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Warm bodies von Isaac Marion


In der deutschen Übersetzung heißt dieses Buch “Mein fahler Freund“ und Stephenie Meyer, Vampirromanzenmutter und Teenagerautorin, schwärmt im Spruchband der deutschen Ausgabe: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so leidenschaftlich in einen Zombie verlieben könnte!“ 2013 ist das Buch verfilmt worden. Ich habe auch den Film gesehen und mir den Freund von Jennifer Laurence alias Katniss Everdeen als wandelnde Leiche angeguckt. Britisch, fahl und unbeholfen verkörpert er wirklich grandios den Zombie in love, doch der bissige Humor der Figur verwäscht sich im Skript und der Film bleibt flach – so flach wie man sich den fahlen Freund vorstellt.

Wie ungerecht, denn Isaac Marion hat ein bemerkenswertes Buch geschrieben und ich finde, keine Tennagerautorin sollte sich dazu äußern, denn es ist kein Teenagerbuch.

Irgendwo liest man „Unser Kadaverkader ist seit etwas mehr als einem Tag unterwegs, unterwegs auf den leeren Straßen wie ein Kerouac ohne Spritgeld.“ Welcher sechzehnjährige Spotttölpel sollte damit etwas anfangen können. Aber das ist arrogant von mir, weil Kerouac zu lesen gehört schon irgendwie zum Teenagersein dazu. Wann, wenn nicht dann. Ihn mit 30 zu lesen wäre wohl pure Verzweiflung, die Möglichkeit, sich auf den Straßen Amerikas sinnlos zu besaufen und einer alten Liebe nachzuweinen, ist wohl fundamental ein Teenagertraum.

Aber ich war bei den Zombies. Isaac Marion entwirft eine kalte Welt und gibt in dieser Welt für den Leser wirklich nur sehr wenig Raum für wage Hoffnungen. R, der Zombie, der sich nur noch an seinen Anfangsbuchstaben erinnert, frisst wie alle anderen Zombies am liebsten das Gehirn aus den Menschen heraus, weil sich damit für kurz das Leben dieses Menschen offenbart. Es ist wie ein kurzer Rausch in der absoluten untoten Leere. R frisst Perry und wendet sich seinem nächsten Opfer zu: Julie. Doch mit den Resten von Perrys Hirn zwischen den Zähnen erinnert sich R nicht an seinen eigenen Namen, sondern an den von Julie…und spricht ihn aus. Julie war Perrys große Liebe. Julie hat noch nie einen Zombie reden hören und ist geschockt. R hat nicht mehr vor, Julie zu fressen, sondern will sie mit seiner letzten zusammengekratzten Menschlichkeit retten. Ihm fällt nichts besseres ein, als sie mitten ins Nest der Zombies zu führen – ein alter Flughafen. Sie verbringen dort ein paar Tage und es wird schnell klar, dass Julies Zuhause (ein Stadion mit zusammengepferchten Menschen in Angst) ein trostloserer Ort ist als R´s. R fängt an, sich zu verändern. Er kann aber auch nicht raus aus seiner Haut. Er ist was er ist – ein Zombie. Alles scheint vorherbestimmt und jeder ist an dem Ort, der für ihn vorgesehen ist. Julie und R versuchen auszubrechen. Aus ihrer Haut rauszukommen und es scheint mehr als einmal unmöglich. Sie verzeihen sich die unmenschlichsten Handlungen und wachsen so über sich hinaus. An einer anderen Stelle will eine Figur R und Julie an ihren Platz erinnern und  beschreibt das Leben trocken und hoffnungslos: „Wir machen das Beste aus dem, was Gott uns gegeben hat. Wenn wir um Brot bitten und Gott uns Steine gibt, schärfen wir unsere Zähne und essen Steine.“ R antwortet mit mühsam aus seinem Unterbewusstsein zusammengeklaubten Worten: “ Oder machen…unser eigenes Brot.“

3 Comments

  • Larissa//No Robots Magazine
    27. Juli 2014 at 17:30

    Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen. Den Film fand ich auch okay, aber wie du schon sagst: etwas flach. Aber ich mochte Nicholas Hoult. 🙂

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    • fadenvogel
      27. Juli 2014 at 22:47

      ich mochte den auch, das mit dem Schlaksig-sein hatte der schon drauf…

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  • […] Ich habe einen Hang zu Apokalypse. Ich mag marode Bilder, eigene oder von anderen, ich mag Bücher über Zombies, manchmal sogar kitschige. […]

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