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Die verlassenen Blogs: Was denkt ihr darüber?

Verlassene BlogsKennt ihr das? Ihr surft ein bisschen im Internet oder räumt euer Newsfeed auf. Da fällt euch ein Blog ein, den ihr echt lange nicht mehr besucht habt. Er taucht irgendwo in einer Schublade eurer digitalen Vergangenheit auf und da ist er wieder da.

Der verschollene Blog.

Er sieht noch genauso aus, wie ihr ihn verlassen habt. Ihr klickt auf den Header, der euch sicher zu dem letzten veröffentlichten Artikel führt und bäm: 12.Mai 2015 oder etwas in der Richtung. Die Seite reloaded sich nur und baut sich genau so wieder auf, wie ihr sie verlassen habt. Ihr kennt den Artikel schon. Es war der letzte, den ihr darin gelesen habt. Mann, wie eine verschimmelte Kaffeetasse steht der Artikel da im Netz. Die Schreiberin ist offensichtlich schon lange aus dem Café gegangen. Kein Hinweis, keine Erklärung, einfach weg.

Ich verstehe es, dass man einen Blog nicht von heute auf morgen verlässt. Wahrscheinlich ist es ein schleichender Prozess. Man veröffentlicht eine Woche lang nichts, dann einen Monat und irgendwann ist es ein halbes Jahr. Innerlich hat man sich noch gar nicht so richtig entschieden, ob man aufhört oder nicht, ob es eine *Beziehungspause* ist oder eine Trennung.

Aber dennoch komme ich mir versetzt vor, so als Leser. Bestellt und nicht abgeholt. Zu Beginn schreit man ein so lautes Hallo an die Welt und zum Abschied gibts noch nicht mal ein leises Servus?

Ich möchte nicht, dass es dem Fadenvogel mal so geht. Das er für jemanden eine verschimmelte Kaffeetasse ist. Ich werde ihn auf jeden Fall verabschieden. Letztes Jahr habe ich schon überlegt, ob ich nicht mal eine komplette Bloggerphase auslasse – Weihnachten, im Dezember gibt es halt nichts digital zu sagen oder so. Oder mal Sommerferien machen. Die Fastenzeit vor Ostern den Blog ruhen lassen. Aber auch das würde ich ankündigen.

Das endgültige Gehen steht ja noch in den Sternen. Ich bin ja immer noch gerne hier und die Blogs, die geschlossen wurden mit einem echt eindeutigem Schlussartikel, die sind mir da als positive Beispiele schon noch im Hinterkopf. Der Schreiber hat noch mal ein lautes Winken in die Welt gerufen und sich dann vom Tisch erhoben. Großer Stil. Daumen hoch.

Manchmal ist man aber ja in der Krise und kriegt die Kurve nicht. Ist mir auch schon so gegangen. Erst kürzlich. Ich hatte einfach nichts zu sagen. Ich wollte auch gar nichts sagen. Da kann sich dann so ein Abschied einschleichen. Bei der nächsten Krise nehme ich mir vor, dass einfach mal unfertig ins Netz zu stellen. Zwei Wochen gebe ich mir. Nach zwei Wochen und noch immer kein neuer Artikel hat er verdient, das er einen Pause-Artikel kriegt. Fertig. Dieser Blog hat grad ne Schreiberkrise. Wer A sagt, sollte dann auch B sagen. Oder?

 

16 Comments

  • Hana Mond
    12. Mai 2016 at 14:45

    Ich finde das auch immer sehr schade – besonders bei Blogs, bei denen täglich gebloggt wurde und dann abrupt gar nicht mehr, ist ja auch ein bisschen Sorge dabei.
    Wiederum lustig finde ich aber die Blogs, auf denen ein Jahr gar nichts kommt, dann ein „Sorry für die lange Abwesenheit, jetzt gehts aber wieder richtig los“-Post und ab dann nie wieder was 😀 Da seh ich den inneren Schweinehund der Bloggerin immer bildlich vor mir …

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    • fadenvogel
      12. Mai 2016 at 19:40

      Ja, genau so was meine ich. Sorge, ja, das kenne ich auch. Ich habe mir aber bisher nie so viele Sorgen gemacht, dass ich tatsächlich nachgefragt habe. Manchmal sehe ich einen Blog regelrecht dabei zu, wie er immer größer und größer und dann plötzlich immer kommerzieller und kommerzieller wird und dann macht es irgendwie peng. Nix mehr. So, als wäre die SchreiberIn überrollt worden und hätte vor lauter Marketingzeugs den normalen Leser nicht mehr gesehen – dem es vielleicht inzwischen auch völlig wurscht ist, was sie als Erstausstattung für Babys empfiehlt.

