Menu

Regretting motherhood oder die Fremdbestimmtheit trifft euch alle

#regrettingmotherhoodLetzen Samstag in der SZ wurde ein Artikel veröffentlicht über eine Studie, die sich mit einem Tabu beschäftigt: Frauen, die ihr Kinder lieben, aber im Grunde ihre Rolle als Mutter bereuen. Das hört sich mal ambivalent an und das ist es auch. Ich liebe, dass du am Leben bist und am Leben teilnimmst, aber ich bereue es, in diesem Zusammenhang die Mutter sein zu müssen. (so zusammengefasst habe ich es verstanden)

Die Berichte von Frauen überschlagen sich seitdem.

Eine junge Mutter schreibt dazu: Ich bin gern Mutter und ich liebe meinen Sohn sehr. Aber manchmal fühle ich mich ein bisschen wie die kleine Meerjungfrau, die aus dem Wasser die Menschen beobachtet und sich aus ihrer Vorstellung heraus ein Leben wünscht, das sie eigentlich gar nicht kennt. Zitat aus mutterseelenalleinerziehend.de

Das Thema wird heftig diskutiert. Manche verstehen nicht, wie man von Reue sprechen kann, andere prangern die gesellschaftlichen Leitbilder der *guten Mutter* an, die das ganze Unglück auslösen.

Wir leben in Zeiten, in der wir gewohnt sind, ohne Konsequenzen entscheiden zu können.

Gefällt dir dein Job nicht?
Lerne etwas anderes. Wechsel den Arbeitsplatz.
Gefällt dir das Kuhdorf nicht, in dem du geboren wurdest?
Ziehe in die Stadt. Ziehe in eine andere Stadt. Verlasse das Land, geh in ein anderes. Probiere dich ruhig aus.
Gefällt dir der Typ nicht mehr, der neben dir schläft?
Schmeiß ihn raus, nimm einen anderen, nimm mal eine Frau mit nach Hause. Suche die Liebe woanders.

Alles ist wage, alles ist im Fluss. Nichts ist sicher.

Hochzeit? Man kann sich scheiden lassen. Hausbau? Wird das Haus wieder verkauft. Urlaub? Du kannst überallhin. Auch ans andere Ende der Welt.

Und dann kommt der Tag, an dem etwas passiert, das man nicht mehr austauschen kann wie alles andere. Das Kind.

Die erste Entscheidung mit Konsequenzen.

Als ich noch kinderlos war, habe ich mal eine Freundin mit Kinder gefragt, was der größte Unterschied zwischen mit Kind und ohne Kind ist. Sie hat lange gezögert und überlegt. Ich habe erwartet, dass etwas kommt wie Liebe oder Lebenssinn oder Kindergeburtstage oder so. Aber sie hat mich angesehen und gesagt, dass man mit Kindern ein Leben führt, dass zu großen Teilen fremdbestimmt ist.

Uff, habe ich mir gedacht. Das ist ja mal starker Tobak.

Heute verstehe ich, was sie gemeint hat. Nichts ist heute mehr fremdbestimmt, so meinen wir. Der Beruf der Eltern ist nicht unser eigener. Der gesellschaftliche Status, in dem wir geboren wurden, kann sich im Laufe unseres Lebens verschieben. Die große Freiheit der Neuzeit ist unter uns ausgebrochen. Bis auf das letzte Lebensmodell: das mit Kindern. Da kommt die Fremdbestimmtheit dann mit voller Wucht zurück. Scheinbar sind nur die mit Kindern fremdbestimmt, alle anderen baden in dem Meer der Freiheit.

Und manche unter uns nennen deshalb das Mutterdasein Käfig und träumen von den Jahren, die kommen, wenn die Kinder erwachsen sind und einen wieder entlassen aus der alltäglichen Fremdbestimmtheit.

Ich möchte euch eine andere Geschichte erzählen, ohne damit sagen zu wollen, dass diese Stimmen keine Berechtigung haben.

In meiner Schwangerschaft wurde mir ein Beschäftigungsverbot erteilt.
Plötzlich Stille.
Ich bin nach dem Termin beim Frauenarzt zum Schwimmen gefahren. Voll schlechtem Gewissen, weil *schwanger zu sein* ja nicht gleich *krank zu sein* heißt. Ich könnte doch wohl sehr gut noch arbeiten. (ähh, spätestens beim Thema Frühgeburt wurde ich in diesem Punkt auch eines besseren belehrt)

Ich lag also mit meinem Bauch im Wasser und schwamm so vor mich hin.

Das war das erste Mal in meinem Leben, dass niemand mehr etwas von mir wollte. Kein schlanker Körper, keine Prüfungen, kein Büro. Ich war fertig damit. Ich konnte es kaum glauben, dass ich nicht noch irgendetwas zusätzlich zu leisten habe außer fett und schwanger zu sein. Die Gesellschaft nickte mir wohlwollend zu und sagte: Nein, das ist jetzt deine Aufgabe. Du sollst jetzt nichts anderes machen, als fett im Schwimmbad zu schwimmen.

