Parties, weil es einen Rahmen bietet, eingeladen zu werden, Kontakte zu knüpfen und den neusten Klatsch zu erfahren. Manchmal war es an meinem Tisch so laut, dass die Tuppertante Schwierigkeiten hatte, die nötige Aufmerksamkeit für die Vorführung des Turbo-Hexlers zu generieren.

Währenddessen hatte das Jackie-Kennedy-Double wohl die Bibel gehalten und ihr Mann kündigte an, dass Amerika nun wieder great wird. Wobei sich alle fragen, welchen Zeitpunkt mal hier als Vorbild genommen hat. 1962? 1845? 2003? Weiß keiner so genau, geht auf jeden Fall nicht um die Zukunft, sondern um eine Vergangenheit. Nein, halt, während der Vorführung des Turbo-Hexlers hat die kleine Blonde längst gesungen und man ist wohl grad vom Mittagstisch aufgestanden. Wahrscheinlich stand das Kaschmirblau bereits neben der Parade und ein paar Straßen weiter flogen die Steine in ein Fast-food-Restaurant.

Apropos Parade. Auf jeder Tupperparty wird irgendwas vorgeführt. Bei uns war es eine Käsebrot, dass man in einer Plastikwanne ausbacken kann. Ich möchte verschweigen, dass es nicht geklappt hat. Also, es hat schon geklappt im technischen Sinne, sie hat nur den Käse vergessen und deswegen war es eher warmes Mehl in Kastenform. Aber die Plastikwanne hat das getan, was sie hat tun sollen: einen Teig ausbacken. Die nötige Aufmerksamkeit der Damenschaft war nicht mehr vorhanden, obwohl von Bellini bereits zu Wasser gewechselt wurde. Vielleicht bin ich auch eine schlechte Gastgeberin und schenke nicht ordentlich nach, aber ich will ja auch nicht, dass die Damen auf meiner Couch einschlafen.

Aber es war auch viel interessanter, wer nun der neue Freund von der Frau ist, deren Mann bereits wieder getrennt von jemand anderem sei. Danach wurden die weiteren Skandale im Umfeld des Kindergartens durchexerziert. Manchmal ist es erstaunlich, wie viele Informationen zusammenkommen während man durchsichtige Salatschüsseln begutachtet. Irgendwann zwischen dem Skandal um die Mutter mit dem Bastelhang und den Brezen für die Skischule muss es dann soweit gewesen sein: Jackie Kennedy the fake überreichte ein Geschenk von Tiffany an Mrs. America. Ich entschied mich da wohl grad doch für die Salatschüssel. Irgendwann muss ich anfangen, selber Nudelsalat auf Grillparties mitzubringen. Alle bringen schließlich irgendwelche Gastgeschenke mit. Selbst Melania.

Bei Tupperware gibt es Bestellzettel. Du füllst einen Bestellzettel per Hand aus und am Ende wird abgerechnet. Die Tuppertante erzählt mir von Umsatz und Sternen und Gastgeschenken. Meine Damen haben ein paar Sterne zusammenbestellt und ich bekomme jetzt einen Haufen Plastik geschenkt. Ich freue mich. Geschenkt ist geschenkt. Was man nicht brauchen kann, schützt den Regelboden vor Staub.

Die Tuppertante packt ihre Vorführprodukte wieder ein und verabschiedet sich. Da sind wir gerade voll dabei, uns wieder ausführlich um die Menschen zu kümmern, die nicht auf dieser Tupperparty sind. Es wird irgendwann halb zwei und ich muss wieder an Frau Präsident denken. Ein bisschen Plastik zu kaufen ist nicht das Peinlichste, was man an diesem Freitag hat machen können. Man hätte auch auf einer Tanzveranstaltung auftauchen können.

Nun ja, manchmal gerät man auch so rein in Situationen. Wie diejenige am Tisch, die auf einer Tupperware-Party dazu überredet wird, die nächste Veranstaltung zu machen. Die sogenannte Folgeparty. Eigentlich wollte man nur einen netten Abend und schon hat man 10 neue Schüsseln und eine Tuppertante im Haus. So kann es gehen.

Kein wunder also, dass mir heute die Knochen vor Müdigkeit und Kälte schmerzen. Idealer Tag, um einer alteingesessenen Tradition in Bad Tölz zu folgen: dem Besuch des 150jährigen Marionettentheaters. Ich schlaf zwar auf dem Sitz halb ein, kann der Geschichte aber schon noch folgen. Marionetten, denke ich mir. Was für ein passender Abschluss zu dieser Geschichte.

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