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Mach mal das Ipad aus. Kindererziehung 2.0

Ipad und KinderBis vor kurzen sah ich in der Verwendung des Ipads als Kinderspielzeug kein Problem. Wer viel draußen ist, darf auch bisschen mit dem Ipad herumspielen. Es gibt auch wirklich schöne Kinderspiele. Und ein youtube-Video von Dinosauriern zu zeigen – so what.

Dann kam aber relativ schnell der Sog. Meine Kinder sind 3 Jahre alt. Ich beobachtete eine beängstigende Fixierung auf das Gerät. Ich habe angefangen, einen Wecker zu stellen und nach der vorgegebenen Zeit sollten sie mir das Ding wieder bringen und dann ist die Ipad-Zeit halt vorbei. Das hat auch gut geklappt. Es ging viel besser, weil sie das Gefühl hatten, nicht ich komme (übermächtige Mutter) rein und beende ihr Zocken, sondern der Wecker klingelt und sie beenden es selber. Manchmal habe ich so getan, als ob ich den Wecker nicht gehört habe und mir die Diskussion angehört. Das Ergebnis war aber immer, dass sie das Ding ausgemacht haben. Manchmal aber mit Schluchzen.

Kinder sind halt Abziehbilder ihrer Eltern. Der Papa spielt auch gerne Computerspiele und ich hänge auch gerne an meinem Laptop herum.

Trotzdem. Als sie angefangen haben, zu fragen, wann denn wieder Ipad-Zeit ist, war mir das alles zu viel. Es war uns zu viel. Kinder mit 3 Jahren brauchen doch wohl nicht vor dem Ipad rumhängen. Auch nicht kurz vor dem Schlafen, auch nicht Sandmännchen. Ein Bilderbuch tut es doch da auch. Wir haben also als Eltern beschlossen, dass Ipad irgendwie wieder abzuschaffen.

Leichter gesagt, als getan. Unser Horrorszenario von sich auf den Boden werfenden Wutbündeln blieb aber aus. Wir haben ihnen gesagt, dass Ipad brauche der Papa in der Arbeit und er hat es morgens mitgenommen. Das Ganze wurde über das Wochenende immer wieder erwähnt. Dann kam der Montag und das Ipad war weg.

Ich wartete gespannt auf die Reaktion und versuchte mich auf Ruhe zu schalten.

Und es passierte….nichts.

Sie spielten nach dem Kindergarten mit ihrer Eisenbahn, wollten raus zum Fahrradfahren und kein Ton über Computerspiele.

Aber damit viel auch ein Stück meiner Zeit weg, dann mit dem Ipad kannst du ja Kinder stumm schalten und deinen eigenen Kram machen. Und mir dämmerte es: Ich bin diejenige, die das Ipad benutzt hat: Um zu kochen, um aufzuräumen, um auf der Couch zu sitzen.

Ohne Ipad musst du halt manchmal mitspielen bei der Eisenbahn.

Nach geschlagenen 3 Tagen fiel es einem der beiden wieder ein: Ipad?  Das hat doch der Papa in der Arbeit. Ach, stimmt.

Fertig war die medienkonsumfreie Woche.

Am Wochenende ist es wieder erlaubt (Papa ist ja auch nicht im Büro), aber sie wollen da dann viel lieber Sendungen ansehen. Wir sitzen also alle vor dem Fernseher, essen zu Abend und machen Kino. Für uns eine ideale Lösung.

Und wie immer habe ich meine Kinder unterschätzt. Es ist sehr wohl möglich, ungewünschte Tendenzen zu unterbinden und bei bestimmten Sachen wieder zurückzurudern. (Keine Ahnung, ob und wie man das mit älteren Kindern dann macht, ich werde es noch herausfinden…) Man braucht nur Eltern, die sich hundertprozentig einig sind, Konsequenz und den Willen, selber wieder aktiv zu werden. Kippt man einmal um, weil es grad *praktisch* wäre, dann klappt das alles nicht. Ziehen nicht beide Eltern an einem Strang, klappt das nicht. (DAS gilt doch wohl auch bei älteren Kindern) 

Dieses Thema wird mich noch lang Zeit begleiten. In der heutigen Zeit ist der Umgang mit elektronischen Medienkonsum einfach ein Thema. Und wie immer hilft es nicht, sich zu versteifen, sondern man muss sich irgendwie anpassen und selber als Vorbild vorangehen. (Kinder sollen beim Essen nicht auf ihre Handy gucken? ja, aber dann bitte die Eltern auch nicht…) Das ist anstrengend. Kinder zu erziehen ist anstrengend. Es hat einfach sehr viel damit zu tun, dass man sich selbst einschränkt. Man muss sich ein bisschen selber erziehen. Aber dabei authentisch bleiben. Sich selbst begeistern. Pffff, mach das mal an einem Migränemontag…

I´ll do my very best.