Okay, dachte ich mir. Krass. Nach Jahren des Studiums, parallelen Ausbildungen und Prüfungen ohne Ende kam mir das bisschen wenig vor.

Ich habe Zwillinge bekommen. Das ist schon auch ein Job, aber manchmal weht mir der Wind des Gesellschaftsbildes entgegen: Zwei auf einmal? Das ist ja praktisch, da bist du dann mit einem Schlag durch.

Verwirrung.

Darf man sich nicht mehr wie zwei Kinder wünschen?

Wenn ich sage, dass ich mehr wie zwei Kinder möchte, dann kommen skeptische Blicke. (Die muss verrückt sein…)

Meine Söhne sind keine eineiigen Zwillinge. Sie sind sehr unterschiedlich. Manchmal sagen Leute auch: Och, das ist ja schon toll, aber wenn der eine ein Mädchen geworden wäre, dann hättest du es perfekt gemacht.

Noch mehr Verwirrung.

Sollte man einen Sohn und eine Tochter haben als perfekten Nachwuchs in Form von zwei einzigen Kinder?

Alle finden es großartig, dass ich noch einem minimalem Arbeitsleben nachgehe. Ich lerne auch schon wieder für eine Prüfung, aber ich muss nicht.
Ich muss das erste Mal nichts mehr.
Ich schaue auf kinderlose Frauen und ihr Bestreben, einen geilen Job an Land zu ziehen. Die Selbstverwirklichung zu erreichen in Form eines Arbeitsvertrages. Unbefristet. Ich denke über Fremdbestimmtheit nach und sehe sie plötzlich überall.

In der Werbung der perfekte Körper. Frauen wollen ihn unbedingt.

In den Zeitungen der perfekte Job. Frauen wollen ihn unbedingt.

Im Kino die große Liebe. Frauen ohne Partner gelten nur als MinusPluseins.

Nirgends eine Pause vom perfektem Glück.
Die Fremdbestimmtheit ist heute getarnt als die Freiheit, das gesellschaftlich richtige zu wählen und dann am Ende auf einer Party die richtige Story über das richtige Wochenende erzählen zu können. Neid und Missgunst wohin man sieht. Mehr Geld, ein intellektuellerer Job, Kinder oder nicht, Hochzeit oder Single mit über 30.

Frauen sind noch immer in Korsetts geschnürt und die meisten davon lassen sich noch nicht mal abends in den Schrank hängen. Sie schnüren permanent ein und wollen, dass Frauen jetzt alles zu wollen haben: Kinder, Karriere, Hochzeit und einen Sitz als Elternbeirat. Kann man nicht nur ein paar Dinge daraus wählen?

Ich habe Geschichte studiert. Mit ziemlichem Erfolg. Als ich nach bei meinem Magister am Lehrstuhl arbeitete, begegneten mir zwei Frauenschicksale.

Die erste war die Doktorandin des Professors. Ich hatte mit ihr im ersten Semester eine ziemlich heftige Begegnung. Ich holte mir meine erste Hausarbeit ab und sie sagte mir, dass ich wirklich bodenlos schlecht war. Sie hat lächelnd zu mir gemeint, dass ich mir überlegen sollte, ob ich dieses Studium überhaupt machen könne.

Große Sinnkrise.

Ich saß auf der Treppe und habe fast geheult. Ich bin zu blöd für die Geisteswissenschaft. Ich kann das nicht.

Am Ende meines Studiums hatte ich ihren Job.

Sie hat den Lehrstuhl verlassen, weil sie zwei kleine Kinder hat und diese nicht immer alleine lassen wolle. Die Mittel wurden frei und ich eingestellt. Ich solle meinen Doktor machen, so hat mir mein Professor gesagt.

Die zweite Frau war seine Sekretärin. Sie war alleinerziehend mit zwei älteren Kindern und hat von einer bitteren Scheidung gezehrt. Wütend war sie. Wütend auf alle. Wütend auf all die verpassten Chancen in ihrem Leben. Sie war Buchhändlerin und träumte von der Schriftstellerei.

Mein Professor hat mit mir gesprochen. Ein Jahr, sagte er. Ich könne den Doktor auf Basis meiner Magisterarbeit in einem Jahr schaffen, wenn ich mich anstrengte. Er müsse mir aber gleich sagen, dass – falls ich eine wissenschaftliche Karriere anstrebe – ich einen finanziell unabhängigen Partner für Durststrecken brauche und ich könne wohl keine Kinder bekommen, außer, ich würde es verkraften, dass sie bei der wissenschaftlichen Karriere auf Platz 2 stehen und viel fremdbetreut werden würden.

Ich saß in dem Zimmer und die wütende Sekretärin draußen telefonierte.

Ich bin aufgestanden und habe ihm die Hand geschüttelt.
Danke, habe ich gesagt, aber das wird nichts mit mir. Ich mache jetzt eine Lehre bei meinem Vater. Als Steuerfachangestellte.

Oh, sagte er, Steuerberaterin wäre auch ein toller Beruf.

