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Kinderhotels – Urlaub auf dem Silbertablett

KinderhotelsBüffets mit Pizzascheiben und Pommer in Smiley-Form, Wellnessangebote für Schulkinder und Betreuung von 9 bis 20 Uhr…Kinderhotels sind Menschen ohne Kinder kein Begriff. Ab Kindern ticken die Uhren anders.

Da ist man gestresst von der schöne durchgestylten Welt der modernen Gastronomie, von der rotweingeschwängerten Atmosphäre des Diners und von der kühlen Stille der Hotellobbys. Man ist gestresst, weil das alles so gestört wird durch kleine Kekse, die nicht gehen, sondern laufen und nicht essen, sondern schmatzen.

Manche Hotels haben diese Störenfriede auch schon bemerkt und verbieten Kinder. Ja, echt jetzt. So was gibt es nicht nur im Nacktbereich moderner Saunalandschaften. Es gibt Hotels mit Kinderverbot. Erst ab 10 Jahren. Da denkt man wohl, dass diese Ausgaben ausreichend sozialisiert sind. Klar, ab Kindern fährt man auf den Campingplatz. Mach ich auch. Im Sommer. Der Rest der Zeit gibts halt keinen Urlaub.

Die durchgestylten Hotels haben aber reagiert auf das zahlungskräftige Klientel der Kleinfamilie. Ihre Antwort: Kinderhotels…leider geil, Leute, leider geil.

Also, noch mal auf Anfang. Was sind Kinderhotels?

Kinderhotel ist ein Label, unter dem man Hotels findet, die sich auf die Bedürfnisse von Familien spezialisiert haben. Ich kenne inzwischen zwei Labels: Familotel und Kinderhotels – Urlaub mit der ganzen Familie.

Manchmal kommt man in modern konstruierte Gebäude, die sich wohl schon lange mit dieser Thematik beschäftigen, manchmal findet man aber auch alte Hotels, die mit dem neuen Klientel sich aus der Standort-miese rausziehen wollen.

Zu den Punkten der Kinderhotels gehören:

1. Immer was zu essen, sprich Frühstück, Vormittagssnack, Mittagessen mit Büffet, Nachmittagskuchen, Abendessen, Eisbox zum Selberentnehmen, Saftbar, Babybrei rund um die Uhr, All-Inklusiv-Drinks und Kaffeevollautomat.

2. Kinderlätzchen inklusive. Alle kämpfen beim Abendessen mit ihren Bälgern und Eltern können nebenbei seelenruhig ihren Rotwein schlürfen. Die hohen Tonlagen werden einfach ausgeblendet. Großartig. Mein Kind pfeffert gerade die Nudeln auf den Boden und grinst böse dabei. Der Kellner macht einen Scherz und geht weiter. Ach, man ist gleich entspannter in der Öffentlichkeit, wenn man nicht immer gleich an den Pranger gestellt wird.

3. Notfall-Wickelplätze
mit freien Windeln…

4. Indoor-Spielplätze
Regenwetter- no problem.

5. Outdoor-Spielplätze

6. Kinderbetreuung
Ja, jetzt kreischen die Vollkost-Mamis wahrscheinlich auf. Wieso fahre ich in ein Hotel, um mein Kind dort abzugeben? Hmm, das ist eine gute Frage. Erstmals, weil es den Kindern Spaß macht. Wenn ein Kind nicht gerne von Mamis Rockzipfel abläßt, dann ist das natürlich Quatsch, aber wenn es das doch tut: Geh mit Gott, mein Engelchen…Kinderbetreuung kommt in den besten Familien vor. Aber gibt man den Sprössling bei liebenden Verwandten ab, dann kriegt man meistens nicht die schönen Momente ab, sondern nur die anstrengenden…mit dem Kind zum Spielplatz gehen: Omajob, mit dem Kind im Schwimmbad planschen: Omajob, mit dem Kind das erste Ponyreiten erleben: Omajab. Mit dem Kind abends beim Essen kämpfen: Mamijob.
Ja, was will ich damit sagen: Ich finde es großartig, dass man die ganzen geilen Omajobs in so einem Kinderhotel machen kann und dann, kurz nach dem Kinder-Abendessen die Kinder zum betreuten Spielen schicken darf und man dann das gemütliche Hotelessen mal mit seinem Mann verbringen darf. Versteht ihr, was ich meine? Die nervenden Momente können kompensiert werden, die schönen richtig ausgekostet. Dabei sollte man aber darauf achten, dass die eigenen Kinder in das entsprechende Angebot des Hotels altersmäßig passen. Manche bieten erst Kinderbetreuung ab 3 Jahren an. Und Vorsicht: Es gibt immer mal wieder Tage ganz ohne Betreuung. Die Aussage: *Sonntag bis Freitag* schließt beispielsweise den Samstag aus. Wenn ihr das Ganze also nur für das Wochenende plant, dann wäre ein klassisches Wochenende mit Freitag bis Sonntag ziemlich doof.