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      • Sonja
        13. Mai 2016 at 11:08

        Das kenne ich auch. Seit 2009 sind wirklich schon sehr viele Blogs „verwaist“. Und ein paar Mal habe ich tatsächlich nachgefragt, aber leider nie eine Antwort bekommen. Trotz anonymem Netz wachsen mir einige Bloggerinnen doch sehr ans Herz, auch wenn ich sie nie persönlich getroffen habe.
        Liebe Grüße,
        Sonja

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        • fadenvogel
          13. Mai 2016 at 13:55

          Oh, echt? Ich habe noch keinen direkt angeschrieben, deswegen fehlt mir da die Erfahrung. Vielleicht sollte ich das einfach machen. Guter Gedanke.

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  • *thea
    12. Mai 2016 at 16:20

    Lustig – ich habe mir gerade die letzten Tage auch darüber Gedanken gemacht – eher hypothetisch. Als Leserin geht es mir da genauso wie dir – gerade, wenn man auf dem Blog oft zu Besuch war, fühlt es sich komisch an. Ich war am Wochenende bei einer Freundin, der es richtig schlecht ging, und ich habe mir überlegt, wie ich so eine Krise handeln würde – und dann bäm – im Kopf – du hast ja einen Blog, wie würdest du damit umgehen. Nun ja, wenn es mir richtig beschissen gehen würde und mir meine Krise das schreiben vermiest und die Gründe dafür richtig intim wären, würde ich wahrscheinlich erst mal gar nix schrieben und die Kurve nicht mehr kriegen…aber du hast irgendwie recht…ich nehme mir also vor im Ernstfall zumindest Pause oder ab sofort geschlossen zu schreiben – die Gründe kann man ja für sich behalten… und wenn man eine Blog-Krise hat, also im Leben 1.0 jetzt nichts schlimmes passiert aber man nicht mehr bloggen will, finde ich einen Abschiedsgruß auch angebracht.

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    • fadenvogel
      12. Mai 2016 at 19:50

      Hmmm, da könntest du recht haben. Wenn jetzt eine echte Katastrophe in meinem Leben passieren würde, dann würde es mich zunächst auch herzlich wenig interessieren, was jetzt mit dem Fadenvogel los wäre. Aber ich denke, dass es bei den verlassenen Blogs nicht in der Mehrheit um Katastrophen geht. Aber wir sind ja doch auch ein Netzwerk. Ich glaube, dass ich schon von dem einem oder anderem mal ne Email bekommen tät. Bilde ich mir so ein.Ich würde dir zum Beispiel auch eine schreiben, wenn ich so über Wochen nichts mehr lesen würde… Manchmal chatten Larissa (no robots magazine) und ich auch. Vielleicht würde ich dann eher jemanden bitten, einen Abschiedsartikel zu schreiben oder vielleicht meinen Blog in Obhut zu nehmen? Eine kurze Zeile mit den Worten: PAUSE oder ENDE würde ja auch reichen. Mir geht es gar nicht darum, jeden Blog anzugucken und für jeden jetzt ne passende Lösung zu haben…aber so gar nichts? bei so vielen? Das können nicht nur Katastrophenwendungen sein. Und nein, ich finde überhaupt nicht, dass jeder seine Gründe ausbreiten sollte, aber das Bloggen ist ein sehr zeitaufwendiges Hobby, mit sehr viel Liebe und sehr vielen Gedanken (was schreibt man? Über was schreibt man nicht?) Alle schreiben immer darüber, warum sie einen Blog füllen und wie großartig das doch wäre. Mir fällt nur ein einziger Blog ein, bei dem ich mal gelesen hätte, warum denn jetzt nicht mehr. finde ich einfach, gehört doch dazu….

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      • *thea
        13. Mai 2016 at 10:26

        Das mit der Obhut ist auch ein schöner Gedanke – und du hast Recht, man würde im Netzwerk auf jeden Fall merken, wenn jemand weg ist. Und bestimmt sind es nicht nur Katastrophen, das wäre ja schrecklich – ich glaube Hanna Mond hat da mit dem Schweinehund auch bei vielen recht 😉

        Reply
  • Johanna
    12. Mai 2016 at 16:57

    Lustig, gerade neulich habe ich darüber nachgedacht, ob es wohl einen Friedhof der eingeschlafenen Blogs gibt. Oder ein figitales Sanatorium. Wäre vielleicht eine Geschäftsidee, so als Plattform. 🙂

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    • fadenvogel
      12. Mai 2016 at 19:55

