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Zu Hochzeiten wird Geld verschenkt

Das Baby hat dafür gesorgt, dass wir von den drei Hochzeitseinladungen diesen Sommer zwei sausen lassen mussten. Noch im Krankenhaus liegend, musste mein Mann zu der dritten alleine hingehen.

Was halt so alleine heißt bei uns die Tage.

Mit 2/3 der Kinder halt hingehen.

Hier am Land gibt es Frauen, denen sträuben sich die Nackenhaare bei Hochzeiten, weil *de so deier san* (weil die so teuer sind)

Versteh ich ja nicht. Obwohl Geldgeschenke jetzt auch bei modernen Stadt-Hochzeiten üblich sind, aber dann habe ich mir mal erzählen lassen, was an den großen Bauernhochzeiten im Voralpenland zwischen Bad Tölz, Bad Heilbrunn, Garmisch und Tegernsee so teuer sein soll.

Mahlgeld wird veranschlagt. Zu dem üblichen Geldgeschenk zwischen 50-100 € kommt das Mahlgeld, das schon auf der Einladungskarte steht. Der Gast zahlt seine Mahlzeit selber. Keine Ahnung, wie das taktvoll eingesammelt wird.

Irgendwann kommt das *Braut vaziang*. Ein kleinerer Brautraub also.

Ich selbst als Braut wurde auch geraubt und saß in der Pracht meines Hochzeitskleides unter einem Kastanienbaum auf dem Viktualienplatz. Schnaps wurde auch getrunken. Ein bisschen. Es war ein sonniger Tag. Ich erinnere mich gerne.Manchmal laufe ich über den Münchner Viktualienmarkt und denke daran.

Das *Braut vaziang* wird hier meiner Bauernhochzeit-Quelle nach mit Wein begossen und findet wohl eher in der Kegelbahn der Gaststätte statt. Der Wein dabei zahlen die Brautleute nicht. Das zahlen die Gäste selber und im dusligen Licht der Kegelbahn wird der Nachmittag schnell zu einem handfesten Saufgelager. Das kann wirklich schnell teuer kommen. Dazu kommen Trinklieder. *Wer im Januar geboren wurde…sauf aus sauf aus sauf aus* Glück, wer da im Dezember erst Geburtstag hat. Genug Zeit, um zu verschwinden.

Und dann, dann wird noch für eventuelle Kinderkleidung Geld eingesammelt.  Meine Quelle nannte das *Diachalgeld*. Das geht selbst mir zu weit. Aber mit einer Hochzeit sollte man Gewinn machen. Und mir wird klar, warum nicht alle über Hochzeitseinladungen glücklich sind. Allein die Tracht, die man zu tragen hat, kann einem teuer kommen.

Die dritte Hochzeit bei uns war keine Bauernhochzeit, sondern eine städtische. Zu der eine Aufmerksamkeit in Form von genügend Scheinen nötig war und kein Mahlgeld, Brautgeld, Weingeld oder Kinderkleidung.

Was für Bräuche rund ums liebe Geld kennt ihr auf Hochzeiten?

Dieser Beitrag wird verlinkt auf Creadienstag.

7 Comments

  • Hana Mond
    1. August 2017 at 11:42

    Puuuh … ich vermute, die ganzen Geld-Bräuche stammen aus einer Zeit, in der das zusätzliche Geldgeschenk (da, so kenne ich es, ja eigentlich auch ein „Mahlgeld“ ist, man also schenkt, damit es dem Brautpaar leichter fällt, die Bewirtung zu finanzieren) noch nicht üblich war und stattdessen Hausrat verschenkt wurde. Das zusätzlich zu hohen „normalen“ Geldgeschenken einzusammeln, finde ich tatsächlich nicht gut … da würde ich als Gast nicht zusätzlich noch 50-100€ schenken. Sooo dicke hab ichs nicht …

    Ich kenne eher Geldeinsammel-Spiele auf Hochzeiten (Strumpfbandversteigerung, Schleiertanz [jeder, der mit der Braut unterm von 4 Leuten hochgehaltenen Schleier tanzen will, wirft Geld drauf] und sowas) – aber auch sowas finde ich nicht gut, wenn ohnehin schon Geld geschenkt wird (auch diese Sachen stammen ja aus den Zeiten, wo man Hausrat schenkte und nicht Geld). Oft weiß man vorher nicht, ob es solche Spiele geben wird oder nicht und gibt das, was man geben kann bzw. zu geben bereit ist, bereits als Gastgeschenk … ich mag mich dann gern als Gast fühlen und nicht als Geldesel.

    Auf meiner Hochzeit wird es auch nichts davon geben – ein paar Spielchen gern, aber zur Freude der Gäste und nicht, um ihnen Geld abzuluchsen.