Nein, sagte ich, Buchhalterin. Ich werde jetzt Buchhalterin, denn ich möchte Kinder und ich möchte einen Job, der es mir erspart, einen finanziell unabhängigen Partner haben zu müssen.

(An dieser Stelle möchte ich allen Frauen zujubeln, die sich trotz diesen Aussichten dennoch für eine solche Karriere entschieden haben. Man wird euch Pionierinnen nennen. Mich nicht. Ich weiß das. Ich bereue es aber nicht. Ich gucke mir sehr gerne fremde Leben in Form von ihren Bankkonten an.)

Ich bin eine Frau, die aus allen Möglichkeiten wählen konnte. Erst, wenn man etwas wirklich abgelehnt hat, kann man es wohl auch gehen lassen. Eine Sache wird wohl erst dann bereut, wenn man die Möglichkeit gehabt hätte, unter anderen Umständen, sie aber nicht wirklich hatte. Ich hätte nicht gehabt. Ich hatte wirklich. Ich bin sehr glücklich darüber. Eine Ausnahme, dass ist mir klar. Ich wußte irgendwann, was ich wollte und dazu gehörten keine Vorträge, Auslandsjobs oder Asienreisen.

Ich wollte Kinder und ein Haus im Grünen. Ich wollte Backrezepte und Spielplatzvormittage. So sieht mein Glück eben aus. Man könnte es jetzt Vintage-happiness nennen.

Ich bin aber immer noch fremdbestimmt, wie alle anderen auch.

Ich will immer noch schlanker werden und ich will auch nicht den doofsten Job in der Bürohierachie, aber ich backe meine Brötchen in dem Herd, den ich mir gezimmert habe und sie werden für mich knusprig genug. Ich bin fremdbestimmt nicht durch einen Arbeitsvertrag, sondern durch die Bedürfnisse, die Kinder so haben.

Mein jetziger Job kommt manchmal nicht gut auf Parties. Ich bewege mich in den ehemaligen Uni-Kreisen mit ihren Jobs als Journalisten und Weltverbesserern und spiele manchmal mit meinen Antworten.

Manchmal sage ich nur: Och, ich bin Hausfrau und Mutter und arbeite als Bürofutzi in der Buchhaltung. Damit bin ich schon mal laaangweilig und die Sektgläserträger wundern sich, wer mich denn kannte, um mich einzuladen. Ich muss wohl mit einem der Kommilitonen mal was gehabt haben.

Die große Freiheit ist ein Betrug. Eure neoliberalen Biographien kotzen mich an. Euer Leben ist nur ein Wimpernschlag lang und der große Ruhm dauert höchstens 15 Minuten.

Danach seid ihr alt und eure Brüste hängen, auch wenn kein Kind daran gesaugt hat. Am Ende werdet ihr durch kleine Nerds ersetzt, die in der Kinderkrippe Mandarin gelernt haben und zu eurem Ausscheiden gibt es vielleicht sogar eine Blaskapelle. Oder auch nicht. Danach könnt ihr nach China reisen und Vorträge über die digitale Zukunft halten.

Mir wird es auch nicht besser gehen. Vielleicht werden meine Söhne nach Australien auswandern und meinen Geburtstag vergessen. Vielleicht hasst mich meine Schwiegertochter und ich befinde mich ständig in einem Minenfeld der weiblichen Eitelkeiten. Vielleicht denkt mein Sohn auch, er könne mir seinen Partner nicht vorstellen, weil er glaubt, alle alten Frauen hätten was gegen schwule Paare und so vergessen sie meinen Geburtstag und rufen ein paar Tage später hektisch an.

So können wir alle am Ende alleine enden.

Ohne Partner, ohne Kinder, vergessen.

Nichts ist sicher. Alles ist im Fluss.

In der Zwischenzeit sitze ich aber gerade auf dem Spielplatz in der Sonne.

Wo bist du?

Da könnte jetzt dieser Artikel enden, aber die Mutterschaft ist für alle ambivalent, nicht nur für die, die froh sind, keine Stöckelschuhe mehr tragen zu müssen. Ich sitze manchmal am Küchentisch und heule, weil mir alles zu viel ist.

Einer meiner fast 3jährigen Söhne ist aufgestanden und hat mir ein Feuerwehrpuzzle gebracht. Ich habe ihn gefragt, ob er denn denken würde, dass Puzzeln bei einer heulenden Mama helfen würde. Er hat mich sehr ernst angesehen und genickt. Puzzeln hilft in seiner Vorstellung.

Es hat tatsächlich geholfen. Bei all den ambivalenten Muttergefühlen der Welt ist eines eigentlich immer ziemlich konstant: Kinder lieben ihre Mütter. Einfach so. Ziemlich egal, wie sie aussieht oder was sie macht. Selbst die schlimmen Mütter werden geliebt.

Pffff, sagt mir eine Freundin, deine Kinder sind ja auch noch in einem süßen Alter. Warte erst, bis es richtig ätzend wird.

Vielleicht hat sie recht.

