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Welches ist das beste Azul? Brettspiele im Test

Azul ist der schlichte Name eines Legespieles. Inzwischen gibt es bereits Variationen des ursprünglichen Azul aus dem Jahr 2017, das 2018 mit dem Kritikerpreis des „Spiel des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Diese Auszeichnung, die jährlich von einer Jury aus unabhängigen Spielekritikern vergeben wird, hat eine unglaubliche Sogwirkung. Manche Weihnachtsgeschenke werden blind gekauft, wenn das Spiel es auch nur auf die Liste des Vereines geschafft hat.

Azul hat diesen Ritterschlag bekommen. Seither boomt das Spiel. Nach Azul sind bisher zwei weitere Spiele mit dem Titel Azul entstanden. Alle drei stammen vom Spieleautor Michael Kiesling und sind unter dem Label Next Move Games erschienen. Die Gruppe Next Move Games hat sich einfachen, zeitlosen, aber tiefgründigen Spielen verschrieben, die mit nur 4 Buchstaben als Titel auskommen sollen, um damit die simple Eleganz der Spiele zu unterstreichen.

Nun ja, jetzt haben wir den Salat und Azul ist Azul mit Untertiteln geworden und wird im deutschsprachigen Raum von der Pegasus Spiele GmbH vertrieben.

Es gibt Azul und Azul: Die Buntglasfenster von Sintra und Azul: Der Sommerpavillon

Welches Azul-Spiel ist nun aber das Beste? Lohnen sich alle drei oder sind die beiden Nachfolger nur Geldmacherei, weil das erste Azul so erfolgreich ist?

Azul hat einen sehr simplen, aber einzigartigen Spielmechanismus. In allen dreien Spielen ist dieser Mechanismus gleich. Fliesen, Glasfenster oder Rauten werden von sogenannten Manufakturplättchen genommen und im eigenen Spielplan verbaut. Die drei Spiele unterscheiden sich aber erheblich, weil das Prinzip des Verbauens sich unterscheidet. Was bringt am meisten Punkte? Mehr Steine? Nur ein Stein?

Jedes Manufakturplättchen hat zu Beginn 4 Steine. Es ist Zufall, ob es sich hier um vier verschiedene Steine handelt oder nicht. Grundsätzlich nimmt man sich alle Steine einer Farbe und der Rest wird in die Mitte gelegt. Langsam füllt sich die Mitte und der erste Spieler, der von der Mitte nimmt, erhält Strafpunkte, aber meistens auch mehr Steine – da muss man schon abwägen, ob es sich lohnt oder nicht. Zumal ist er in der nächsten Runde der Startspieler. Das sin d die Gemeinsamkeiten aller drei Spiele. Alle funktionieren so.

Dieser Auswahlmechanismus macht viel Spaß und ist harmonisch durchdacht. Welche Farbe wird mehr in die Mitte geschubst? Welche Manufaktur besuchen die Spielgegner? Wie viele Strafpunkte kann ich vertragen? Kommen in der nächsten Runde mehr von einer anderen Farbe?

Die Spielpläne aller drei Spiele unterscheiden sich aber erheblich. Und damit auch die Möglichkeit, Steine zu verbauen.

Im ursprünglichen Azul puzzeln wir Fliesen. Die Spielsteine sind kleine Handschmeichler und man fügt ein Mosaik zusammen.

In Azul: Die Buntglasfenster von Sintra sieht das Spielbrett ganz anders aus. Das Spielbrett ist variabel und so ändert sich das Spiel auch immer ein bisschen. Mit der Spielfigur des Glasers können wir auch plötzlich nicht mehr an allen unseren Fenstern gleichzeitig bauen und die Punktezahl verändert sich auch spielentscheidend, je nachdem in welcher Reihenfolge Fenster fertig gestellt werden. Es sind mehr Entscheidungen zu fällen und die Strafpunkte sind viel höher als in den beiden anderen Azul-Spielen.

Und so erstaunlich es ist, man ändert nur ein paar Regeln und das Spielbrett und schon entsteht ein ganz neues Spiel mit einem eigenen Charme. 

In Azul: Der Sommerpavillon sind Mosaik-Sterne unser Ziel. Die Joker, die es bereits im Azul der Buntglasfenstern gibt, bekommen eine viel höhere Bedeutung und es ist mehr Puzzlearbeit, welche Sterne noch möglich sind zu schaffen und welche nicht. Hier gibt es bei den Manufakturen schon die Chance, Jokerfarben mit anderen Farben zu nehmen, aber die Jokerfarbe ändert sich pro Runde und damit auch die Möglichkeit, wie viele Steine genommen werden können. Allerdings werden erst alle Steine genommen und dann gelegt. Oftmals wird es schnell unübersichtlich. Was war nochmal genau der Plan?

Alle drei Spiele haben also gleiche Ausgangpunkte, entwickeln sich aber in völlig verschiedene Richtungen. Wer das ursprüngliche Azul gerne und oft spielt: ja, die anderen Spiele lohnen sich. Es ist bei weitem kein billiger Abklatsch.

Mir persönlich gefallen aber die Buntglasfenster am besten. Ich spiele viel mit Kindern. Im Sommerpavillon kann es sehr frustrierend werden. Gerade die Jokersteine verlangen, dass man in die Zukunft plant und dann doch vom Zufall abhängig ist. Nein, in den Sommerpavillon bin ich nicht wirklich reingewachsen. Meine Wahl fällt auf die Buntglasfenster.

Und das ursprüngliche Azul? Das ist und bleibt ein sehr schönes Gelegenheitsspiel. Schnell erklärt, schönes Spielmaterial – keine Frage. Wer Azul noch nicht kennt, der wird mit dem ursprünglichen Azul sehr zufrieden sein. Er gibt auch schon eine Erweiterung des ursprünglichen Azul. Das gläserne Mosaik. Aber hier ist wieder das ursprüngliche erste Azul gefragt, denn dieses wird erweitert um andere Legepläne, aber es ist kein neues Spiel wie bei den Buntglasfenster oder beim Sommerpavillion.

Wer Azul schon hat und nach neuen Herausforderungen sucht, der ist mit beiden Nachfolgespielen also gut beraten. Sie sind beide klein billiger Abklatsch und lohnen sich. Aber meine Empfehlung sind die Buntglasfenster.

Habt ihr alle drei Spiele schon gespielt? Liebäugelt ihr mit Azul und wisst nicht, welches ihr nehmen sollt? Schreibt mir gerne eure Spielerfahrung.

1 Comment

  • Nria
    5. November 2020 at 13:25

    Danke für die Review! Ich spiele das ursprüngliche Azul gerne, mit den anderen Versionen habe ich mich bisher nicht auseinandergesetzt (und dieses Jahr komme ich – außer online – sowieso kaum zum Spielen …). Vielleicht hole ich das mal nach! 🙂

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