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  • uli
    1. August 2017 at 11:46

    Gut dass wir eine Garagen-Party zu unserer Hochzeit machten, gegrillt hat der lokale Metzger und für die Musik haben die Freunde vom Mann gesorgt, Fotos hat auch unser Freund gemacht. Mit 30 Leuten war es sehr überschaubar und wir wollten auch keine Geschenke, trotzdem gibt jeder etwas. Wir sind also gscheid mit einem Plus ausgestiegen. Sämtliche Brauche wurden uns erspart.

    Aber bei den „klassischen“ Hochzeiten geht’s richtig zur Sache, da lässt man einiges liegen, Braut auslösen, Weggeld zahlen, Poltern,… Aber eigentlich trifft es da immer nur den engsten Freundeskreis – und wenn die beste Freundin heiratet, was sie hoffentlich nur einmal tut, ist das ok.

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  • Larissa//No Robots Magazine
    1. August 2017 at 12:54

    Uah, ich als alter Hochzeitsgrinch bekomme da das Grausen. Wenn jemand eine Party schmeißen will, dann soll er sie auch bezahlen. Na klar bringe ich ein Geschenk mit, aber man muss es ja nicht gleich übertreiben. Früher hatte das ja alles noch einen Sinn, aber heute geht es doch nur noch um die Symbolik. Teuer finde ich Hochzeiten trotzdem. Zusätzlich zu dem Geschenk kommen bei uns nämlich immer noch Anfahrt und Hotel obendrauf. Deswegen hab ich schließlich auch unsere Stadthochzeit sein lassen. Letztendlich hätte es nicht nur uns ein Vermögen, sondern auch allen Gästen nur Zeit, Geld und Nerven gekostet.

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  • carmen
    1. August 2017 at 14:03

    Ich komm auch vom Land – und es wird fest geheiratet dieses Jahr. Aber von Mahlgeld hab ich noch nie gehört. Wir haben zwar die Regelung, dass das, was konsumiert wird, in etwa der Mindest-Geschenksbeitrag sein soll. – Zum Polterer gibts eine Kleinigkeit von jedem oder der Gruppe, wo jeder mitgezahlt hat. Genauso auch bei der Hochzeit. Braut auslösen wird meist von den beiden Trauzeugen bezahlt und bei allen anderen Spielen gehts meist eher um Kleingeld und Münzen oder um Stamperl und Achterln.
    Mit einer Ausnahme: Bei uns sind noch immer Hochzeitskellner üblich. Das heißt, man sorgt aus der Nachbarschaft oder ehemaligen Schulkollegen für das Kellnerteam. Die bekommen auch nicht wirklich Geld dafür, „nur“ eine Essenseinladung – aber sie dürfen sich mit kleinen Spielen ihren Lohn während der Feier von den Gästen holen. – Je engagierter das Kellnerteam, umso mehr Geld gibts dann halt. Das weiß man allerdings schon vorher und ist als Gast auch darauf eingestellt.

    Teuer ist eigentlich immer nur das Gewand. – Man kann halt schwer auf allen Hochzeiten mit demselben Kleid und Anzug/Hemd kommen.
    Lg Carmen

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  • Nähbegeisterte
    1. August 2017 at 15:57

    Liebe Sabine,
    ich muss sagen solche Bräuche mag ich auch nicht so…denn man macht sich ja schon Gedanken übers Geschenk und dann noch zusätzlich sooo viel…das kann ich dann schon verstehen…geht da nicht der eigentliche Grund flöten….denn bei Kinderkleidung ect. hört es für mich wirklich auf….da kann man dann doch eine Babyparty ect. machen wenn es denn sein muss.

    Ich mag ja eh lieber selbst gemachtes und dann gibt es die tollen Mäuse wie oben auf deinem Bild zu sehen ist versteckt dazu. 🙂

    Viele liebe Grüße die Nähbegeisterte

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  • Mona
    3. August 2017 at 11:51

    Das wär mir ja nix. Ich feier aber auch keine Hochzeit um Gewinn zu machen, sondern um zu feiern. Als Gast käme ich mir auch echt veräppelt vor, eine Einladung zu bekommen und dann an jeder Ecke was bezahlen zu müssen.

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  • ZamJu
    3. August 2017 at 11:52

    Ja – Hochzeiten sind teuer. Nicht nur für die Paare, sondern auch für die Gäste.
    Und – Traditionen wollen/sollten gepflegt werde. Ich finde, den Spagat mit dem Geldgeschenk hast du hervorragend gelöst. So ist auch ein bisschen „Persönliches“ dabei, das gefällt mir.
    Danke, liebe Sabine, für Deinen Besuch und Kommentar zu meiner Decke. Du hast Recht – es wird nichts weggeworfen. Ich schaue jetzt z.B. in meinen leeren Restekorb und überlege schon, wie es nun weitergeht – so ganz ohne Reste 😉

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