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10 Regeln für die Nacht mit Kleinkindern

Schlafen mit KleinkindernHeute Nacht bin ich aufgewacht und ein Fuß lag auf meiner Nase.

Der Fuß war ein kleiner Fuß, ganz glatt und ohne Hornhaut, nur 26 cm lang, aber er roch bisschen nach Käse mit Babyöl.

Als ich untersuchte, zu wem dieser Fuß gehört und wie sein Besitzer in meinem Bett liegt, damit ich ihn so quer über der Nase habe, musste ich feststellen, dass dieser Fuß wohl einem meiner Kinder gehört (was machen die eigentlich hier in meinem Bett?) und dass sein Besitzer quer und nicht längs liegt.

Wer nachts ins Eternbett steigt, sollte sich zumindest an die allgemeine Liegerichtung halten…Sardellenschlafen, sozusagen und nicht einfach quer zwei Kopfkissen belegen.

Ich schaue auf die Uhr. Wenn es schon gegen morgen geht (also ab 4 Uhr) ist es schlecht, ein Kind aufzuwecken und in die richtige Schlafposition zu befördern, da die Gefahr einfach zu groß ist, dass es dann mit großen Augen mitten auf deinem Kopfkissen sitzt und „Frühstück.“ sagt.

Alles vor 4 Uhr wird gnadenlos herumgezerrt und wieder in Sardellenlage gebracht…

Es ist noch nicht mal 2 Uhr morgens, also: Kind wird herumgedreht.

Dabei fällt mir auf, dass da noch ein Kind liegt. (Die Zwillingsüberraschung hört nicht auf. Das erste Mal beim Frauenarzt mit dem süffisanten: Ach, da ist ja noch eins. zum Ultraschallbild. Jetzt, fast 3 Jahre später, nachts im Bett: Ach, da ist ja noch eins…)

Das andere Kind hat sich eingekeilt und liegt auf meiner Bettdecke auf Papas Fuß.

Papa grunzt bisschen. Er kann sich eigentlich nicht mehr bewegen im Schlaf. Ich kann mich nicht mehr richtig zudecken. Chapeau – zwei Fliegen mit einer Klappe, das muss man ihm lassen, dem Zwerg.

Ich seufze und versuche zu rekapitulieren, wie ich in die Lage gekommen bis, um 2 Uhr morgens meine Bettdecke und mein Kopfkissen verloren zu haben…

Was habe ich falsch gemacht? Eigentlich nichts, denke ich mir und krümmle mich wieder in die freie Stelle zurück. In den letzten Jahren bin ich gelassen geworden was der richtige Umgang mit Kleinkinder beim Einschlafen und beim Durchschlafen und beim Eltern-Kind-Co-sleeping ist. Die Wahrheit? Es gibt kein Patentrezept für alle und jeden. Ich habe aber einen 10-Punkte-Leitplan für mich, die ich euch hier mal aufschreibe:

Die 10 Erkenntnisse für die Nacht mit Kleinkindern:

1. Schlaf ist das Wichtigste überhaupt. Alles andere wird untergeordnet. (alles andere: Erziehungsideale, Vorstellungen von deiner Schwiegermutter, Vorstellungen von dir selbst, Vorstellungen deines Partners) Ist alles nicht so wichtig wie Schlaf.

2. Falls du ein Kind erwartest und in einem gemütlich-kuscheligem Ehebett in Löffelchenstellung eng mit der großen Liebe deines Lebens liegst: Kauf dir das größte Bett, dass in dein Schlafzimmer passt. Irgendwann kommen sie alle…und da ist es besser, in einem großen Bett zu liegen, als in einem hübschen kleinen…(an dem Fehler arbeite ich noch…)

3. Glaube nicht, die Schlacht ist gewonnen, nur, weil dein Baby mit seinem Babybettchen jetzt im eigenem Zimmer schläft: sie kommen zurück, wenn sie laufen können…

4. Kinder haben keine Ahnung von Platzdimensionen. Seit kurzem quetsche ich mich in das Gitterbettchen von Kind A, um ihn davon abzuhalten, direkt in meinem Bett einschlafen zu wollen…da kam Kind B und wollte sich dazulegen…und sagte, ich solle rutschen…nein, es heulte, ich solle rutschen…ich habe versucht, ihm klar zu machen, dass ich nicht rutschen KANN…irrelevant, ich solle rutschen…Heultirade…

5. Wer seinen Kindern abends ungesundes Zeug wie Pizza oder Pommer zu essen gibt, der muss damit rechnen, dass vor dem Einschlafen mehrmals Wasser gefordert wird. Deswegen ist es auch schlafpolitischen Gründen sinnvoll, abends leichte Kost mit wenig Salz zu geben…

6. Einschlafrituale sind toll. Ich bete mit meinen Kindern, lösche das Licht, küsse sie und denke, dass es diesmal klappt. …dann dürfen sie doch noch lesen, doch noch ein Hörspiel hören, doch noch ein Glas Wasser trinken… versuche, nicht genervt zu sein. Es ist überall so. Kinder haben halt einen langen Atem…er ist immer länger als deiner…gewöhn dich dran.