      Verschimmelte_Kaffeetassen_Punkt_de – der virtuelle Friedhof für deinen Blog. Du weiß nicht, was du mit deinem Blog machen sollst? Du hast keine Lust mehr, möchtest aber auch nicht, dass er gleich so vom Netz genommen wird? Wir bieten dir den passenden Service: Wir schreiben nach einem kurzen Telefonat über deine Beweggründe einen einfühlsamen Abschiedsartikel und stellen ihn in unserem virtuellen Friedhof aus. Wir begleiten dich beim Abschiednehmen und du kannst dich darüber freuen, dass dein Blog am Ende seines Daseins nochmal richtig viele Klicks erreicht. Wir löschen alle Pinterest und sonstigen Verknüpfungen und wenn es für dich in Ordnung ist, nehmen wir ihn vom Netz. Zum Abschluss erhält du ein schönes Buch, in dem wir alle deine Blogartikel nochmal aufbereitet haben. Ein würdiges Ende für eine intensive Zeit.

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      • Johanna
        13. Mai 2016 at 16:25

        Und die Instagram-Posts drucken wir dir in Polaroid-Optik und -Haptik aus! 🙂

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        • fadenvogel
          14. Mai 2016 at 14:17

          ….wo du auf der Rückseite in Herzchenform deine Likes finden kannst. Mit dem Daten, wie lange dieses Bild online bewundert werden konnte.

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          • Mareike
            31. Mai 2016 at 20:13

            Ich finde Deine „Geschäftsidee“, vor allem inklusive Deines einfühlsamen Abschiednehmens auf Raten einfach nur fantastisch. Sollte es jemals so weit sein, melde ich mich bei Dir.
            Wobei ich den Blog auch nur ungerne abschalten würde, weil er viele Anleitungen für Leser enthält und auch mein Leben ein Stück weit begleitet hat. Allerdings kostet er mich ja auch den Serverplatz…
            Wobei ich glaube, dass Blogbesitzerinnen eines kostenlosen Blogs sich vermutlich leichter trennen können.

            LG Mareike

  • kiddo the kid
    13. Mai 2016 at 10:40

    Dann oute ich mich mal: Ich bin Besitzerin eines verlassenen Blogs. Er heißt „Ein Buch muss die Axt sein“ und handelt von – surprise – Büchern. Verabschiedet habe ich mich nie. Weil ich nie beschlossen habe, dass jetzt Schluss ist. Okay, mittlerweile weiß ich das schon, aber das war tatsächlich ein mehrjähriger Prozess des Zauderns.

    Löschen wollte ich ihn auch nicht. Denn, wer weiß, vielleicht entdeckt ja noch jemand per Google über mich sein neues Lieblingsbuch? Der Gedanke war einfach zu schön, also ließ ich alles als Archiv stehen. Bücher verjähren ja nicht, dachte ich mir.

    Tatsächlich hatte ich aber schon öfter den Gedanken, dass ich mal offiziell das Licht ausmachen muss da. Man sieht dem Blog sein Alter an. Heute sehen Blogs nicht mehr so aus.

    Lustig ist, dass ich etliche Axt-Leser auf dem Kiddo-Blog wiedergetroffen habe. Weiß der Geier, wie die mich da gefunden haben. Obwohl, lesende Eltern sind ja nun echt keine Minderheit. Wenn ich Kiddo The Kid schließe, dann werd ich Tschüs sagen. Hab ich schon seit ner Weile beschlossen. Danke für Deine Gedanken.

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    • fadenvogel
      13. Mai 2016 at 13:53

      Interessant, denn bei Blogs zu bestimmten Themen finde ich das auch gar nicht so schlimm. Ich habe da auch ein paar wieder angeklickt und mit einem Schulterzucken bemerkt: oKay, keine Rezension mehr geschrieben, nix mehr genäht – gut, weiter. Aber bei so persönlichen Blogs mit Tagebuchcharakter – sag ich mal – also dem Blogursprungsgedanken – da bleibt dann das Gefühl bei mir: bestellt und nicht abgeholt….und echt nur da.

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      • kiddo the kid
        19. Mai 2016 at 17:02

        Stimmt, bei Tagebuchblogs würd ich das auch seltsamer finden. Ich überlege gerade, ob mir da Beispiele einfallen…nee. Anscheinend lese ich nur themenbezogene Blogs. Total pragmatisch. Huch.

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  • Ein Jahr später – Fadenvogel
    18. Oktober 2019 at 20:58

    […] als digitales Relikt im Netz. Keiner weiß, wo sein Schreiber geblieben ist. Versetzt im Netz. Im Mai 2016 habe ich meinem Blog einmal versprochen, dass es ihm nicht so ergehen wird, aber jetzt ist es ihm […]

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