In der Zwischenzeit sitze ich aber sehr oft in der Sonne an einem Spielplatz und keiner erwartet mehr irgendwas von mir. Ich bin gesellschaftlich durch. Zwei Kinder gekriegt, Bürojob als Halbtageskraft, Ehefrau, bald ziehen wir aus der Stadt aufs Land. Wie bereits gesagt, gesellschaftlich durchgewunken. Ich muss keine Fragen mehr beantworten, über Lebenssinn oder Karriere. Ich muss nichts mehr werden. Keiner fragt mich mehr, wie mein Leben in 10 Jahren denn aussehen soll. Gesellschaftlich gesehen bin ich bereits. Eine Mutter halt. Ne Hausfrau halt. Ne Bürotante.

Vielleicht bin ich frei. In der größt möglichen Fremdbestimmtheit endlich frei.

22 Comments

  • hadassa
    11. April 2015 at 20:41

    Ach, dieser Artikel spricht mir wieder mal aus dem Herzen. Nur dass ich mir meine Karriere schon durchs Auswandern verhunzt habe 😉

    Reply
    • fadenvogel
      13. April 2015 at 10:52

      Danke. Schön, dass du dich wiederfindest und klar, das Auswandern hat bestimmt auch einige skeptische Blicke hervorgerufen…kann ich mir gut vorstellen…

      Reply
      • hadassa
        13. April 2015 at 11:31

        Skeptische Blicke auch,ja. Aber wenn ich mir ansehe, wozu es meine ehemaligen Schulkameraden und Kommilitonen gebracht haben, während ich noch mit der Umstellung auf eine neue Sprache und Kultur beschäftigt war, muss ich manchmal schon auch ein paar Tränchen verdrücken. Andererseits, ob die wirklich glücklicher sind?

        LG,
        Hadassa

        Reply
  • Hana Mond
    12. April 2015 at 10:11

    Eins vergisst du noch in deiner Aufzählung: Nicht nur der Ehe oder dem Job könnte man „entkommen“, sondern auch der Mutterschaft: Theoretisch könnte eine nicht-alleinerziehende Mutter jederzeit die Familie verlassen und die Kinder beim Vater zurücklassen. Und ein nicht-fremdbestimmtes Leben führen. (Und auch als Alleinerziehende gäbe es ja die Möglichkeit, zum Jugendamt zu gehen und zu sagen „Ich schaffe es nicht mehr, mich um meine Kinder zu kümmern“.)
    Man kann sich im Leben nur entscheiden, von wem man fremdbestimmt wird, das ist richtig. Wenn ich mir ein Haustier hole, wenn ich mit einem Partner zusammenziehe oder auch nur in eine WG, kann ich nicht mehr völlig selbstbestimmt leben … wenn ich nicht sehr reich bin, bin ich in meinem Einkommen von anderen abhängig, egal ob vom Arbeitgeber oder als Selbstständige von Kunden.

    Natürlich gibt es unterschiedliche Grade der Abhängigkeit und Fremdbestimmtheit – der kinderlose erfolgreiche Selbstständige, der sich die Aufträge aussuchen kann, ist (aktuell) selbstbestimmter als die Mutter mit einmonatigem Säugling. Oder auch als ein Mensch mit sehr wenig Geld – das kann auch ein sehr fremdbestimmtes Leben sein, und das ohne die Freuden eines Kindes.
    Und es ist entsprechend auch unterschiedlich schwierig, auszubrechen. Letztlich ist es aber nicht zwingend, das Mutterdasein – es gibt genügend Mütter, deren Kinder nicht bei ihnen leben (sondern beim Vater, bei Großeltern, bei Pflegeeltern). Das als aktive Entscheidung ist mehr als umstritten, die Frau würde vermutlich auf viel Kritik und Anfeindungen und wenig Verständnis stoßen – aber auch dieses Modell gibt es und Frauen, die so (gut) leben. Auch die Mutterrolle ist eine Entscheidung, nicht zwingend. Und damit durchaus selbstbestimmt, auch wenn man sich gerade nicht alles aussuchen kann, was man tun möchte (und ggfs. selbstbestimmter als das Leben eines Menschen ohne Geld, der noch viel weniger Möglichkeiten haben kann, aus seiner Situation auszubrechen).

    Reply
    • fadenvogel
      13. April 2015 at 11:09

      Ich denke, dass das nicht möglich ist. Man ist immer die Mutter dieses Kindes und die eigenen Handlungen haben immer Auswirkungen auf das Kind. *Der Mutterschaft entkommen* ist nicht drin. Du bist es, die Mutter. Ob du dich nun entscheidest ,dass Kind nicht aufzuziehen, durch Adoption, durch Pflege, durch andere Umstände, die Mutterschaft bleibt dir dennoch erhalten. Die alltägliche Rolle vielleicht nicht. Aber die Natur ist schlau. Sie hat uns mit einem Band an unsere Kinder gebunden, dass härter zu durchschneiden ist als die Nabelschnur bei der Geburt. Das Gefühl, dass Kind ist ein Teil aus deinem Körper herausgeboren und damit tatsächlich ein Teil von dir, ist schon schwierig zu umgehen. Aber natürlich geht das. Für manche gelebte Realität. Aber für viele keine realistische Option. Ich persönlich habe aber auch noch keinen Menschen getroffen, der es nicht mit sich aushandeln musste, wenn die Mutter die Kindheit nicht mit einem verlebt hat/ verleben konnte. Das war schon immer ein Punkt in diesen Biographien. Bei vielen ein wunder.