7. Kenne deine Grenze und orientier dich nur an ihr und nicht an dem Gelabere von anderen Müttern. Es ist dein Leben. Wenn du deine Kinder in deinem Bett einschlafen lassen möchtest, weil sich damit am besten Punkt 1 erfüllt: do it. Wenn du das nicht möchtest, weil sich damit nicht am besten Punkt 1 erfüllt: Don´t do it. Bei uns ist das Im-Bett-Einschlafen total ausgeufert und ich habe feststellen müssen, dass es eben Nachtwanderer sind. Einschlafen in ihrem Bett und dann aufwachen in unserem. Okay, okay, dann machen wir das für unsere Familie eben so.

8. Die Zeit heilt alle Wunden. Stell dir vor, dass ist jetzt ein Baby, morgen ein Kleinkind, aber übermorgen ist es ein erwachsener Mensch. Irgendwann gehört dir dein Bett schon wieder selbst. Einfach mal gelassen bleiben und die Sache aussitzen.

9. Sei nie genervt. Egal, was du machst, schrei nicht rum. Droh nicht mit dem bösem Wolf, denke nicht an deinen Fernsehabend. Es ist einfach so. Wenn ein Kind wieder aus seinem Bett aussteigt und dich vorne im Wohnzimmer besucht, dann lächle, schalte den Ton ab, trag ihn wieder zurück und küsse ihn. Schlafen gehen ist keine Strafe. Der Mensch ist so gemacht, dass er schlafen muss. Deswegen ist es unsinnig, darauf zu pochen. Kinder essen, weil sie Hunger haben und schlafen, weil sie schlafen müssen. Hör auf, daraus eine Regel oder eine Pflicht zu machen. Du bist Eltern, dein Job endet nicht um 20.15 Uhr.

10. Finde heraus, was der Grund für Schwierigkeiten beim Einschlafen sein könnte. Und gewöhn dich daran, dass dieser Grund sich auch wieder ändert. Einer meiner Söhne ist nachts immer aufgeschreckt und hat uns gesucht. Irgendwann bin ich drauf gekommen, dass er vielleicht Verlustangst hat. Ich habe ihn darauf hin ein Foto von Mama und Papa an sein Gitterbettchen geklebt und gesagt, ich passe immer auf ihn auf, auch wenn ich vorne beim Fernseher sitze. Hat ein paar Mal geklappt Jetzt ist es halt wieder ein anderer Grund. Ich suche noch. Manchmal ist man als Erwachsener aber schon zu sehr sozialisiert und gedanklich eingekastelt, um Kinder zu verstehen. Dann greife auf Punkt 9 zurück und hoffe, dass Punkt 1 sich erfüllt.

 

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4 Comments

  • Larissa//No Robots Magazine
    5. Februar 2015 at 16:09

    Ich find’s so schön, dass du so ehrlich bist und nie wie die Perfekto-Millionärs-Mamis rüberkommt. 🙂

    Reply
  • Sandra
    5. Februar 2015 at 20:25

    Du sprichst mir aus der Seele!
    Unser Sohnemann hat in 2,5 Jahren gefühlt 5 mal durchgeschlafen und ebenso oft alleine eingeschlafen, er ist ein absolutes Kuchelbaby/Kind und ohne „Haare schmusen“ also permanent in meine Haaren rumzuzupfen geht abends/nachts gar nicht nervig aber ich kann es wohl nicht ändern außer ich lasse sie abschneiden – Papa schmusen mag er nicht weil Papa hat Bart und wenn er frisch rasiert ist findet er eine andere Ausrede.

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  • Penelope
    5. Februar 2015 at 20:38

    Ich kann alles bestätigen und Punkt 9. ist der Beste !!! Sei nie genervt! Es gelingt mir nicht immer (besser gesagt, selten), aber wenn, dann ist alles gut – sämtliche Probleme lösen sich in Luft auf , und irgendwann schlafen sie alle :-).

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  • Tanja
    7. Februar 2015 at 15:41

    Du bist ein Held und diese Worte gehören an den Anfang eines jeden Elternratgebers! (Wobei „sei nie genervt“ bei mir nur in der Form „lass dir deine Genervtheit nicht zu sehr anmerken“ möglich ist… 😉 )
    Fürs Haare kuscheln habe ich allerdings einen vielleicht probierenswerten Tipp: Wir haben Lennys Lieblingskuschelhasen einen Haargummi mit Kunsthaar angezogen. So ein Ding, mit dem man sich einen Pferdeschwanz machen kann, der aussieht, als hätte man die eigenen Haare drumgewickelt. Nach zwei oder drei Tagen hatte er sich dran gewöhnt. Die Haasenhaare sind mittlerweile nur noch Dreadlocks, weil sie schon so viel gezwirbelt wurden, aber meine eigenen Haare sind total out. 🙂

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