Ich kann aber euch auch mitteilen, dass die schöne neue Welt der Hotels mit dem Label „Kinder willkommen“ ziemlich teuer sind. Ich würde mir wüschen, dass wir in einer Welt leben würden, in der Kinder mit Kinderlachen assoziiert werden und nicht mit Kindergekreische, in der es selbstverständlich ist, dass die pelzbekleidete Alte eher das Restaurant verlassen muss als der kleine Keks auf zwei Beinen, in der Türen nicht immer automatisch aufgehen, sondern mit einem Knopf,damit die Kinder nicht unbeobachtet rauslaufen können, kurz: in der Kinder einfach eine Bereicherung sind.

Obwohl ich leider keine Vergünstigung bekomme, nenne ich euch trotzdem die Hotels, die wir getestet haben.

Felben

Felben war der Tipp einer Freundin, die hier sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Ich persönlich fand das Gelände auch sehr schön. Das Haus ist zwar arg verwinkelt, aber es gibt einen Streichelgehege und gerade für Kinder im Kleinkindalter, die noch keine große Rutschenanlage brauche, wäre das ein guter Ort. Ich persönlich fand das Essen nicht so toll, mir hat aber auch der ganze Raum nicht so gefallen. Meinem Mann hat´s geschmeckt.

Schreinerhof

Der Schreinerhof hat mein *ich liebe schöne Gebäude*-Herz höher schlagen lassen. Ein architektonischer Traum, in Grundzügen. Das Schwimmbad wie überall klein, aber es gibt einen Naturteich für den Sommer. Da verbringe ich nur meine Zeit tatsächlich eher im Low-Budget-Urlaubsbereich und deswegen interessiert mich immer mehr, was man in diesen Kästen bei Regenwetter machen kann. So 3 oder 4 Tage lang. Der Schreinerhof hat sehr schöne helle Kinderräume, für Babys ist es aber grundsätzlich zu kalt in dem Ding, so ging es mir. Das Essen fand ich hier nicht so der Brüller, aber vielleicht bin ich da auch schwierig.

*Da eine Begegnung in diesem Essensraum des Schreinerhofes mich nachdenklich und sehr zum lachen gebracht hat. Nebentisch: Familie mit großer schlanker Frau und zwei Kindern, so um die 5 oder 6 Jahre. Keine Babys mehr, die Jungs haben vollständige Sätze gesprochen. Vater liest Zeitung. Er bespricht über die Zeitung hinweg mit ihr den Tagesplan. Es ist im Tonfall deutlich zu spüren, dass das im Allgemeinen eher ihre Aufgabe ist. Ihr Mund kräuselt sich öfters spitz. Er will grad bestimmen, dass die Kinder irgendetwas nicht mehr essen. Ich höre nur mit halben Ohr hin. Da sagt sie plötzlich laut und deutlich: „Die Kinder halten es doch nicht bis 12 Uhr mittags ohne Essen aus!“ Ich bin verwirrt und sehe jetzt die Kinder am Nachbarstisch an und sehe meine damals grade mal 1jährigen Zwetschken an. Es ist 8 Uhr morgens, wir essen gerade an einem riesigen Frühstücksbüffet. Wieso sollen Kinder es nicht 4 Stunden ohne Essen aushalten? Ich gebe meinen Kindern keine 10-Uhr-Banane…da wurde mir klar, dass alle Kinder unterschiedlich sind, weil es alle Eltern sind. Unterschiedlich, mein ich. *


Buchau

Das Essen war großartig! Hier stand zum Beispiel überall Sterilisationszeug herum. Kannte ich auch noch nicht, aber das Hotel hat mal den Bogen von *Unser erstes Kind ist 10 Wochen alt und wir freuen uns, hier zu sein* – Familie bis zu den älteren Preteenangern alles abgedeckt. Die Rutsche ist der Hammer. Klare Empfehlung.