      Geld ist auch ein Thema. Da hast du recht.

      Reply
      • Hana Mond
        13. April 2015 at 15:56

        Natürlich hat das Auswirkungen, auf den Menschen selbst und den anderen Menschen, das Kind. Es wäre eine krasse Entscheidung, dieser Bruch. Und sowohl man selbst als auch das Kind trüge das mit sich herum.
        Aber: Auch bei anderen Entscheidungen ist das der Fall, wenn auch in geringerem Maße. Die Beispiel-Entscheidungen: Ehescheidung, Partner verlassen? Das kann einen anderen Menschen so ins Unglück stürzen! Beschließen, dass man doch keine Lust mehr hat auf die Selbstständigkeit – damit schickt man eventuelle Angestellte in die Arbeitslosigkeit und vielleicht einen davon für das restliche Leben in die Armut …

        Natürlich legt man die Mutterschaft nicht so eben ab. Es wäre für die meisten wohl unheimlich hart. Und es wäre eine große, gesellschaftlich größtenteils nicht akzeptierte Sache, ein oder mehrere Kinder abzugeben. Und natürlich hat man eine Veranwortung für die eigenen Kinder.
        Aber es gibt Frauen, die geben ihr Kind ab – das zeigt, es IST möglich. Natürlich hinterlässt das Spuren beim Kind – aber es hinterlässt auch Spuren, nach Jahren der Ehe vom Partner verlassen zu werden, weil der sich zu fremdbestimmt fühlt … oder von Freunden verraten zu werden … oder …

        Worauf ich hinaus will:
        Wer sich wirklich von der Mutterschaft ins Unglück gestürzt fühlt und von der Fremdbestimmtheit entkommen will, weil sein Lebensglück davon abhängt, der hat die Möglichkeit dazu.
        Die anderen genannten Beispiele, was heute alles so „unverbindlich“ zu ändern möglich ist, sind zwar Dinge, die leicht scheinen (und eine Scheidung oder gekündigter Job ist natürlich viel leichter, als Kinder wegzugeben), aber auch damit kann man andere Menschen ins Unglück stürzen – man lebt nicht in einer Blase und viele unserer Entscheidungen betreffen andere Menschen.
        Darauf möchte ich hinaus: Es gibt nicht die eine Entscheidung (Kinder abgeben), die nicht möglich ist, weil sie andere und einen selbst beeinträchtigt, und die anderen Entscheidungen, bei denen das nicht der Fall ist.

        Unabhängig davon ist ja noch, ob man selbst das tun könnte – du nicht, wie du sagst, aber du gehörst ja anscheinend auch nicht zu den Menschen, die das Muttersein ganz furchtbar finden 🙂

        Reply
        • fadenvogel
          13. April 2015 at 16:18

          Ich verstehe langsam was du meinst…Du glaubst auch nicht an die große Unverbindlichkeit…schon in den kleinen Dingen nicht. Got it.

          Reply
  • Münstermama
    12. April 2015 at 10:36

    Wirklich toll geschrieben! Ich fühle mich, wie du, heute viel freier und gelassener als noch vor den Kindern….

    Reply
  • Noch ne Muddi
    12. April 2015 at 13:32

    Schöner Artikel! Ich stehe dem ganzen Thema ambivalent gegenüber;) Einerseits gab es gerade am Anfang ziemliche Regretting-Motherhood-Momente bei mir, die manchmal auch wieder aufkeimen (was aber sicherlich jede Mutter hat und kein neues Phänomen ist:). Andererseits sehe ich es wie du: In einer Welt voller Optionen und Möglichkeiten will sich niemand mehr festlegen. Vieles ist unverbindlicher geworden. Und viel verbindlicher als ein Kind zu bekommen, geht es eigentlich nicht mehr. Man muss sich festlegen auf einen Partner, mit dem man ja dadurch – unabhängig vom Beziehungsstatus – ewig verbunden bleibt und auf ein Kind, welches immer das eigene bleibt. Plötzlich hat man Verantwortung. Bäm! Und obwohl ich viele Gedanken und Ängste von Frauen verstehen kann, die sich fremdbestimmt und wie in einem Käfig fühlen, denke ich bei manchen Texten dann auch:1. Warum habt ihr dann noch ein zweites Kind bekommen, wenn ihr Muttersein sooo schlimm findet und 2. Es ist doch nur ein kleiner Teil des Lebens, den man so eng mit seinem Kind verbringt. Die Zeit für sich kehrt doch auch irgendwann zurück.

