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Ein guter Grund zum Heiraten

Die Hochzeit letzte Woche begleitet mich noch. Die Luft war sommerschwanger und Familienmitglieder haben sich von dem barockem Standesamt die Hand geschüttelt. Manche haben sich dort auch zum ersten Mal gesehen. Das Paar war schon lange zusammen, wohnte zusammen, baute ein Haus zusammen und dennoch haben sich erst vor diesem Standesamt alle Verwandten kennen gelernt. Als würde ihre Geschichte eben erst beginnen….

So ist das mit dem Heiraten, es ist weiß und frisch.

Früher war das Heiraten etwas ganz anderes. Frauen hatten keinen Beruf und mussten versorgt werden. Ein Versprechen musste her, dass jemand bis zum Tode den Teller füllt. Gegen ein Haus, gegen Kinder, gegen das gemeinsame Bett eingetauscht. Jetzt ist das etwas anderes. Frauen haben ihren eigenen Beruf, die meisten von uns. Frauen haben ihren eigenen Namen. Warum also dennoch heiraten?

Es ist eine wundervolle Feier, sagen die einen. Und erst die Kleider, die man an dem Tag tragen darf…. einige meiner Freundinnen haben gar keine Feier gefeiert und sind trotzdem verheiratet. Sie haben im engsten Familienkreis, manche ganz ohne ein Wort, einfach geheiratet. Da waren schon Kinder da oder auch nicht. Eine meiner Freundinnen zuckt mit den Schultern: Is einfacher, verheiratet zu sein, wenn du Kinder hast. Weniger Fragen.

Die Ehe ist kein Geschäft mehr, so wie früher, aber wild-romantisch ist die Eheschließung deswegen nicht. Keiner heiratet mehr aus dem Stehgreif, nur nach wenigen Wochen Zusammensein. Die meisten überlegen sich das gut. Ist ja auch ein großes Versprechen. Und dass man es wirklich halten kann, steht für uns alle in den Sternen.

Die Liebe ist ein guter Grund zum heiraten, sagen viele. Aber nur wegen der Liebe braucht man ja eigentlich gar nichts machen. Liebe läßt sich ja bekanntlich schwer einladen. Sie ist da oder auch nicht da. Warum weiß keiner. Liebe kommt nicht mit der Hochzeit und geht auch nicht mit ihr. Sie ist vorher da, währenddessen und auch nachher. Die Liebe braucht die Ehe nicht.

Wer braucht die Ehe dann? Wenn keine Frauen mehr versorgt werden müssen, Kinder auch ohne Trauschein willkommen sind und die Liebe eh nicht nach einem Stück Papier fragt?

Ich erinnere mich an die Szene vor dem Standesamt. Die Brautmutter führt ihre Mutter zu einer Gruppe Verwandte und sagt: „Wie schön, dass wir uns jetzt alle kennen lernen.“ Ja, das wird der Grund sein. Die Gesellschaft tut sich leichter mit der Ehe. Sie ist klar. Jeder weiß, worum es geht. Da steht eine Frau und ein Mann (oder auch anders) und sie sagen den anderen, der Familie, den Freunden, Gott und der Welt: Ich kümmere mich um diesen Menschen. Ihr könnt ihn nun als meine Familie behandeln. Er ist nicht nur mein Freund, sondern er ist der, der bleibt.

Gerade habe ich gesehen, dass es bei Frollein Pfau eine Linksammlung mit Dingen oder Momenten gibt, die einem Mittwochs glücklich begleitet haben. Da mache ich doch gleich auch mit. >klick<

