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Warum schreibt man einen Blog?

Warum schreibt man einen BlogDas berühmte Blog-Konzept. Komisch, dass man sich am Anfang des Bloggens so mit der Frage beschäftigt, in was für eine Schublade der eigene Blog denn gehört. Ein DIY-Blog? Ein Mami-Blog? Ein Food-Blog? Mit was will ich die Netzgemeinschaft denn erheitern?

Das finde ich genau die falsche Herangehensweise…sorry, dass ich das jetzt mal so platt ausdrücke, aber who fucking cares? Das hier ist das Internet, das weiße Rauschen unserer Zeit. Jeder redet, alle posten, hunderte liken, pinnen und teilen…von den ganzen Fotographen mal abgesehen…

Ich habe am Anfang des Bloggens auch darüber nachgedacht, was für ein Blog der Fadenvogel denn werden soll und habe mich für einen reinen DIY-blog entschieden. Nähen und vernäht werden, sozusagen. Es wurde bald langweilig. Ich habe wochenlang nichts Neues darauf gemacht. Ich habe mir selbst mit dieser Einschränkung des Mund zugenäht. Bei jedem Post dachte ich: Passt das jetzt hier rein? Gehört das dazu? So ein Quatsch, sag ich euch.

Im Endeffekt ist es natürlich schön und streichelt der Seele, wenn einem jemand zuhört, aber ganz ehrlich: Am Anfang des Bloggens sollte man selbst stehen. Der Schreiberling, sozusagen. Man muss sich ja erst mal selbst zuhören können, um andere zum Zuhören zu gewinnen.

Das Mantra des Bloggens ist man also selbst.

Das Bloggen ist für mich wie meine eigene kleine Therapiesitzung, in der ich mich frage: Und, was interessiert DICH denn eigentlich? Was hat DICH heute beschäftigt? Ging es heute mal um DICH?

Das Leben von Frauen ist ausgefüllt mit den Wünschen anderer: Kinder, Männer, Arbeitgeber. Alle wollen sie ein Stückchen haben und dann, am Ende des Tages, ist alles aufgegessen…für DICH persönlich bleibt nichts übrig. Für meinen Blog hebe ich ein Stückchen auf und entscheide mich Tag für Tag bewusst ein bisschen für mich.

Ein Blog als moderner Egoismus? Selbstdarstellung?

Ja, wahrscheinlich. Wobei ich sagen muss, dass diese Selbstdarstellung eher einer Selbsterrettung gleichkommt. Wie gesagt, so oft geht es in meinem nichtdigitalem Leben nicht um mich. Der Blog ist meine große Schwester, die abends anruft und mich zu Dingen überredet: Gehen wir doch auf diese oder jede Veranstaltung. Lesen wir doch gemeinsam dieses Buch. Stricken wir das Teil doch gemeinsam fertig. Viel zu oft würde ich Dinge einfach unter den Tisch fallen lassen, wenn ich mir nicht denken würde: Hey, das könntest du deiner großen Schwester erzählen, wenn´s fertig ist…

Traurig? Eigentlich nicht. Ich halte das eher für sehr gesund. Es gibt nämlich in der modernen Welt kaum noch Nachbarinnen, die sich für Patchworkdecken begeistern lassen, die mal auf einen Samstagskaffee vorbeikommen oder einfach mal kurz grüßen. Hier gibt es diese Nachbarinnen. Wenn ich verschwinde, würde ich doch wenigstens von einem oder zwei Mitlesern ein Klingeln in meinem Emailpostfach kriegen mit den Worten: alles ok? Denke ich zumindest…

Aber das ist nicht der springende Punkt beim Bloggen. Zumindest nicht bei dem Bloggen, dass mich interessiert. Ich finde eine große Leserzahl natürlich total spannend und würde jetzt keinen von der Lesekante stoßen wollen, aber ich blogge für mich. Um mich selbst mir vorzustellen, um mich selbst an mich zu erinnern. Ein eigenes Seelenlesezeichen im weißen Rauschen.

Warum dann öffentlich? Na ja, weil man sich selbst am besten im Austausch mit anderen erkennt. Weil man erst im Gespräch eine Antwort ordentlich formulieren muss, weil man erst im Sichtbaren sichtbar werden muss.

Die Frage nach einem Konzept, einer Schublade wird da sehr schnell unwichtig. Beschäftigt man sich am Anfang noch mit den Fragen von Außenwirkung, wird einem schnell bewusst: die Innenwirkung ist viel wichtiger.

10 Comments

  • carmen
    5. November 2014 at 16:42

    Liebe Sabine!
    Ich glaub, ich bin in deiner DIY-Phase zum ersten Mal auf deinem Blog gelandet.

