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frogged, UFO und der Phönix aus Wolle

frogged ist die englisch/urbane/knitting language Bezeichnung für „ziehe die Nadel aus den Maschen und trenne alles bis zum Fehler auf“. Es geht aber auch eine Stufe weiter: frogged projects sind Stricksachen, die man einfach aufgegeben hat: „Ziehe die Nadel aus den Maschen, trenne alles auf und bewahre die Wolle in deinem Archiv auf.“ Es gibt gar keinen deutschen Ausdruck dafür und eine direkte Übersetzung kenne ich auch nicht. frogged klingt ausgesprochen genau richtig. froooooooogggged.

UFO ist eine ähnliche Beschreibung. Unfinished Objects. UFOs umfliegen einen, werden immer mal wieder gesichtet, man sieht so seine Pläne und Kisten durch. Überall UFOs. Ein Ausdruck aus dem englischen Handarbeitskosmos, aber ich finde, es kann universal gebraucht werden. Bei Stricksachen oder Nähprojekten liegen diese UFOs nur so  real herum, es sind eben keine diffusen Pläne über Besuche oder Freizeitaktivitäten, die man wieder aufgibt oder Bücher, die nie geschrieben werden. Der Stoff liegt tatsächlich im Regal und erinnert einen an sein persönliches Durchhaltevermögen. Durchhaltevermögen gleich null.

Ich bin eher der UFO-typ als der frogged-Typ. Ich tue mir leichter, etwas auf später zu verschieben als etwas wirklich und tatsächlich aufzugeben. Sich von Plänen zu trennen ist manchmal ein langwieriger Prozess, man muss nämlich mal ehrlich mit sich selber werden.

Wenn jemand mal angefangen hat, ein Buch zu schreiben, löscht er es dann komplett, wenn klar wird, dass das niemals was wird? Wann wird klar, dass es eine Schnapsidee ist? Sicher, ein Dokument irgendwo auf einem Computer verrotten zu lassen, ist auch gar kein Problem. UFOs hingegen verstopfen einem irgendwann die Wohnung.

Wie dieses UFO: Der Kastenpullover von Lana Grossa mit dem herrlichen Garn Groove. Ich stricke und stricke vor Jahr und Tag und es wird immer klarer, dass ich es potthässlich finde. Echt potthässlich. Ich habe schon mehrerer meiner Stricksachen direkt zur Kleidersammlung gebracht, aber wenn mir das schon beim Stricken auffällt, dass ich hier grad für die Kleidersammlung stricke und ich dieses Teil niemals anziehen werde….pffff. Frog it, girl.

Also, gefroggt. Aber was mache ich jetzt mit dem Garn? Das ist ein Lana grossa Gran, für Nicht-Strickerinnen übersetzt: ein teurere Garn. Eines, dass man nicht so einfach aufgibt.

Ich suche also im WWW der Strickerinnen, sprich ravelry nach neuen Ideen für Groove und stoße auf The first few fallen leaves aus Vancouver. Englische Strickanleitungen sind kein Problem, meistens sind sie viel besser als deutsche, wenn man sich mal mit dem Vokabular beschäftigt hat.

 

Ein Dreieckstuch, schöööön.

Ich liebe Tücher. Da geht nicht viel daneben, man muss nicht erst groß rumrechnen und mir fällt auf: ich finde es echt schön, mir Sachen zu stricken…der romantisierten Version von mir, die gut aussieht in engen Strickpullovern oder in kleinen Jäckchens….meistens sehe ich nicht gut darin aus. Ich bräuchte eigentlich nur fürs Stricken und Nähen eine 55-Kilo-Version von mir. Nicht in echt, weil ganz so schlank sähe ich wohl seltsam aus, aber fürs Stricken wäre es schon chic, ging auch alles schneller dann. Also, warum stricke ich Winter für Winter seltsame Sachen für mich? Stricke ich doch einfach mal Tücher, wie alle anderen auch. Tücher mit Löcher für den Sonnenuntergang am Wasser….genial, das mache ich jetzt.

Also stricke ich mit meiner Lana Grossa Wolle das Lace-Tuch aus Vancouver.

Und ich finde es immer noch potthässlich.

Ich mag dieses Garn einfach nicht. Das wird kein Phönix aus Wolle hier, das wird die teure Wolle, mit denen die Kinder spielen dürfen.

Ich frogge also auch dieses Projekt und fange mit einem schönen Garn (Zauberball, so heißt das…) die The first few fallen leaves wieder an…Das war zwar nicht der Plan, aber der Weg ist beim Stricken ja auch irgendwie das Ziel…

 

 

 

 

 

 

 

an diesem kreativen Dienstag mit der Galerie an fertigen Projekten und wunderbaren Ideen…werfe ich jetzt mal mein frog in die Mitte und hoffe, ich mache bald Sonnenuntergangs-Photos mit diesem Tuch….

6 Comments

  • Karin O
    12. August 2014 at 13:04

    Ich hab mir so am PC mal dieses Foto mit dem Garn etwas aus der Ferne angeschaut … also für ein Kleidungsstück … ich finde da nichts, wofür ich es verwenden würde, aber zu schade für die Tonne ist dieses Garn auch wieder.
    Ich könnte mir aber schöne Kissenbezüge daraus vorstellen 🙂 … kuschlig warm für den Winter :). Ganz einfach kraus rechts eines vielleicht und noch eines glatt rechts … so in der Art etwa. Also so eben als Set, wenn das Garn reicht.
    Ich habe im Frühjahr auch so ein Teil (Pullover) dann nach jahrelanger Strickerei mit trennen (ribbeln) und wieder anders usw. gnadenlos aufgetrennt und mit einem dünnen Beilauffaden dann einen Schulterwärmer für den Winter gestrickt … nun gefällt mir das Teil richtig gut und durch den Beilauffaden hat es einen guten Stand und eine schöne stabile Struktur bekommen. So war das absolut nicht geplant, aber nun ist doch etwas Nützliches entstanden.

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  • Didi
    12. August 2014 at 22:34

    Ich bin auch der Ufo-Typ! So tun, als ob es irgendwann bald fertig wird fällt mir wesentlich leichter als aufzugeben! Das Problem bei mir – manchmal mangelt es an der passenden Stricknadel, weil sie ja noch im Projekt Herbst/Winter 2012 steckt!

    Liebe Grüße, Didi

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  • Ulrike
    17. August 2014 at 09:27

    ….siehste, und ich kann solche Tücher nicht stricken, kapiere es einfach nicht. Bei mir lagern seit Jahren zwei „Zauberbälle“, ein roter und ein grüner, und warten auf den Godot des Lacestrickens, szusagen……falls du Bedarf daran hast, kannst du dich gerne melden! 🙂

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  • Ela
    24. August 2014 at 21:55

    Vielen Dank, dass du mich inspiriert hast, auch so schöne Wege mit diversen Nadeln zu gehen!

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    • fadenvogel
      25. August 2014 at 10:28

      Ach, Ela! …danke.

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  • […] Manchmal poste ich hier Dinge, die ich so vorhabe und plane und in großen Tönen darüber berichte. Wahrscheinlich fällt es niemanden außer mir auf, dass ich diese Dinge dann stillschweigend unter den Tisch fallen lasse und unbedarft weiterplappere. […]

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