 

 

Bildquelle: Pixabay

5 Comments

  • Hana Mond
    12. Oktober 2015 at 20:54

    Das Thema finde ich sehr interessant – mir graut ein wenig davor, mich mal mit Kindern vs. Smartphone auseinandersetzen zu müssen. Beruhigend, dass das bei dir (noch) klappt. Ich bin ja selbst nicht so sehr technikaffin, checke immer noch nicht, wozu um alles in der Welt man ein Tablet braucht (außer, um beim Fotos knipsen richtig bescheuert auszusehen mit „Brett vorm Kopf“ 😀 ) … vermutlich werden meine potentiellen Kinder es mir in ein paar Jahren erklären.

    Halte uns auf dem Laufenden, ja? 😀

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  • Roxy | early birdy
    13. Oktober 2015 at 10:04

    Ich bewundere dich ein bisschen! Ok, ein bisschen sehr… Wie du immer so kreative Erziehungsmethoden findest! Z.B. auch das „Kofferkind“ fand ich großartig. Ich hoffe mit meinen irgendwann-Kindern auch mal so umgehen zu können. (Schon klar, du hast sicher auch deine Phasen in denen das mit der Erziehung eher nicht so rund läuft, aber zu mindest die Sachen die du mit uns teilst finde ich sehr souverän ;-))
    Die Eule und ich sind ZIEMLICH technikaffin und haben wirklich viel Spaß an neuem „Spielzeug“, aber auch ich finde dass man die Nutzung für ganz kleine zwar schon zulassen sollte, aber auf jeden Fall eingeschränkt. Und vielleicht braucht man manchmal einfach ein „abgeschaltetes“ Kind (oder zwei :-D).

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    • fadenvogel
      13. Oktober 2015 at 17:03

      Jetzt werde ich rot. Ich werde mal was schreiben zu den Dingen, wo ich grandios gescheitert bin. (Mein Bett ist mein Bett. Dein Bett ist …ach, komm schon her…) Oder meine mir sehr wohl bekannten Schwächen….Frag mal meine Kinder, was hier unpädagogisch los ist, wenn jemand meine Spielsachen anfasst (Strickzeug, Nähmaschine,u.a.) …uiuiuiui…Nein, bei uns läuft nicht alles…Aber im Prinzip haben wir uns Kinder angeschafft, damit es nicht so sehr auffällt, wenn wir die Dinge machen, die uns gefallen. Kinder als Tarnung der eigenen Freizeitaktivitäten sozusagen…;-)

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  • uli
    13. Oktober 2015 at 10:54

    Ich glaube, dass man in der heutigen Zeit dem ganzen schwer ausstellen kann, trotzdem sollte man das auf ein gesundes Maß einschränken – und wie du schon erwähnt hast, müssen Mama und Papa am gleichen Strang ziehen.

    Bei uns gibt’s Gott sei Dank auch keine Dramen, wenn das Tablet mal nicht ran darf – aber abgelehnt würde es auch nie werden 🙂

    Trotz all dem „nicht zu viel Elektronik für die Kinder“ war ich froh, als mir meine Tochter (5) erklärt hat, wie man ein Smartphone entsperrt 🙂

    Lg Uli

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    • fadenvogel
      13. Oktober 2015 at 17:09

      Was in den 80ern der Fernseher war, ist halt heute die ganze Vernetzung. Und da mein Mann Programmierer ist, hoffe ich zutiefst, dass uns noch ein paar Jahre technische Überlegenheit vergönnt sind. Aber mein Sohn hat mir auch schon erklärt, dass ich das eine Spiel nicht richtig spielen würde….oder dass wir da auf den Papa warten müssten, weil ER da neue Batterien rein machen muss. (Mama kann das auch… – Echt?) Ich muss da an meinem Genderverhalten arbeiten…

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