    Bei dieser ganzen „Freiheitsdiskussion“ finde ich ein Thema auch noch sehr gruselig: Egg-Freezing. Das wird den Frauen als letzte Bastion der Selbstbestimmung und Freiheit verkauft, dabei werden Frauen damit nur noch mehr eingeengt (abgesehen von Fällen, in denen es medizinisch notwendig ist). Frauen, die das aus Karrieregründen machen, tun mir sehr Leid. Denn das heißt, dass sich unsere Gesellschaft und der Arbeitsmarkt nicht ändern und flexibler werden müssen, sondern wieder einmal die Frauen, denn die haben jetzt gar kein Argument mehr, warum sie ausgerechnet auf dem Peak ihrer Karriere schwanger werden, weil sie langsam in ein entsprechendes Alter kommen. Jetzt kann man es einfach immer weiter vor sich herschieben. Karriere first. Vermeintliche Freiheit first. Dabei ist das doch der eigentliche Käfig. Vielleicht ist es auch deswegen ein Käfig, weil die Gesellschaft Frauen, die keine Kinder haben wollen, immer noch schief anguckt. Es ist doch völlig o.k, wenn man keine Kinder haben möchte. Vielleicht würde es das Thema „regretting Motherhood“ gar nicht geben, wenn die Gesellschaft nicht gewisse Erwartungen an Frauen hätte.

    Reply
    • fadenvogel
      13. April 2015 at 11:26

      Die *Zweites-Kind-Diskussion*, da bin ich ja draußen. Mein 2. Kind ist mein drittes und das dritte *darf* ein Nachzügler werden. Ich verstehe das aber schon, dass man trotz Käfig denkt, dass es einfacher wird, wenn man noch einen Spielgefährten im Haus produziert. Ab so 1,5 Jahren werden Kinder ohne andere Kinder ja schnell unerträglich und ich finde es jetzt schon praktisch, dass meine Kinder so viel miteinander spielen. ich habe nie ein schlechtes Gewissen, sie in den Hof zu lassen, da sie ja zu zweit sind, Fahrrad fahren, Bobbycar, usw. Manchmal ist einer der beiden alleine draußen und ich habe kurz das Bild des Einzelkindes vor mir, wie er da so still seine Runden dreht. Wirkt schon traurig. Da ist es für viele Frauen vielleicht auch ein Akt der Liebe zu dem ersten Kind, wenn man ihn nicht alleine aufwachsen lassen möchte. UND das gesellschaftliche Bild, das zwei Kinder doch so perfekt wären. Ich kenne eine Mutter aus einer Großfamilie, die mir gesagt hat, dass sie nur ein Kind haben wollen würde. Wir haben uns letzens wiedergetroffen. Ihre Tochter ist jetzt 2,5 Jahre alt und sie sagt, dass sie so massiv gefragt wird, ob die kleine Lena nicht ein Geschwisterchen bekommen würde. Sie schnaubte abfällig und sagte, dass es schon echt krass wäre, was sie so zu hören bekommt, wenn sie sagt: NEIN. Der Druck die perfekte zweite Geburt nach 2-4 Jahren erstes Kind hinzubekommen, ist also da.

      Ich stehe dem *egg-freezing* ambivalent gegenüber (wie auch sonst, das einzige Fremdwort, dass Mütter in den Mund nehmen, ist ambivalent *Augenroll* ) Ich finde, dass Unternehmen und Privatleben MEHR zusammenwachsen sollten. Kinderkrippe im Haus, freie Zeiteinteilung, usw. UND dass der Arbeitgeber Zahlungen zur Ärtzegeschichte eines Mitarbeiters übernimmt, ist ja mal eine ziemlich deutsche Erfindung. Jetzt ist die Frage, ob hinter dem *egg-freezing* eine Befreiung steht oder die heimliche Verpflichtung, noch länger als junge Frau zu arbeiten. Gewonnen werden dadurch ja in der Regel keine Jahrzehnte, sondern ein paar Jahre. Zwischen 30 und 40, meistens. Aber damit kommen wir in ganz andere urdeutschen Gesellschaftsbilder hinein…die fruchtbare Frau, nämlich. DAS ist nochmal ein ganz anderer Diskurs. Eine Frau hat nämlich nicht nur schwanger werden zu wollen, es gibt dafür auch noch den richtigen Weg. Back to the 19th century sind wir da unterwegs. Coitus non interruptus in der Hochzeitsnacht wär schön,…. fürs Bild, mein ich.

      Reply
    • Hana Mond
      14. April 2015 at 10:18

      Beim Thema „Egg Freezing“ möchte ich zu bedenken geben, dass es nicht nur um Karriere gehen muss – das kann auch eine Chance sein für Frauen, die Mitte 30 sind und keinen passenden Mann in Sicht haben, sich aber sehnlich Kinder wünschen. In Deutschland ist es für Singlefrauen schwierig bis unmöglich, ein Kind zu bekommen – Adoptionen werden an Paare vergeben, künstliche Befruchtung mit Spendersamen sind für Single-Frauen m.W. nicht erlaubt, selbst Pflegekinder bekommen Single-Frauen m.W. fast nie. Bei ungeschützten One-Night-Stands würde man Krankheiten riskieren …
      Für solche Frauen kann Egg-Freezing auch ein Segen sein.

