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{short stories: Gemütlichkeit} Ticktackticktackundstop Zeit – der Augenblick mit dem Nichts

waste your timeManchmal streife ich durch andere Blogs und greife hier und da eine Idee auf. Bei dieser Idee fällt mir der Name der Aktion sofort ins Auge: short stories. Jeden Monat wird ein Thema vorgegeben und man verfasst einen Text dazu. Einen Text eben zum echten Lesen und nicht nur Fotos. Diesen Monat ist das Thema Gemütlichkeit.

Ich greife also das Thema auf und stocke. Dieses einfache Thema Gemütlichkeit gleitet mir durch die Finger. Was finde ich gemütlich? Ich weiß es gar nicht. Ich meine, natürlich finde ich Kaminfeuer irgendwie gemütlich. Und ein Glas Rotwein. Und leiser Schneefall mit einem heißem Tee..aber das ist nicht mein Alltag. Mein gemütlicher Alltag hat nichts mit Kaminfeuer zu tun.

Mein Alltag ist überflutet mit Lautstärke, Essenswünschen, Wäschebergen, Putzeimern, Büroklamotten, Uhrzeiten und Plänen für die Zukunft – privaten, beruflichen, eigene, die von Kindern…es ist ein sehr lauter Ort. Sehr hektisch und organisiert. Dabei habe ich auch Freiräume, die ich mit Frisörterminen, Klavierstunden, Bloggeschichten, Freundestreffen und Buchmessen vollstopfe. Das ist flirrend und aufregend und schön, hat aber auch nichts mit Gemütlichkeit zu tun. Wo ist also meine Gemütlichkeit? Mein Feuerschein an einem Oktoberabend?

Zeit

Zeit ist ein komisches Konstrukt. Nimm dir die Zeit! Ich habe mir die Zeit genommen. In meinen Ohren klingt das nach einem Zeitsuizid. Man kann Zeit und Leben austauschen, ist euch das mal aufgefallen? Oder auch Muffins einsetzen. Zeit, Leben oder Muffins nehmen – kann ein großer Unterschied sein. Zwischen uns Erwachsenen hier fallen diese Worte oft, als gegenseitige Anklage oder Aufforderung: Wir müssen uns jetzt endlich mal dafür Zeit nehmen.

Als ob wir eine große Kiste mit Zeit rumstehen hätten und uns endlich mal daraus was nehmen sollten. Dabei ist die Zeit immer da, sie vergeht. Ständig und ganz von selbst. Man muss sie gar nirgends raus nehmen oder am Ende noch von A nach B tragen. Die Zeit kommt ganz automatisch und immer mit. Trotzdem haben wir sie nie – mein Mann und ich zumindest. Wir haben nie Zeit. Sie ist immer weg.

Die Liste der Dinge ist auch ewig lang. Alles braucht seine Zeit. Kinder ins Bett bringen, Essen kochen, einkaufen. Ständig ist irgendjemand oder irgendetwas da, der die Zeit haben will.

Das ist nicht schlimm. Manchmal ist es nervig, manchmal ist es schön und eben nicht langweilig. Aber wirklich gemütlich ist es nur, wenn ich Zeit habe. Nicht unbedingt alleine, da können auch Kinder und Männer und Freunde dabei sein. Aber das schlechte Gewissen hört auf, der Wäscheberg schweigt und alle sind satt. Die Aufgaben sind irgendwie erledigt und die Zeit vergeht ohne das man sie sich nehmen muss.

Gemütlich finde ich also, wenn ich Zeit verschwenden kann. Mit Nichtstun. Der Moment Leere im Kopf. Das Innehalten und ich dreh mich um und frage mich, was mache ich jetzt? Was soll ich jetzt machen? Was gibt es noch zu tun? Und dann kommt im Kopf keine Antwort und man setzt sich hin, die Füße warm unter eine Decke und hat Zeit. Großartig. Und das ist mein persönliches Kaminfeuer. Der Augenblick mit Nichts. Meine Formel für die Gemütlichkeit.

 

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