6 Comments

  • Larissa//No Robots Magazine
    2. April 2015 at 09:46

    Das ist so ein Thema, über das ich mich echt aufregen könnte. Also nicht über Kinderhotels, sondern dass es sowas überhaupt geben muss. Ich finde das so schrecklich und armselig, dass Kinder anscheinend nur noch okay sind, wenn sie irgendwo stummgeschaltet in der Kammer eingeschlossen werden. Natürlich sollten Kinder sich halbwegs benehmen … aber es sind Kinder, verdammt!

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    • Hana Mond
      2. April 2015 at 10:02

      Da muss man mMn aber bedenken – Kinderhotels sind eben Hotels, die den _Schwerpunkt_ auf Kinder/Familien legen. Ein Hotel kann nicht alles anbieten und nicht auf alles den Schwerpunkt legen, sonst will die Preise keiner mehr bezahlen …
      Generell ist Kinderfreundlichkeit natürlich wünschenswert – aber ebenso finde ich Vielfalt bei Hotels wünschenswert. Das Paar, dass in seinen Flitterwochen mal so richtig in Luxus und Eleganz schwelgen will, hat einfach andere Bedürfnisse als die Familie mit Kindern, ein Hotel kann nicht alles gleichzeitig bieten.

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      • Larissa//No Robots Magazine
        2. April 2015 at 10:22

        Ich meine ja auch gar nicht die Hotels. Ich finde es total okay, dass es sowas gibt. Ich meine die Tatsache, dass viele Eltern sich gezwungen fühlen, sich mit ihren Kindern aus der Gesellschaft abzusondern, weil Kinder ja „allgemein bekannte Störfaktoren“ sind. Die Gesellschaft soll sich anpassen und nicht die Kinder (jedenfalls nicht über einen normalen Rahmen hinaus).

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      • fadenvogel
        2. April 2015 at 11:19

        Hallo Hanna, Hallo Larissa,

        ich komme aus einer Welt der Vielreisenden. Meine Eltern sind mit uns im Wohnwagen durch Kalifornien, durch Frankreich. Ich war in Clubhotels als Kind und auf Campingplätzen. Ich war in Luxushotels und in Bibione am Strand – viel unterwegs. (Danke, Mama. Danke, Papa)

        Ich habe viel über das Statussymbol Reisen in meinem Leben bereits nachgedacht und während manchen von Asien träumen, hatte ich meinen Traumurlaub im Sommer 2011: Mit dem Auto unterwegs sein, bei fremden Menschen auf der Couch übernachten, in Luxushotels einchecken und in einem Zelt auf einem schrägen Campingplatz übernachten. Alles auf der Route von München nach Belgien. Great. Erholung bedeutet für mich : Unterwegs sein. Ich freue mich sehr, wenn meine Kinder das *Unterwegs*-Alter erreicht haben und nicht mehr von allen neuen Eindrücken so platt gemacht werden. Dass passiert wohl, wenn sie sich besser in ihrer Sprache ausdrücken können. Wenn wir die Dinge in unserer Umgebung mal Namen geben können, dann ist alles Neue von dem, dass nur anders ist, besser zu unterscheiden und macht sie nicht so fertig.

        Ich kann kaum verstehen, wenn Kinder nicht willkommen sind. Ich kann es grenzwertig verstehen. Aber da gibt es einen großen Unterschied. Wenn nicht meine eigenen Kinder um mich herum sind, dann lächele ich nur müde, nippe an meinem Rotweinglas und lasse die Eltern um mich herum mit ihrer Brut kämpfen. Ich kann mich entspannen, da ich nicht zuständig bin. Mir würde es also nichts ausmachen, wenn in unserem romantischen Wochenendhotel Kinder um uns herum wären. Es gibt aber Menschen, die das stört und ich denke, dass sind zwei Kategorien:

        1. Die Übermütter, die sich auch zuständig fühlen für fremde Kinder und beherzt eingreifen, wenn was schiefgeht am Nachbartisch oder mit den Augen rollen, weil die Trulla es halt echt grad nicht hinkriegt mit ihren Schratzen und man es natürlich besser weiß…