      Ich finde die Aussage „Frauen, die das aus Karrieregründen machen, tun mir Leid“ etwas schwierig – tun dir auch Männer Leid, die in ihren 30ern noch keine Kinder wollen und erst mit Mitte/Ende 40 Vater werden? Ich finde es grundsätzlich gut, dass Frauen diese Chance haben und denen, die es genauso machen möchten wie viele Männer, diese Möglichkeit gegeben wird.
      Ob sich dadurch Druck erhöht – schwierig zu sagen. Diesen Druck wird es mMn aber unabhängig von Egg Freezing solange geben, bis Firmen kein Nachteil mehr darin besteht, wenn eine Mitarbeiterin schwanger wird. Das wäre mMn ein Quantensprung, wenn staatlich alle Nachteile der Firma finanziell ausgeglichen würden – auch die Nachteile, neue Mitarbeiter einarbeiten zu müssen – erst dann kann es mMn Gleichberechtigung bei der Einstellung geben (statt dass ein kleiner Betrieb denkt „Oha, Frau Anfang 30, wird bestimmt bald schwanger, nehm ich lieber den männlichen Mitbewerber“) und im Betrieb. Wenn es dann noch selbstverständlicher würde, dass Kinder tagsüber fremdbetreut werden, ohne dass die Eltern dann als Rabeneltern betrachtet würden … hach. Vielleicht dann in 200 Jahren oder so …?

      Reply
  • Christina / Impressionista
    12. April 2015 at 16:46

    Applaus, Applaus! Super Artikel, habe ihn verschlungen!
    Liebe Grüße,
    Christina

    Reply
  • Andrea
    12. April 2015 at 22:25

    Wunderbarer Text. Hat mich sehr persönlich berührt.

    Reply
  • Roxy | early birdy
    13. April 2015 at 09:36

    Wunderbarer Artikel! Sehr mitreißend und anregend.

    Uns stehe heutzutage alle Möglichkeiten offen, aber gerade das ist manchmal schwer auszuhalten. Eine Entscheidung zu treffen, gerade bezüglich Kindern, bedeutet oft sich gegen eine Vielzahl anderer Optionen entscheiden zu müssen.

    Ich möchte keinesfalls bestreiten, dass auch Männer es heutzutage nicht so leicht haben: sie gelten nur etwas, wenn sie eine gute Karriere vorzuweisen haben, gleichzeitig sollen sie aber treusorgende Väter sein und liebevolle (Ehe)Partner.
    Aber uns Frauen wird noch mehr zugemutet. Wie man es macht ist es falsch. „Nur“ Mutter und Hausfrau mit Halbtagsjob? Wie unmodern und langweilig! Karrierefrau ohne Kinder? Das kann ja gar keine richtige Frau sein! Karrierefrau mit Vollzeitjob und Kindern? Rabenmutter!

    Wunderbar, dass uns Frauen heutzutage so viele Möglichkeiten offen stehen! Jetzt braucht es nur noch eine Gesellschaft, die jede dieser Möglichkeiten gleichermaßen respektiert!

    Reply
    • fadenvogel
      13. April 2015 at 11:34

      Die Gesellschaft sind wir. Der Feind schläft in unserem Kopf und zeigt sich als Zwang von dem wir meinen, wir wären es selbst. Wir transportieren diese Bilder.

      Letzens habe ich eine Krippenmama getroffen. Sie schob den Kinderwagen und rauchte. Als sie mich sah, hat sie die Zigarette hinter den Rücken versteckt. Ich rauche sonst nicht. Sagte sie mir schnell. Wirklich, eigentlich nur abends auf dem Balkon.

      Ich war ziemlich irritiert, denn MiR war das ja egal. Ich habe nur in diesem Moment begriffen, dass wir uns alle gegenseitig für die perfekten Mütter halten und unsere Fehler nicht gerne zugeben wollen. Wir haben vor allem Angst in den Augen der anderen zu versagen.

      Ich habe gelacht und gesagt, dass ich letztens während der Mittagsschlafzeit meiner Kinder einen Schnaps getrunken habe, mit Kippe.

      Sie hat mich kurz angesehen und da war es. Der kurze Gedanke, dass ich vielleicht ein Alkoholproblem haben könnte. Der Witz ging nach hinten los. Habe ich ganz deutlich gespürt.

      Wir verabschiedeten uns schnell und das wars.

      Der Feind ist schon in unserem Kopf. Frauen können ganz schwer andere Frauen ohne Vorurteile und Verurteilungen betrachten.

      Reply
  • kiddo the kid
    13. April 2015 at 13:09

    „Ich bin eine Frau, die aus allen Möglichkeiten wählen konnte. Erst, wenn man etwas wirklich abgelehnt hat, kann man es wohl auch gehen lassen.“

    Da hast Du meine diffusen Gedanken prompt auf den Punkt gebracht. Ging mir so mit der nächsthöheren Beförderung. Ein Jobangebot, das alles von mir gewollt hätte. Alles wollte ich aber nicht geben. Also sagte ich: Danke, aber nein danke – und machte mich selbständig. Ohne Beförderung.