8 Comments

  • Larissa//No Robots Magazine
    14. August 2014 at 09:32

    Oh, das leidige Thema! Wir sind jetzt seit acht Jahren zusammen – viel länger als viele aus unserem Freundeskreis, die schon alle verheiratet sind. Und wir haben überhaupt keine Lust, zu heiraten. Wir haben auch überhaupt keinen Grund. Wir haben keine Kinder, keinen gemeinsamen Eigentum, keine Steuererleichterungen und religiös sind wir auch nicht. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich irgendwem unsere Liebe beweisen muss, indem ich ein Dokument unterschreibe. Klar wäre es nett, mal für einen Tag Prinzessin zu spielen mit tollem Kleid und so. Aber dafür tausende von Euro ausgeben? Nö, keine Lust. (Und die meisten Hochzeitskleider gefallen mir eh nicht.) Trotzdem gibt es einige, die das überhaupt nicht verstehen und die meinen, dass das auf jeden Fall dazugehört. :p

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    • fadenvogel
      14. August 2014 at 15:52

      Hallo Larissa.

      Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich irgendwem unsere Liebe beweisen muss, indem ich ein Dokument unterschreibe.

      Doch, der Gesellschaft, dem Krankenhauspersonal, (Kinder auslassen? Krippenpersonal, Schulpädagogen, unterschriebene Ausflugszetteln mit der Frage nach dem Sorgerecht…, Kinderquatsch halt eh in allen Varianten), aber was weiß ich schon…wenn du es die letzten 8 Jahren nicht gebraucht hast, dann kommt vielleicht erst bei der Friedhofsverwaltung und beim Erbrecht das erste Nicht-verheiratet-sein-Problem. Vielleicht bemerkst du es auch nie als Problem, weil dein Leben in den Bahnen läuft, wo keiner das von dir will: die rechtlich verbindliche Erklärung, dass dieser Mensch dir der nächste ist. Klar, das läßt sich alles in hundert Einzelverträgen regeln, dazu braucht man die Ehe auch nicht. Die Ehe ist halt nur der Pauschalvertrag, die Rahmenbedingung: wer die hundert Einzelverträge bereit ist zu unterschreiben, der kann auch den Rahmenvertrag mitnehmen…

      aber mal ganz klar: deine Liebe wird damit nicht bewiesen, nur deine Zuständigkeit.

      Ich bin so unglaublich romantisch heute….

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      • Larissa//No Robots Magazine
        17. August 2014 at 11:36

        Ich finde, die Ehe hat auch nicht viel mit Romantik zu tun. 😉 Mit Kindern möchte ich übrigens auch lieber verheiratet sein. Weil es dann sicher einfacher ist. Ich finde es auch schöner, wenn alle den gleichen Namen haben, aber das ist sicher Geschmackssache. Und über Friedhöfe habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. 😉

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  • Andrea - von Munichs Working Mom
    14. August 2014 at 10:21

    Ich dachte damals nach der Hochzeit ist so vieles anders und neu. War es aber nicht. Die Liebe ist die gleiche. Der Mann ist der Gleiche.

    Nur der Name hat sich bei mir geändert. Das war schön, da ich dann wusst, mein Partner unser zukünftiges Baby und ich den gleichen Nachnamen tragen. Dieses Gefühl mochte ich.

    Wenn ich jetzt sage: „Das ist mein Mann“ fühlt sich das auch anders an.
    Anders als „mein Freund“ „mein Lebenspartner“ oder „der Vater meiner Kinder“….

    Aber braucht es da wirklich eine Ehe dazu? Eigentlich nicht…..
    Schön fühlt es sich aber dennoch an.

    Ich habe dafür z.B. total Respekt davor gemeinsam ein Haus zu kaufen. Denn das finde ich irgendwie viel verbindlicher, als diesen Trauschein. Aber ich glaub das ist mein Problem mit der „Vogelfreiheit“ die ich brauche. Und dem Niederlassen 😉

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    • fadenvogel
      14. August 2014 at 15:39

      Hallo Andrea,

      die Frage, welchen Namen Kinder tragen sollen (irgendeinen brauchen sie ja schließlich dann doch) ist mit der Hochzeit für viele geklärt. Ich finde das einen sehr simplen, aber auch sehr weitreichenden Grund zum Heiraten.