        2. Die Kinderlosen, die sich seltsam angesprochen fühlen und peinlich berührt sind, weil sie denken, sie müssten doch irgendwie helfen. (Dabei, bevor mir alle Kinderlosen Leser jetzt den Marsch blasen: ich meine damit nicht alle. Es ist nur ein Phänomen, dass ich beobachten konnte, dass auf einen bestimmten Prozentsatz dieser Gruppe zutrifft)

        Dass Kinder in bestimmten Hotels nicht erwünscht sind. Okay, so what. Letztes Wochenende wollten wir Oma und Opa in ihrem Hotel abholen. Mein Vater hat an der Rezeption angekündigt, dass seine Enkeln kommen. Irgendein Maler hat in diesem Hotel eine Wand bemalt und wir wollten die uns ansehen. Das Hotel hat gesagt, dass Kinder hier nicht reindürften und meine Kinder doch am Parkplatz warten könnten. Je ein Elternteil könnte dann die Malerarbeiten bewundern und dann wechseln.

        Das war so der Gipfel der Kinderunfreundlichkeit.

        Aber auch in ganz normalen gastronomischen Einrichtungen bin ich (und mit mir viele andere) eher gestresst. Kinder machen viel Käse, aber die Welt möchte eher in einem ruhigen Takt weiterlaufen. Manchmal schreien sie. Ich würde mir daher schon wünschen, dass die Gesellschaft eher gelassen damit umgeht, dass es Kinder gibt. Ein lautes Kind wird gleich mit der Unfähigkeit der Eltern zu Erziehungsmaßnahmen gleichgesetzt und ich wurde schon öfters darauf hingewiesen, dass meine Kinder hier nicht rumlaufen sollten oder sonst was nicht dürfen. Ich fühle mich sehr wohl eingeschränkt, aber nicht durch meine Kinder (die stressen mich nicht, wenn sie herumschmatzen) eher durch die Blicke und die Kommentare der Anderen.

        Wenn meine Kinder etwas kaputt machen, dann ersetze ich es.
        Wenn meine Kinder in Gefahr geraten, dann verbiete ich ihnen die Aktion.
        Aber ich schreie ihnen nicht die ganze Zeit hinterher: Fass das nicht an, dass könnte zerbrechen. Tue dies nicht, tue das nicht…Manchmal scheint mich die Umgebung aber dazu aufzufordern, genau eine solche Mutter zu sein. DAS stresst mich ziemlich.

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  • Hana Mond
    2. April 2015 at 09:58

    Interessant! Meine Eltern sind Camper, deshalb war ich in meiner Kindheit im Urlaub nur auf Campingplätzen – im Sommer, Frühling, Herbst und Winter. Wohnwagen kann man beheizen, und Winterurlaub im Wohnwagen ist großartig! In Hotels fühle ich mich nicht besonders wohl … zu steif, zu fremd, nicht meine Welt.
    Der Liebste war letztens ganz verdutzt, als ich ihm erklärte, dass es auch auf Campingplätzen Animation, Kinderbetreuung, Sport- und Unterhaltungsangebote gibt … ich war verdutzt, dass das nicht jedem klar ist … 😀 [Klar, nicht auf jedem Campingplatz, aber ja auch nicht in jedem Hotel]
    Ich komme übrigens auch nicht von Frühstück bis Mittag ohne Zwischenmahlzeit aus – ich kann nurkleine Portionen essen und esse dafür öfter; um länger nichts zu essen, müsste ich mich dann vorher vollstopfen.

    Ich bin gespannt, wie ich mal Urlaub machen werde, wenn ich mal Kinder habe … ob ich da den Liebsten zum Wohnwagen werde überreden können. Danke für den Einblick in eine mir fremde Welt (die Hotels an sich schon, und Kinderhotels im Besonderen)!

    (Ich finde es übrigens durchaus in Ordnung, wenn es Hotels gibt, die auf Ruhe ausgelegt sind, in denen nur Erwachsene erwünscht sind. Ich fände es nur nicht okay, wenn das auf die Mehrzahl der Hotels zuträfe und Familien kaum mehr unterkämen!)

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  • […] in einem Zelt mit den Ungewissheiten und Temperaturschwankungen zu übernachten und haben uns auf Kinderhotels […]

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