    5 Jahre später bin ich damit immer noch glücklich, habe ein Kind bekommen und wie sich zeigt, geht diese „Vereinbarkeit“ als Freiberuflerin besser als mit dem flexibelsten Festjob. Aber das nur so als sinnloser Exkurs.

    Reply
    • fadenvogel
      13. April 2015 at 14:11

      Kein sinnloser Exkurs. Wobei ich Vereinbarkeit schon ein dreckiges Wort finde, kein Wunder, dass alle Frauen es gerne in Anführungszeichen setzen. Ein dreckiges Wort, dass bedeutet, dass man zwei Gegensätze unter einen Hut bringen muss. Ich bin gegen den Gegensatz. Ich habe keine Lust mehr auf Vereinbarkeit. Ich möchte, dass es kein Widerspruch darstellt, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Ich mag mich weder bei meinem Job für meine Kinder, noch bei meinen Kindern für meinen Job entschuldigen müssen. ich will, dass meine Kinder meinen Job geil finden und mein Job das gleiche von meinen Kindern denkt…so was wie: Geil, ne Muddi, die hält was aus und heult nicht gleich wegen jedem Stress rum. Außerdem kann sie den Marsch blasen. Coole Sache, nehmen wir.

      Reply
  • Larissa//No Robots Magazine
    14. April 2015 at 11:56

    „Die Fremdbestimmtheit ist heute getarnt als Freiheit“. Vollkommen richtig! Ich finde es toll, dass jede Frau den Weg gehen kann, den sie will, egal ob Hausfrau oder Führungskraft. Aber ich finde es nicht gut, wenn man von mir erwartet, dass ich eine Karriere mache, nur weil ich studiert habe. Ich arbeite gerne, aber 40 Stunden im Büro langweilen mich. Ich bin keine Führungspersönlichkeit. Und mein toller Akademiker-Job bringt mir eh kein Geld. Ich will arbeiten. Aber ich muss keine Karriere machen. Ich finde es nicht okay, wenn mich Leute abwerten, wenn ich sage, dass ich selbstverständlich erstmal zu Hause bleibe und mein Mann vermutlich keine Elternzeit nehmen wird. So what? Er hat den besseren Job, er verdient mehr Geld. Ich habe mein Leben so gewählt. So ist es eben.

    Reply
  • nochnemuddi
    15. April 2015 at 12:11

    Das Thema wurde nun auch noch von Spiegel, Focus und diversen anderen Medien aufgegriffen. Mir fehlt bei der derzeitigen Duskussion die Perspektive der Väter. Was meint ihr? Hab mir dazu mal ein paar Gedanken gemacht….Regretting Fatherhood: https://nochnemuddi.wordpress.com/2015/04/15/und-was-ist-mit-den-vatern-regretting-fatherhood/

    Reply
  • Penelope
    15. April 2015 at 17:15

    Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich mir gar nicht mehr so sicher ob mein Leben mit Kindern fremdbestimmter ist als vorher. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, hab die Realschule und dann eine Ausbildung gemacht, so wie das von mir und meinen Altersgenossinnen erwartet wurde. Ganz nach dem Motto „Studium lohnt sich nicht“, mit Mitte zwanzig sollte man es im Idealfall zu einem Ehemann, Doppelhaushälfte und zwei Kindern gebracht habe. Den Ehemann konnte ich noch vorweisen, der Rest ließ auf sich warten. Ich hab mir ehrlich schon mit Anfang zwanzig Kinder gewünscht, aber erst durch die (vorerst) Nichterfüllung und des dadurch entstandenen „freien Raum“ kommt mir diese Zeit „selbstbestimmt“ vor. Ich hab einfach ausprobiert, welche Ziele ich mir könnte, hab ein berufsbegleitendes Studium gemacht etc. Seit meine mittlerweile dreijährigen Zwillinge da sind, bestimmen freilich sie zum Großteil unseren Tagesablauf . Meinen Job mach ich „nur“ noch Teilzeit und bin trotzdem ständig im Spagat um allen gerecht zu werden. Trotzdem empfinde ich es selten als fremdbestimmt, wenn ich mich um meine Kinder kümmere, die gehören einfach zu mir. Viel fremdbestimmter fühle ich mich, wenn ich im Job Dinge erledigen muss, deren Sinn sich mir einfach nicht erschließt ;-). Aber auch mir wächst die Mutterschaft ab und zu über den Kopf. Heute habe ich, eigentlich mehr zu mir selbst gesagt „ich hab keinen Bock mehr“, darauf fragt mein Sohn „Mama, wo ist dein Bock hin?“.

    Reply
  • […] es nach mir ginge, würden wir den ganzen Tag am Spielplatz hocken, ihr wisst das. Aber es wäre egoistisch von mir, ihnen diese Welt […]

    Reply
  • […] Weiterlesen: Krippenkinder haben es besser und Regretting motherhood […]

    Reply

Schreibe einen Kommentar zu Münstermama Cancel Reply