      Ich kenne auch Menschen in meinem Umfeld, die gemeinsam Kinder haben, die Namensproblematik weit oder seltsam oder auch mal pragmatisch geklärt haben und dann haben sie ein Problem mit der Ehe. Mann, Leute, eure neoliberale Biographie ist bereits mit dem Kinderkriegen geschändet. Egal, was ihr macht, ihr kriegt den anderen nie wieder los. Er wird immer wieder in eurem Leben auftauchen, ob ihr ihn jetzt heiratet oder nicht. Er ist halt nun mal der Vater eurer Kinder. Vorbei.

      Besonders witzig zum Thema Heiraten ist aber das Namensrecht. Ich kenne eine Frau um die Dreißig, die wie ihre Mutter hieß. Ihr Leben lang. Dann hatten ihre leiblichen Eltern, die immer noch glücklich zusammen in wilder Ehe lebten, gesundheitliche Probleme und ihr ist der Kragen geplatzt: sei sollen jetzt endlich heiraten, sie wolle nicht mehr als rechtliches Bindeglied zwischen den Ärzten fungieren. Das ist nämlich schon auch so ein Problem ohne Ehe: Krankenhäuser, aber egal. Die Eltern heirateten also endlich nach Jahrzehnten und die Mutter nahm den Namen des Vaters an. Der Mädchenname verschwand…als leibliches Kind hieß nun meine Bekannte auch so. Ihr Name wurde mit geändert. Von Amt wegen. Im Lebenslauf sieht das superseltsam aus. Wie eine Phantomhochzeit…

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  • Penelope
    27. August 2014 at 13:25

    Ich bin mittlerweile seit 11 Jahren verheiratet und lebe seit 18 Jahren in dieser Beziehung . Man kann also nicht behaupten wir hätten überstürzt geheiratet. Ich war Mitte zwanzig als wir uns das Ja-Wort gegeben haben und ich habe mir absolut keine Gedanken darüber gemacht welche „Konsequenzen“ das nach sich ziehen würde. Wir wollten eine gemeinsame Zukunft und Kinder, ich wollte dafür gewisse Rahmenbedingungen , z. B. gemeinsamer Name, Auskunftsrecht im Krankenhaus falls meinem Partner was zustößt , Vaterschaft und Sorgerecht … Ich hatte keine Lust über tausend Einzelregelungen nachzudenken und dachte: „Lieber die pauschale Regelung , als gar keine „. So, oder so ähnlich hab ich gedacht … Außerdem hatte ich Lust ein wunderschönes, rauschendes Fest mit Verwandten und Freunden zu feiern 🙂

    Ich war davon überzeugt, dass sich an unserer Beziehung, unserer Liebe nichts ändert.

    Aber es hat sich was verändert – mir kam es so vor als würde unser Umfeld (gerade die etwas älteren Tanten, Onkel, Nachbarn …) unsere Verbindung jetzt erst richtig ernst nehmen, komischerweise hatte ich vorher aber nie das Gefühl sie würden uns nicht ernst nehmen. Aber irgendwie wurden wir anders wahr genommen . Ich fand das damals sehr schön und somit hat die Heirat unsere Beziehung noch intensiviert 🙂

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  • Christina Wunder
    18. September 2014 at 22:54

    Dein Text stimmt wirklich nachdenklich! Ich bin seit 8 Jahren mit meinem Freund zusammen – ohne geheiratet zu haben, dafür fühle ich mich irgendwie zu jung. Trotzdem möchte ich ihn irgendwann heiraten – warum eigentlich? Weil ich es will oder weil die Gesellschaft es so will?

    Ein großes Familientreffen ist aber, da hast du völlig Recht, ein sehr sehr schöner Nebeneffekt 🙂

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  • Die Hochzeiten unseres Lebens | Fadenvogel
    28. Februar 2015 at 08:38

    […] ein Ranking der Hochzeiten, auf denen wir gewesen sind. Eine der schönsten Hochzeiten war die Hochzeit im Spreewald. Aber wir waren vor Jahren auch mal auf der Hochzeit eines entfernten Freundes, der in einem Dorf […]

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