    Ich hätte ganz an Facebook gewöhnt, am liebsten geliked. Aber auch ohne einen Daumen möchte ich dir zustimmen. Du möchtest mit deinem Blog nichts verkaufen, weder deine Lebenseinstellung noch irgendwelche Produkte. Genau das macht ihn so interessant zu lesen.
    Danke dafür!
    Lg Carmen

    Reply
    • fadenvogel
      5. November 2014 at 16:58

      Hallo Carmen,

      Danke für diesen Kommentar. ich glaube, du bist eh meine erste Leserin ohne Familien- oder Freundschaftsbezug…ich erinnere mich an meinen Einstieg bei bloglovin und wie ich dich erschreckt habe…;-)

      Ich muss gestehen, ich mag diese „Firmen schicken mir Zeug und ich photographiere meine Kinder mit ihrem Zeug und dann berichte ich darüber“- Blogs nicht soooo gerne, obwohl ich sie kenne und auch selbst lese. Und du hast recht: ich bin des Christentums schlechteste Missionarin, eine miserable Mami-kauf-mich-Bloggerin und meine Lebenseinstellung ist so platt wie simpel: leben und leben lassen…

      Reply
  • Celeste Ealain
    5. November 2014 at 19:42

    Liebe Sabine!

    Du sprichst mir aus dem Herzen, denn wenn ich an meinen Blog denke, halte ich mich da auch an keine Regeln. Noch dazu habe ich mir nie solche Gedanken gemacht, wo du Grenzen liegen und an wen er gerichtet ist, so wie du.
    Und ich genieße deine Themen ;o)
    lg C

    Reply
  • holunder
    5. November 2014 at 20:23

    Ich bin erst kürzlich auf deinen Blog gestoßen, und er gefiel mir gleich auf Anhieb. Mir geht es ähnlich wie dir. Alles andere würde mich unter Druck setzen, und genau das würde mir den Spaß nehmen. Ursprünglich war mein Blog die Brücke über den großen Teich zu unserem amerikanischen Familienzweig. Wer mitlesen mag, ist willkommen.

    Schön dich zur „Nachbarin“ zu haben. *Rüberwink*

    Liebe Grüße
    Andrea

    Reply
  • Larissa//No Robots Magazine
    6. November 2014 at 12:11

    Und wie immer hast du es perfekt auf den Punkt gebracht. 🙂

    Reply
    • fadenvogel
      6. November 2014 at 14:12

      Danke für diesen fetten Strauß!!! Klar, ich freue mich.

      Reply
  • Mama³
    6. November 2014 at 12:58

    Hallo Sabine,

    vielen Dank für diesen wunderbaren Post!
    Auch mir geht es immer wieder so, dass ich mich frage, ob ich mich in eine Blog-Schublade pressen lassen möchte. Natürlich mut(t)et mein Blog als erstes an ein Mama-Blog zu sein, aber nein, das möchte ich nicht nur. Denn auch im Leben 1.0. bin ich ja nicht nur Mama…
    Deine Aussage zur Innenwirkung finde ich toll! Denn auch hier steht man eben zwischen den „Stühlen“, einerseits öffentlich, andererseits für sich selbst zu bloggen. Ich gebe zu, dass löst bei mir oft Zwickmühlen aus und die Frage nach Authentizität steht groß im Raum.
    In den letzten Tagen habe ich vor allem gemerkt, worum es mir beim bloggen geht, ich möchte mich ausstauschen und andere Blogger kennenlernen.
    Deswegen freue ich mich auch immer noch wie verrückt, wenn ich einen lieben Kommentar bekomme. Ein wenig Blogger „Applaus“ brauche ich halt doch ab und zu 😉

    Liebe Grüße
    Stephi

    Reply
    • fadenvogel
      6. November 2014 at 14:10

      Interessanter Gedanke: Zwickmühle authentisch sein… Ich denke, die Zwickmühle kommt von der großen Nähe, die das Authentische einfordert. Und du hast nicht nur die Verantwortung für dich, sondern schreibst ja explizit über dein Familienleben. Je näher dran, desto authentischer? Oh je, das wird ein neuer Post…danke für das Auslösen dieses Gedankenweges…

      Reply
  • *thea
    10. November 2014 at 12:05

    Liebe Sabine,

    das mit der Innenwirkung ist ein wichtiger Gedanke. Und mir geht es da ähnlich. Zwar habe ich mir schon ein paar Kategorien gesteckt, über die ich regelmäßig schreiben will, aber doch sind die ja nicht in Blei gegossen. Und die Kategorien habe ich mir selber auf der grünen Wiese ausgesucht. Weil ich finde, dass diese Themen in meiner Arbeits- Beziehungs- und Freundes-Welt zu kurz kommen. Und so habe ich den Blog um mich da rein zu vertiefen und nur mit meinen Themen zu beschäftigen. und wenn es andere auch interessiert ist das natürlich um so toller! Liebe Grüße von der Nachbarin an dich und die Schwester 😉 lg *thea

    Reply
    • fadenvogel
      10. November 2014 at 16:28

      Weil ich finde, dass diese Themen in meiner Arbeits- Beziehungs- und Freundes-Welt zu kurz kommen.

      Das ist auch mein Gedanke dabei. Allerdings ist es nicht die Schuld dieser Welten, dass die zu kurz kommen. Ich halte mich nicht genug darin auf. Meine Zeit ist so knapp. Ich muss mehr machen als reden, sonst kann ich gar nicht darüber reden, was ich mache, weil ich dann gar nichts mehr mache…wow, ein Schlangengedanken, aber so ist es…

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